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Sinkende Produktionszahlen
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Audi trennt sich in Neckarsulm von allen Zeitarbeitern

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Werkleitung und Betriebsrat stimmen Audi-Mitarbeiter auf ein schwieriges Jahr ein. Verspätete Modellanläufe und Versorgungsprobleme haben Folgen für die Auslastung. Das sind die Hintergründe.

Wie die Heilbronner Stimme aus Unternehmenskreisen erfahren hat, informieren Werkleitung und Betriebsratsspitze des Audi-Werks in Neckarsulm am Dienstag, 12. Dezember, die Belegschaft über die Situation am Standort im neuen Jahr. Kern ist, dass sich die ohnehin schon schwache Auslastung in den ersten beiden Quartalen weiter verschlechtern wird. Hierauf müsse man weiterhin flexibel reagieren, um eine wirtschaftliche Fahrweise garantieren zu können.

Audi wird sich daher im ersten Quartal 2024 von allen Zeitarbeitern trennen, das sind aktuell rund 600 Beschäftigte. Bei der Stammbelegschaft ändere sich nichts, betont das Unternehmen. „An der Beschäftigungssicherung, die wir in Audi Zukunft getroffen haben, darf nicht gerüttelt werden“, sagte Betriebsratschef Rainer Schirmer im Gespräch mit der Heilbronner Stimme. Aktuell gibt bei Audi eine Beschäftigungsgarantie bis 2029.


Audi kämpft mit sinkenden Produktionszahlen: 
Gründe für die Auslastungsprobleme 

Das nächste Jahr steht bei Audi in Neckarsulm ganz im Zeichen der Modellanläufe des neuen A5 (intern B10) und des neuen A7 (intern C9). Der neue A5 kommt ohnehin schon später als geplant: Aktuell ist der Produktionsstart für die Kalenderwoche 27 (Anfang Juli) vorgesehen, geplant war ursprünglich einmal die Kalenderwoche 13 kurz vor Ostern. Zudem läuft am Standort Böllinger Höfe die Produktion des Sportwagens R8 im ersten Quartal aus, die Nachfrage für den vollelektrischen E-Tron GT hat ebenfalls nachgelassen. Darüber hinaus kämpft das Unternehmen mit Versorgungsproblemen für die Motoren der aktuellen Modelle A6, A7 und A8.


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„Diese Herausforderungen haben weitreichende Auswirkungen auf das Unternehmen und im Besonderen auf unseren Standort und erfordern unser Handeln“, sagt der Neckarsulmer Werkleiter Fred Schulze. „Experten von Unternehmens- und Betriebsratsseite haben die komplexe Situation analysiert und notwendige Maßnahmen abgeleitet, um diese Phase bis zum Produktionsstart des B10 bestmöglich zu überbrücken – und zwar gemeinsam. Wir rücken noch enger zusammen und werden Wege finden, wie wir aus der Situation das Beste machen können.“

Unterstützung für Ingolstadt

Größter Einschnitt ist der Abbau aller Zeitarbeiter. „Dass wir jetzt qualifizierte und eingearbeitete Zeitarbeiter abmelden müssen, ist für uns eine schwere Entscheidung. Doch aufgrund der derzeitigen Gegebenheiten haben wir leider keine andere Wahl“, so Schulze. Zeitarbeit ermögliche Audi, flexibel zu reagieren und Bedarfsspitzen abzudecken. Mit dem Hochlauf des B10 werde der Personalbedarf im zweiten Halbjahr wieder steigen.

„Wir prüfen daher, wie wir diesen Bedarf dann abbilden werden. Uns ist ein gutes Verhältnis zu den Zeitarbeitern und den Zeitarbeitsfirmen sehr wichtig“, betont der Werkleiter. Beim Stammpersonal sollen in den ersten Wochen und Monaten des neuen Jahres die Qualifizierungsmaßnahmen für den neuen A5 intensiviert werden.

 

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Zudem ist geplant, Mitarbeiter für den Anlauf des Elektroautos Q6 E-Tron im neuen Jahr für eine begrenzte Zeit nach Ingolstadt zu entsenden. „Wir müssen uns in dieser schwierigen Phase gegenseitig über Fachbereichsgrenzen hinweg helfen. Dabei wird es auch zu Maßnahmen kommen, die erneut viel Flexibilität von der Belegschaft erfordern werden. Wir appellieren daher an alle Mitarbeitenden, uns insbesondere jetzt bei der Umsetzung von Lösungen zu unterstützen“, betont Werkleiter Schulze.

Produktionszahlen sinken weiter

2022 wurden im Neckarsulmer Audi-Werk inklusive des Standorts Böllinger Höfe in Heilbronn knapp 150.000 Fahrzeuge gefertigt, ausgelegt ist der Standort aktuell noch für die doppelte Menge. Hochrechnungen unserer Zeitung zeigen, dass das Werk im laufenden Jahr auf etwa 160.000 gefertigte Fahrzeuge kommen wird.

Durch den verspäteten Anlauf des A5 (B10) und den ohnehin erst für letzte Quartal geplanten Start des neuen A7 (C9), werden die Produktionszahlen 2024 erneut sinken. Mutmaßlich auf etwa 130.000 Fahrzeuge, so die Prognose der Heilbronner Stimme. „Die Anläufe von B10 und C9 sind unser Licht am Ende des Tunnels. Bis dahin müssen wir gemeinsam durchhalten – für unseren Standort“, sagt Betriebsratschef Rainer Schirmer.


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Neuer Audi A5 mit weniger Tarnung gesichtet

Unterdessen ist der neue A5 Avant erstmals mit weniger Tarnung abgelichtet worden. Zu sehen ist, dass der Kombi sportlicher wirkt als das aktuelle Modell, aber die Grundform behutsam weiterentwickelt wird. Auffällig sind die bündigen Türgriffe, auf den neuen Fotos sind nun vorne auch die künftigen Serienscheinwerfer zu sehen. Am Heck verschleiert Audi die Rückleuchten nach wie vor mit entsprechender Tarnung.

"Der neue A5 wird ein fantastisches Auto mit einer sehr dynamischen Optik und einer neuen Generation von Diesel- und Benzinmotoren“, so Technik-Vorstand Oliver Hoffmann. „Außerdem wird es Plug-in-Hybride mit elektrischen Reichweiten von mehr als 100 Kilometern geben."


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Wie geht es in den Böllinger Höfen weiter?

Offen ist derweil, wie es nach dem Ende des R8 in den Böllinger Höfen weitergeht. Unter dem Arbeitstitel „Rnext“ macht sich der Autobauer schon seit längerer Zeit Gedanken über einen neuen Sportwagen. Diskutiert werden aktuell zwei Konzepte – ein Fahrzeug mit Plug-in-Hybrid und eine vollelektrische Variante. Die Entscheidung wurde immer wieder vertagt.


Wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist, soll nun aber im ersten oder zweiten Quartal des neuen Jahres Klarheit herrschen, welches Modell in Heilbronn gefertigt wird. Das zweite Modell aus Heilbronn, der vollelektrische E-Tron GT, erhält im neuen Jahr eine umfassende Modellüberarbeitung. Die betrifft sowohl die Optik als auch die Technik.

 

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Kommentare

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Raphael Benner am 12.12.2023 12:30 Uhr

Tja, wenn man nur auf Ideologie setzt und Steinkohleverbrenner (e-Autos) produziert, die keiner will, ist dies das Ergebnis.

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