Oft kein Schwimmunterricht in Schulen – Angespannte Situation in Heilbronn
Ein Fünftel der Grundschulen in Baden-Württemberg kann keinen Schwimmunterricht anbieten. Auch in Heilbronn gibt es Nachholbedarf – vor allem beim Thema Schwimmflächen.

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) warnte bereits im vergangenen Jahr vor einem kontinuierlichen Bädersterben. Die Aufrechterhaltung des Schwimmunterrichts sei in vielen Kommunen angesichts fehlender Schwimmbäder nicht mehr leistbar. Und auch bei Schwimmkursen sieht es im Raum Heilbronn problematisch aus.
Auch wenn mehr Grundschüler Schwimmunterricht haben, gibt es weiterhin einen Nachholbedarf. Die Situation ist weit entfernt von einer Vollabdeckung: Haben im Schuljahr 2018/2019 fast 76 Prozent der Grundschulen und Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren im Land einen Schwimmunterricht anbieten können, waren es Anfang des Schuljahrs 2023/2024 fast 80 Prozent. Das ist dem Schreiben des Kultusministeriums an die Grünen zu entnehmen, das unserer Zeitung vorliegt. Als erstes hatte "Bild" darüber berichtet.
Die Antwort ist von Kultusministerin Theresa Schopper unterzeichnet. Sie kündigt darin an: "Alle Grundschulen ohne Schwimmunterricht sollen möglichst noch im Schuljahr 2023/2024 über die Schulaufsicht unterstützt und beraten werden." Ihren Angaben zufolge sollen so "möglichst vielen Grundschulen, in denen bislang kein Schwimmunterricht stattfindet, Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie man auch in herausfordernden Situationen Schwimmunterricht anbieten kann".
Schwimmunterricht für Kinder: Heilbronn braucht aus Sicht der Lehrer mehr Schwimmflächen
Die Situation in Heilbronn ist ebenfalls angespannt. "Wir brauchen unbedingt Schwimmflächen", sagt Melanie Haußmann, die als eine der Geschäftsführenden Schulleiterinnen in der Stadt unter anderem für die Grundschulen zuständig ist. "Wir brauchen ein Bewusstsein dafür, wie wichtig Schwimmen ist." Sie betont: Heilbronn liegt am Neckar, Schwimmen sei auch deshalb notwendig.
Dass in Heilbronn ein Hallenbad nötig ist, hat auch der Sportstätten-Entwicklungsplan gezeigt. Zuletzt hatten die Grünen im Heilbronner Gemeinderat angeregt: Man möge prüfen, ob eine Schulschwimmhalle auf dem Mönchsee-Sportplatz, der östlich der Oststraße liegt, gebaut werden kann. Entschieden ist hier nichts. Die Dieter-Schwarz-Stiftung erweitert den Bildungscampus in Richtung Neckar. In diesem Gebiet soll auch ein Hallenbad errichtet werden. Ob es für Schulen offen ist, ist unklar.
Melanie Haußmann betont: Es sei egal, wo ein Bad entsteht. "Die Hauptsache ist, wir bekommen Wasser." In Heilbronn gebe es unter Schulen einen regelrechten Wettbewerb um Schwimmflächen. Melanie Haußmann erinnert zugleich daran, dass das einstige Lehrschwimmbecken an der Böckinger Fritz-Ulrich-Schule nicht mehr in Betrieb genommen wurde, so im übrigen auch die Grünen-Fraktion im Gemeinderat in ihrem Antrag. Nicht nur Wasserflächen fehlen, es mangele auch an Aufsichten - beispielsweise für die Freibadsaison. Melanie Haußmann, die auch selbst Rettungsschwimmerin ist, ist Rektorin der Heinrich-von-Kleist-Realschule: Alle Fünfer der Schule müssten vorschwimmen. Wer nicht schwimmen könne, bekomme Schwimmunterricht, sagt sie.
Gäste der Sinsheimer Badewelt finanzieren Schwimmkurse
Private Initiativen springen mittlerweile ein, wenn es vor Ort kein Hallenbad mehr gibt oder dieses zeitweise geschlossen ist. Auch die Stadt Heilbronn bemüht sich um Unterstützung. Beispielsweise fließen Überschüsse aus der Thermengruppe Josef Wund, zu der auch die Badewelt Sinsheim gehört, in das mobile Lehrschwimmbecken "Wundine on Wheels". Dieses Angebot ist landesweit im Einsatz.
In der Region ist die Dieter-Schwarz-Stiftung aktiv, die mit der Sport-Union Neckarsulm sowie der TSG Heilbronn seit Herbst 2022 kooperiert. Zielgruppen sind Grundschulen und Kitas. Zu den Zielen gehört, dass mindestens alle Kinder im Grundschulalter das Schwimmniveau Seepferdchen erreichen.