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Land plant Einführung des Hundeführerscheins

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Tierärzte in der Region haben alle Hände voll zu tun. Sie stellen fest, dass Hundehalter häufig auch wegen Kleinigkeiten in die Praxis kommen. Könnte ein Hundeführerschein das ändern?

Gehen manche Hundebesitzer zu voreilig zum Tierarzt, weil sie nicht ausreichend Grundwissen über die Pflege ihres Tieres haben?
Gehen manche Hundebesitzer zu voreilig zum Tierarzt, weil sie nicht ausreichend Grundwissen über die Pflege ihres Tieres haben?  Foto: Sebastian Willnow

Computertomographie bei einem Kaninchen, Röntgenbilder von einer Hauskatze - der medizinische Fortschritt zeigt sich längst auch in Tierarztpraxen. Behandlungen werden zeitintensiver. Ärzte und medizinische Fachkräfte haben laut Experten alle Hände voll zu tun. Das knappe Personal kommt an die Belastungsgrenze; die Kunden und ihre Tiere nehmen lange Wartezeiten in Kauf.

Eine Hundehalterin aus Bad Rappenau, die sich bei der Heilbronner Stimme meldet, sieht einen Grund darin, dass Menschen zu wenig über ihre Tiere Bescheid wüssten. Sie fordert die Einführung des sogenannten Hundeführerscheins.

Tierhalter brauchen Mindestmaß an Kenntnis

"Die Menschen rennen mit jedem Pups zum Tierarzt", sagt Diana Rothfuchs aus Bad Rappenau. Die 75-Jährige ist nach eigenen Angaben mit Hunden und Pferden groß geworden. Sie besitzt zwei "große Hunde", einen fast zehnjährigen Husky-Appenzeller-Mix namens Amy und deren sechsjährigen Nachkommen Fjuni. Die Praxen seien voll, weil viele Hundebesitzer die einfachsten Dinge nicht könnten.

 


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Wer sich einen Hund zulege, solle ein Mindestmaß an Kenntnis haben - auch was die medizinische Versorgung angehe. Kleinere Wunden versorgen, Krallen schneiden, Afterdrüsen entleeren, Zähne und Ohren reinigen solle jeder Halter selbst vornehmen. Für einen Hundeführerschein müssten Halter sich grundlegendes Wissen aneignen.

Behandlungen werden langwieriger

Die Veterinärin Dr. Yvonne Villforth führt nach eigenen Angaben seit 25 Jahren eine Praxis in Heilbronn. "Tierarztpraxen sind überlaufen", sagt sie. Viele Menschen schafften sich zu Corona-Zeiten ein Tier an, auch weil sie einsam waren. Villforth macht die Erfahrung, dass Tierbesitzer inzwischen länger abwarteten, bis sie in die Praxis kommen.

 


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Sie befürchteten teure Behandlungskosten. Im Herbst ist eine neue Verordnung in Kraft getreten. "Die Gebühren sind nicht so erheblich gestiegen, wie manche meinen", sagt sie. Das Hinauszögern führe dazu, dass die Tiere kränker ankämen. Behandlungen würden langwieriger und kostenintensiver.

Es fehlen Tierarztpraxen

Anfragen dieser Redaktion bei weiteren Tierarztpraxen in der Region ergeben überall ein ähnliche Bild. "Wir haben gut zu tun", heißt es dann oder: "Wir sind heute voll mit Notfällen." Die Nachfrage sei sehr groß, bestätigt eine 53 Jahre alte Tiermedizinerin im Hohenlohekreis. "Ich muss auch welche ablehnen." Als Grund nennt sie viele Praxisschließungen in den zurückliegenden Jahren. Viele Tierärzte seien in Ruhestand gegangen.

Hundekauf werde Menschen zu leicht gemacht

Würde ein Sachkundenachweis für Hundehalter dazu beitragen, die angespannte Lage zu entschärfen? Darüber lässt sich nur spekulieren. "Sinnvoll wäre solch ein Hundeführerschein schon", meint die Tiermedizinerin in Hohenlohe. Viele Halter wüssten beispielsweise nicht, wann tatsächlich ein Notfall vorliege. "Sie kommen oft wegen Kleinigkeiten." Ein Allheilmittel sei ein Pflichtnachweis ihrer Meinung nach aber nicht.

