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Audi streicht Schicht in Böllinger Höfen – so sehen Pläne für Belegschaft aus

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Die schwache Auslastung von Audi am Standort Böllinger Höfe in Heilbronn hat nun Folgen. Teile der Belegschaft sollen anderweitig eingesetzt werden. Ein neues Modell befindet sich noch in der Konzeptphase.

Ein Blick in die Produktion des vollelektrischen E-Tron GT. Die Nachfrage ging zuletzt deutlich zurück.
Ein Blick in die Produktion des vollelektrischen E-Tron GT. Die Nachfrage ging zuletzt deutlich zurück.  Foto: Stefan Warter (AUDI AG)

Wie die Heilbronner Stimme exklusiv recherchiert hat, fällt am Audi-Standort Böllinger Höfe eine Schicht weg. Das hat der Autobauer unseren Informationen zufolge gestern der Belegschaft mitgeteilt. Hintergrund ist zum einen, dass der Sportwagen R8 Ende des Monats ausläuft. Zum anderen hat die Nachfrage nach dem vollelektrischen E-Tron GT in den vergangenen Monaten stark nachgelassen.

Unseren Recherchen zufolge werden derzeit täglich nur etwas mehr als 30 Fahrzeuge des Stromers gefertigt – möglich sind aber 50. Aufschwung erwartet man sich von einer Modellüberarbeitung für den E-Tron GT, die Mitte April vorgestellt wird.


Teile der Belegschaft sollen nach Neckarsulm

„Der letzte R8 läuft Ende des ersten Quartals 2024 vom Band. Damit endet in den Audi Böllinger Höfen die Produktion einer Sportwagen-Ikone. Der vollelektrische Audi E-Tron GT wird weiterhin in den Böllinger Höfen gebaut. Der E-Tron GT macht den Großteil des Produktionsvolumens in den Böllinger Höfen aus, die Montage erfolgt auf derselben Produktionslinie wie die des R8", sagte ein Audi-Sprecher auf Anfrage.

„Einige Mitarbeitende werden nach Auslauf des R8 im Werk Neckarsulm eingesetzt, wo für den Anlauf des A5 und A7 Kapazitäten benötigt werden.“ Der Produktionsstart für den A5 ist dem Vernehmen nach für die Kalenderwoche 27 (Anfang Juli) vorgesehen, geplant war ursprünglich die Kalenderwoche 13. Die Fertigung des neuen A7 (intern C9) wird wohl erst im Spätherbst losgehen. 

Rückblick auf die Anfänge des R8

Viele Audianer blicken schon wehmütig auf das Produktionsende des R8, zumal die Entscheidung für einen möglichen Nachfolger bisher nicht gefallen ist. Da bleiben erst einmal nur die Erinnerungen. Fast 17 Jahre ist es her. Staunende Blicke, aufgeregte Diskussionen und sehr viel Applaus. Als am 27. September 2006 beim Autosalon in Paris das Tuch vom Fahrzeug gezogen wurde, rieben sich Konkurrenz und Fachwelt die Augen.

Das ausverkaufte Sondermodell R8 V10 GT RWD bildet den Schlusspunkt des Sportwagens. Ende März endet die Produktion des R8.
Das ausverkaufte Sondermodell R8 V10 GT RWD bildet den Schlusspunkt des Sportwagens. Ende März endet die Produktion des R8.  Foto: (AUDI AG)

Ein reinrassiger Sportwagen von Audi? Das hatte man der Marke zu dem Zeitpunkt nicht zugetraut. Die erste Generation wurde noch direkt in Neckarsulm gebaut, R8 Nummer zwei dann in Heilbronn. Zum Finale des Sportwagens hatte die zuständige Audi Sport GmbH das Sondermodell R8 V10 GT RWD aufgelegt. In weniger als 24 Stunden waren alle 333 Exemplare (Einzelpreis mindestens 225.000 Euro) vergriffen. 

Kein direkter Nachfolger für den R8

Bereits vor einigen Jahren begann die Diskussion um einen potenziellen R8-Nachfolger. Doch eine Entscheidung für das Projekt „Rnext“ wurde immer wieder vertagt. Diskutiert wurden zuletzt zwei verschiedene Varianten – eine mit Plug-in-Antrieb und eine rein elektrische Version.

Fakt ist, dass es immer noch kein grünes Licht gibt. Die italienische Audi-Schwester Lamborghini hingegen bringt in der zweiten Jahreshälfte einen Nachfolger für den Sportwagen Huracan auf den Markt. Der hatte sich wie schon zuvor der Gallardo die Plattform mit dem R8 geteilt. Zumal die Lamborghini-Karosserien ebenfalls in den Böllinger Höfen entstanden sind.

Geheimprojekt „Avus“ nimmt Fahrt auf

Eine mögliche Option ist ein neuer Sportwagen. Nach Informationen der Heilbronner Stimme prüft das Unternehmen gerade intensiv, einen vollelektrischen Zweisitzer zu entwickeln und in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts in Heilbronn zu produzieren. Vorbild für das Geheimprojekt, das intern den Namen „Avus“ trägt, ist die Baureihe 718 von Porsche, die ab Ende 2025 ebenfalls elektrisch unterwegs sein wird.

„Es wird gerade geprüft, wie sich so ein Auto finanziell darstellen lässt“, sagt ein Insider gegenüber unserer Zeitung. Vor etwas mehr als einem Jahr noch hatte man die Idee ursprünglich verworfen, weil sich der Wagen nicht rechnen würde. Nun hat sich Audi-CEO Gernot Döllner dem Vernehmen nach der Sache angenommen. Sogar Konzernchef Oliver Blume soll sich unseren Informationen zufolge für das Fahrzeug einsetzen.

Höhere Auslastung angemahnt

Die schwache Auslastung in Neckarsulm und Heilbronn war erst am Donnerstag das beherrschende Thema der Betriebsversammlung von Audi. „Wir brauchen eine sichere Auslastung. Wir brauchen einen Nachfolger in den Böllinger Höfen und weitere Fahrzeuge für den Standort Neckarsulm, um die Auslastung in den Jahren 2027 fortfolgend zu sichern“, sagte der stellvertretende Betriebsratschef Alexander Reinhart in Richtung Vorstand.

„Treffen Sie daher so bald wie möglich die richtigen Entscheidungen: Für die Böllinger Höfe. Für Neckarsulm. Für uns als Belegschaft.“

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Kommentare

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Wolfram Herzog am 12.03.2024 08:10 Uhr

Vollelektrisch in den Untergang. Manager die sich bei drr Modellplanung an den Wünschen weltfremder Politiker orientieren statt an den ptentiellen Kunden fahren Audi an die Wand. Keine guten Aussichten…

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