Neues Abfallkonzept im Landkreis Heilbronn: Wer weniger Müll produziert, zahlt weniger
Ab 2026 ändert sich bei der Müllabfuhr im Landkreis Heilbronn einiges: Neben der Einführung der Gelben Tonne werden neue Restmüll- und Biotonnen ausgegeben, deren Chip die Zahl der Leerungen erfasst. Die Pläne des Abfallwirtschaftsbetriebs fanden im Kreistag breite Zustimmung. Doch es gab auch kritische Anmerkungen.

Gelbe Tonne für Leichtverpackungen und Chip statt Müllmarke - der Landkreis Heilbronn nutzt auslaufende Verträge des Abfallwirtschaftsbetriebs, um zum 1. Januar 2026 sein Abfallsammel- und -gebührensystem auf neue Füße zu stellen. Weil die Zahl der Leerungen, die über den Chip erfasst wird, in die Berechnung der Abfallgebühren einfließt, verspricht sich der Kreis davon auch einen Anreiz an die Bürger, künftig Müll verstärkt zu vermeiden: "Wer weniger Abfall produziert, zahlt in Zukunft auch weniger", sagt Landrat Norbert Heuser.
Mit der Ausarbeitung dieses neuen Konzepts haben sich die Verantwortlichen laut Heuser seit über einem Jahr intensiv auseinandergesetzt, die Ergebnisse einer Online-Befragung eingearbeitet sowie Gremien wie den Betriebsausschuss und den Kreistag mit ins Boot geholt. Letzterer hat nun mit großer Mehrheit die Umstellung beschlossen.
Zeit nehmen für ein emotional besetztes Thema
Den bisherigen Status Quo nur erhalten zu wollen "wäre am Ende zu kurz gesprungen", befand Kreisrat Timo Frey in seiner Stellungnahme für die CDU-Fraktion. Das Thema sei emotional stark besetzt, weshalb es durchaus angeraten sei, sich dafür Zeit zu nehmen. Das Angebot des Abfallwirtschaftsbetriebs entspreche hohen Umweltstandards bei gleichzeitig vergleichsweise niedrigen Gebühren. Nichtsdestotrotz sei es notwendig, dass sich die anfallenden Müllmengen in Zukunft weiter reduzieren, so Frey. Daher ist die ursachengerechte Gebührenordnung in den Augen der CDU ein wichtiger Baustein der Planungen: "Abfall, der erst gar nicht erzeugt wird, ist immer noch der beste Abfall", betonte Frey.
In den günstigen Müllgebühren sehen die Freien Wähler indes auch Nachteile: "Niedrige Gebühren schaffen wenig Anreize, Müll zu vermeiden", sagte Björn Steinbach. Auch deshalb sei das Restmüllaufkommen im Kreis vergleichsweise hoch. In der geplanten Umstellung sieht Steinbach eine "gute, pragmatische und zukunftsfähige Lösung". Gravierende Schwächen des derzeitigen Systems, etwa dass Tonnen und Haushalte einander nicht exakt zugeordnet werden können und so durch Schwarzleerungen Gebühreneinnahmen verloren gehen, würden so künftig reduziert.
Kritik am Rhythmus der Leerungen
Leichte Zweifel am neuen Konzept wurden indes aus der SPD-Fraktion laut, unter anderem an der Aussagekraft der Nutzerumfrage vom vergangenen Herbst. Die Ergebnisse entsprächen "nicht dem, was ich in Gesprächen etwa auf Häckselplätzen so höre", sagte Wolfgang Rapp. Was die Biotonne betrifft, so habe man die Chance nicht genutzt, im Zuge der Umstellung auch die Zahl der kostenlosen zusätzlichen Leerungen im Sommer anzupassen.
Auch die Zahl der in der Müllgebühr inkludierten Mindestleerungen sei aus seiner Sicht zu hoch. "Acht oder weniger wären auch ausreichend." Daher stimme er gegen den Kreistagsbeschluss, "auch wenn in der Planung viele Punkte berücksichtigt sind, die ich gerne unterstützt hätte", so Rapp. SPD-Kreisrat Timo Natter gab dem Gremium daher die Anregung mit, den geplanten Leerungszyklus nochmals zu überdenken.
Verpackungen können weiter an Recyclinghöfen abgegeben werden
Daran will die FDP dagegen nicht rütteln. Lothar Kümmerle lobte vielmehr, dass künftig zwölf Leerungen in der Gebühr enthalten sind. Auch dass die Möglichkeit erhalten bleibt, für die Entsorgung von Verpackungsmüll weiterhin die Wertstoffhöfe des Kreises zu nutzen, sei anzuerkennen.
"Bei einer so großen Veränderung kann man die Möglichkeiten sehen, die dies bietet, oder man kann die Probleme in den Vordergrund stellen, die man meint, sehen zu müssen", stieß Felix Gaida von der ÖDP grundsätzliche Fragen an. Seine Fraktion sehe eher die Chancen, die eine Umstellung des Systems mit sich bringen kann - unter anderem, dass die Müllmenge bis 2030 halbiert werden könne. Das Verursacherprinzip führe zu mehr Gerechtigkeit und könne "nach bisherigen Erfahrungen zu mehr Müllvermeidung führen".
Grüne wünschen sich weitere Schritte zur Müllvermeidung
Auch die Grünen sehen den Landkreis mit der Umstellung "auf einem guten Weg", so Peter Gruner. Seine Fraktion würde es darüber hinaus begrüßen, wenn "schnell weitere Schritte zur Abfallvermeidung in die Wege geleitet und diese ins Bewusstsein der Öffentlichkeit getragen werden". Die Begriffe Müll und Wertstoff müssten künftig in einem Atemzug genannt werden.
Gegen eine "Gängelung der Bürger", die "durch Müllsherriffs überwacht" würden, wetterte indes die AfD. Eine solche Form der Erziehung sei "dem mündigen Bürger nicht zuzumuten", sagte Jürgen Kögel. Und wer bisher noch keinen Müll vermieden habe, der werde das auch künftig nicht tun.
Florian Vollert (Linke) interessierte vor allem, inwiefern sich die Müllgebühren für die Bürger durch die Umstellung ändern. "Das Kostenniveau wird steigen", so Beate Fischer, Leiterin des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreises Heilbronn. Die neuen Verträge brächten zwar erhebliche Mehrkosten mit sich, "aber wenn wir nichts tun, würden die Kosten exorbitant steigen", gab Fischer zu bedenken, die die Grundzüge des Konzepts in der Sitzung nochmals kurz vorstellte. Durch die Umstellung ergäben sich dagegen Einsparmöglichkeiten für den Kreis, der "im übrigen in den vergangenen 15 Jahren gebührenstabil war", wie Landrat Norbert Heuser ergänzte.
Unter www.landkreis-heilbronn.de hat der Kreis Antworten auf die wichtigsten Fragen zur neuen Konzeption zusammengefasst.