 


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Villforth hält einen Sachkundenachweis für eine gute Idee. Menschen werde es zu leicht gemacht, einen Welpen im Ausland zu kaufen. "Manchmal wird ein Welpe nach dem Aussehen gekauft, ohne sich Gedanken zu machen, welche Rassen in ihm stecken könnten."

Kleine Hunde werden oft vermenschlicht

Der Hundeführerschein sollte nach Einschätzung von Ärzten für alle vorgeschrieben werden. "Kleine Hunde, beispielsweise Chihuahuas oder Pomeranian Spitze, werden oftmals nicht als Hunde respektiert, und ihre Bedürfnisse kommen zu kurz", sagt Villforth. Eine andere Ärztin beobachtet, dass die Kleinen häufig vermenschlicht würden. Es mangelt an Wissen über Haltungsbedingungen. Oft werden sie auf dem Arm getragen. Manche Besitzer denken außerdem, ein kleiner Hund müsse nicht so oft ausgeführt werden. Sie benötigten jedoch wie große Hunde genügend Auslauf und Kontakt zu anderen Hunden.

"Ein Hund ist ein hoch komplexes und sensibles Lebewesen", mahnt die Bad Rappenauer Halterin Diana Rothfuchs. Sie sei erstaunt, wie blauäugig einige neue Besitzer an die Aufgabe herangingen. Das sehe sie in der Hundeschule. Eine Qualifizierung sei sinnvoll. Angler müssten ja auch eine Fischerprüfung ablegen.

 


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Ministerien bereiten Gesetz vor

Die grün-schwarze Landesregierung in Baden-Württemberg hat in ihrem Koalitionsvertrag die Einführung eines Sachkundenachweises für Hundehalter vereinbart. Der soll in dieser Legislaturperiode, die 2026 endet, kommen. An einem entsprechenden Gesetz für den sogenannten Hundeführerschein doktert das Land noch herum.

Derzeit bereiten das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) sowie das Innenministerium einen Gesetzentwurf vor, teilt Sebastian Schreiber, Pressesprecher des MLR, mit. Dies erfordere eine umfassende Vorbereitung einschließlich fachlicher und rechtlicher Prüfungen. Behörden und Interessensgruppen seien am Verfahren zu beteiligen. Wann der Gesetzesvorschlag auf dem Tisch liegt, sei noch offen, sagt Schreiber. Auch zu möglichen Anforderungen, die Hundebesitzer künftig erfüllen sollen, macht er keine Angaben.

 


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Kommentare

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Nicole Theuer am 19.06.2023 10:59 Uhr

Ich habe seit 30 Jahren Neufundländer. Bären, mit einem sanften Gemüt und dem Herz eines Löwen. Nach dieser langen Zeit haben sich gewisse Kenntnisse eingestellt, doch und das ist auch der Rat der drei Züchter, von denen ich Neufundländer hatte und verschiedener Tierärzte, ich würde die Krallen, wie es die Bad Rappenauer Hundehalterin anmahnt, nie selbst schneiden. Durch die Krallen laufen Blutbahnen und das impliziert eine hohe Gefahr. Schneidet man falsch oder zieht der Hund beispielsweise die Pfote weg, dann kann es zu unkontrollierbaren Blutungen kommen.
Ich würde auch die pauschale Kritik, dass Hundehalten zu schnell in die Praxen gehen, so nicht stehenlassen wollen. Ein unerfahrener Hundehalter sollte lieber im Zweifelsfall einen Tierarzt über das Tier schauen lassen. Was ein Hundeführerschein, so wie es die Leser fordert, in dem Punkt bringen soll, kann ich nicht nachvollziehen. Der Hund knickt um, lahmt in der Folge. Da kann der Hundeführerschein keinen Aufschluss geben, ob eine Zerrung, eine Verstauchung oder vielleicht doch eine Knochenabsplitterung vorliegt. Das einzige, was der Hundehalter tun kann, abtasten, ob möglicherweise ein Bruch vorliegt. Ein anderes Beispiel, wie soll der Hundeführerschein einen Laien befähigen, beispielsweise eine Magendrehung oder einen Kreuzbandriss festzustellen. Hier greift doch das alte Sprichwort "Schuster bleibt bei Deinen Leisten". Wenn alles mit einem Hundeführerschein zu regeln wäre, so, wie es die Dame meint, warum muss ein Veterinärmediziner dann jahrelang studieren?

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