SLK-Chef kritisiert die fehlende Corona-Strategie
Die Infektionszahlen steigen, doch klare Regeln im Umgang mit dem Wiederaufflammen der Pandemie fehlen. Es gibt weiter Fragezeichen bei den Bürgertests ab 1. Juli.

Die Corona-Fallzahlen steigen kontinuierlich. Für Deutschland gab das Robert-Koch-Institut die Inzidenz am Donnerstag mit einem Wert von 532,9 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche an (Vortag 488,7). Der Trend zeigt sich auch bei den SLK-Kliniken. 25 Patienten mit positivem Befund waren dort nach Auskunft von SLK-Chef Thomas Weber am Donnerstag erfasst, nachdem die Patientenzahlen zuvor lange Zeit einstellig gewesen seien. Einige hätten relativ langwierige Krankheitsverläufe. "Die positive Entwicklung hat sich etwa seit Beginn vergangener Woche gedreht", sagt Weber.
Deutlich mehr SLK-Mitarbeiter sind in Quarantäne
Es seien auch wieder deutlich mehr Mitarbeiter in Quarantäne - knapp 40 in dieser Woche, zuvor sei auch dieser Wert lange Zeit einstellig gewesen. "Das ist ein überraschend negativer Trend, wir hatten über den Sommer eigentlich mit einer längeren Phase der Entspannung gerechnet", so Weber weiter.
"Die Zahlen steigen eindeutig, wobei fast alle, die in meine Praxis zum Test kommen, milde oder gar keine Symptome haben", sagt der Heilbronner Ärztesprecher Martin Uellner. Er geht von einer hohen Dunkelziffer unentdeckter Infektionen aus. Er persönlich glaube nicht mehr an "Schreckensszenarien" für den Herbst und Winter, sagt Uellner. Womöglich führe eine hohe Durchseuchung dazu, dass die Pandemie abbreche. "Es sei denn, es kommt eine andere Variante", wissen könne man es nicht.
Bund und Länder uneins über die künftige Finanzierung der Bürgertests
Noch keine politische Entscheidung gibt es zu der Frage, wie es ab 1. Juli mit den Bürgertests weitergeht. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) peilt an, die bislang vom Bund finanzierten Tests stärker einzuschränken. Sie sollten gezielt eingesetzt werden, wo sie den größten Nutzen bringen. Der Minister nannte etwa Besucher von Krankenhäusern, Pflegeheimen oder großen Veranstaltungen sowie Menschen, die Krankheitssymptome haben.
Beim Treffen der Gesundheitsminister in Magdeburg gab es am Donnerstag nach zweitägigen Beratungen kein fertiges Konzept dazu. Lauterbach will nun ein Paket vorlegen, das er mit Finanzminister Christian Lindner (FDP) finalisieren möchte. Es geht auch darum, dass sich die Länder künftig an der Finanzierung beteiligen sollen.
Auch der Rettungsschirm für die Krankenhäuser läuft aus
SLK-Chef Thomas Weber bemängelt "die fehlende Planungssicherheit". Besucher in den Kliniken müssen nach aktuellem Stand getestet sein. Zur künftigen Regelung der Tests "wissen wir eine Woche vorher noch nichts". Es könne nicht angehen, dass weiter am Wochenende Verordnungen erlassen würden, die von den Kliniken montags umzusetzen seien. "Es ist schon bedenklich, wenn die Politik nach zwei Jahren Pandemie nicht in der Lage ist, vorausschauend zu agieren."
Ähnliches gelte beim finanziellen Ausgleich für Krankenhäuser. Der zweite Rettungsschirm laufe Ende des Monats aus. Ob und in welchem Umfang es danach einen Ausgleich für die weitere Vorhaltung der Pandemie-Infrastruktur gebe, sei offen. "Da muss einfach Klarheit her."
Auch im Hinblick auf die mögliche Wiedereinführung einer Maskenpflicht gibt es keine Einigkeit in der Koalition. Die Verhandlungen würden beginnen, wenn das für 30. Juni erwartete Gutachten zur Bewertung bisheriger Corona-Schutzmaßnahmen vorliege, heißt es aus dem Gesundheitsministerium.




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