Bürgermeisterwahl in Neckarwestheim: Nur Amtsinhaber Jochen Winkler tritt an
Heute gehen die Neckarwestheimer zur Urne. Die Frage ist, wie viele Bürger abstimmen werden, denn eine Qual der Wahl gibt es nicht. Amtsinhaber und Alleinkandidat Jochen Winkler genießt große Wertschätzung.

Heute, am 17. März, wird in Neckarwestheim mehr los sein als an einem normalen Sonntag in der 4300-Einwohner-Gemeinde: Die Bürger sind aufgerufen, ihren Rathauschef neu zu wählen. Oder besser: ihre Wahl von 2016 zu bestätigen. Denn der Ausgang der Entscheidung steht schon fest – der amtierende Bürgermeister Jochen Winkler ist der einzige Kandidat für das Amt.
Wie viele Wahlberechtigte zwischen 8 und 18 Uhr zur Urne schreiten, ist daher nicht abzusehen.
Vor acht Jahren wurde der damals 40-jährige frischgebackene Familienvater mit 68,9 Prozent der Stimmen gewählt. Dabei hatte der Verwaltungsfachmann damals zwei Konkurrenten: neben dem Dauerkandidaten Ulrich Raisch einen ebenfalls gut ausgebildeten Sohn der Gemeinde, Manuel Schöb.
Bürgermeisterwahl in Neckarwestheim: Jochen Winkler galt schon 2016 als Favorit
Doch auch 2016 galt Winkler als Favorit. Schließlich war der gebürtige Finsterroter in Neckarwestheim schon ab 1999 als stellvertretender Kämmerer und von 2001 bis 2013 als Hauptamtschef bekannt, viel gelobt, und für seine tadellose Amtsführung geschätzt. Studiert hat der 1976 Geborene vor seiner ersten Anstellung in der Gemeinde an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Ludwigsburg. Seit 2008 lebt er auch in Neckarwestheim, obwohl er 2013 als Fachbereichsleiter zur Stadt Sachsenheim ging.
Trotz der Stilllegung des GKN, die die Gewerbesteuereinnahmen extrem dezimiert, wirtschaftet Winkler solide, ist ihm „vor der Zukunft nicht bange“, wie er bei der öffentlichen Kandidatenvorstellung am 6. März sagte. Diese Veranstaltung in der Reblandhalle zeigte, was dem Alleinkandidat neben der Weiterentwicklung Neckarwestheims noch wichtig ist: Bürgernähe. Schon vor seiner Wahl 2016 hatte er betont, „Ich möchte weiterhin ein nahbarer Bürgermeister sein“, sagte er, nachdem er auf die infrastrukturellen Verbesserungen während seiner ersten Amtszeit, zum Beispiel auf den Bau des Ärztehauses mit Apotheke und die Erweiterungen der Kinderbetreuungsangebote, hingewiesen hatte. Die Einwohnerzahl ist in den vergangenen acht Jahren ebenfalls um 500 Personen gewachsen – trotz der GKN-Schließung.
Visionen für die zweite Amtszeit von Jochen Winkler
Für eine zweite Amtszeit habe er Visionen, sagte der 48-Jährige bei seiner Vorstellung, auch wenn der Wegfall des Hauptsteuerzahlers GKN nur schwer zu kompensieren sei. Einen kleinen Ausgleich verspricht er sich vom Ausbau des Gewerbegebietes im Ilsfelder Weg, der neben dem Vorantreiben der weiteren Innenentwicklung des Orts auf seiner Agenda steht.
Vom Wahltag am Sonntag erhofft sich der amtierende Bürgermeister, dass „die Leute bestätigen, ob sie mit einem zufrieden sind“. Das wird sicher heute passieren, auch wenn mit keiner hohen Wahlbeteiligung zu rechnen ist. Dass vor acht Jahren über 73 Prozent der Neckarwestheimer bei der Wahl des Rathauschefs abstimmten, lag wohl weniger daran, dass man damals eine Alternative hatte, sondern eher an der gleichzeitig stattfindenden Landtagswahl. Da konnte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Neckarwestheim feierte vergangenes Jahr sein Ortsjubiläum
2023 beging Neckarwestheim das 900. Ortsjubiläum. Dabei wurde die am 5. März 1123 erstmalig als "Westheim" urkundlich erwähnte Kommune erst 1884 auf ihren Namen getauft. Seit etwa 1500 hieß sie, etwas unschöner, "Kaltenwesten". Seit die beiden Atomreaktoren, bekannt als GKN1 und GKN2 1976 und 1989 ans Netz gingen, genoss der Ort national und international Aufmerksamkeit, mit allen Vor- und Nachteilen. Der größte Vorteil: die Gewerbesteuereinnahmen, die der Gemeinde bei der Gebietsreform in den 1970er Jahren die Unabhängigkeit (von Lauffen) sicherten und eine, für die Ortsgröße, außerordentliche Infrastruktur ermöglichten, allerdings auch einen früheren Bürgermeister in Versuchung führten: 1995 wurde aufgedeckt, dass der damalige Rathauschef Horst Armbruster 41 Millionen Deutsche Mark veruntreut hatte. Er wurde nach dem Geldanlagenskandal seines Amtes enthoben.
Der Ort der heute den meisten als "Atomdorf" bekannt ist, war ursprünglich von Viehzucht, Wein- und Ackerbau geprägt.
Heute hat er 4000 Einwohner, eine Bürgerstiftung mit 7,5 Millionen Euro Kapital, ein historisches Schloss (Liebenstein) und einen 27-Loch-Golfplatz.