Nein zu Rassismus und Ausgrenzung: Kundgebung gegen Rechts in Bad Rappenau mit 300 Teilnehmern
Redner aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Gesellschaft sprechen sich auf der Kundgebung gegen Rechts in Bad Rappenau für Vielfalt und Demokratie aus.

Rund 300 Menschen nahmen am Samstag in Bad Rappenau an einer Kundgebung für Demokratie und Vielfalt teil. In kurzen Statements betonten neun Rednerinnen und Redner aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Gesellschaft, wie wichtig es sei, den rechten Gruppierungen Paroli zu bieten und sich für die Werte der freiheitlichen Grundordnung in Deutschland einzusetzen.
"Uns war es vor allem wichtig, dass hier Menschen aus der Gesellschaft sprechen", sagt Mitorganisator Klaus Harder. "Und wir wollen nicht in die Geschichte eingehen, dass wir das Feld der AfD überlassen haben, sondern wir zeigen Haltung und sagen nein zu Rassismus und Ausgrenzung", betont Harder am Ende der Veranstaltung.
Kundgebung gegen Rechts mit 300 Teilnehmern in Bad Rappenau und Liedern von John Denver und Marius Müller-Westernhagen
Mit Liedern von Hannes Wader, John Denver und Marius Müller-Westernhagen unterhält der Mediziner Peter Trunzer die mitsingenden Teilnehmer der Kundgebung. "Ich habe schon immer von solch einem Massenchor geträumt", sagt Trunzer, für den das gemeinsame Singen "auch ein Zeichen und Ausdruck von Vielfalt und Gemeinsamkeit" ist.
Einige kommen mit Schildern, Transparenten oder beschrifteten Leintüchern, um ihren Unmut über die rechtspopulistischen Gedanken kund zu tun. "Das hatten wir schon mal - das brauchen wir nicht mehr", ist da zu lesen, oder "Spiegle dich in Vielfalt, nicht in Hass". Die meisten Teilnehmer kommen aus Bad Rappenau und Umgebung. So wie Holger Graßl und seine Tochter Fiona aus Waibstadt. "Es ist wichtig, Flagge zu zeigen", sagt er. Zugleich wolle man den ausländischen Mitbürgern zeigen, "dass wir mehr sind", ergänzt Tochter Fiona.
Gemeinsam mit Demonstration gegen Rechts in Bad Rappenau: "Lebe dein Leben so, dass die AfD etwas dagegen hätte"
"Es geht mir um eine positive Freiheit in Verantwortung", sagt der in Berlin und Bonfeld lebende Ulrich Schneider, ehemaliger Bundestagsabgeordneter und Kreisrat sowie Vorsitzender des Blacksheep-Festivals, das so nicht mehr stattfinden wird. "Meine Nachbarin in Berlin ist Jüdin, mein Partner ist Pole, all diese Menschen gehören zu uns", betont Schneider, auf dessen T-Shirt steht: "Lebe dein Leben so, dass die AfD etwas dagegen hätte".
"Wenn Menschen ausgegrenzt und verfolgt werden, ist das nicht mit der Menschenwürde vereinbar", sagt die evangelische Pfarrerin Joanna Notheis. "Wir legen großen Wert auf Meinungsfreiheit, lehnen aber jegliche Form von Antisemitismus ab", betont der katholische Pfarrer Lukas Biermayer. "Die Demokratie ist ein wichtiger Pfeiler auch in der Wirtschaft, deshalb brauchen wir Vielfalt für die Demokratie und eine Demokratie, die die Vielfalt schützt", betont Daniel Bauer von Bauer Kompost in Bad Rappenau.
Manfred Schädler vom Freundeskreis Synagoge in Heinsheim erinnert an das Schicksal der ehemaligen jüdischen Mitbürger in der Nazi-Zeit und betont, wie wichtig es sei, gerade jetzt Farbe zu bekennen. "Es ist an der Zeit, die freiheitliche Grundordnung zu verteidigen und die sogenannten Protestwähler zu entlarven." Klaus Ries-Müller von der Partei ÖDP warnt vor der Gefahr für die Demokratie durch die Rechten, "die inzwischen sehr real ist".
"Demokratie ist die beste Staatsform, die wir haben" – 300 Teilnehmer bei Demonstration in Bad Rappenau
"Demokratie bedeutet seit fast 85 Jahren auf der Basis der freiheitlichen Grundordnung in Frieden zu leben", betont Sonja Hocher von den Grünen. "Von Rechts außen kommen keine Lösungen", sagt Jan Kulka von der SPD. "Demokratie ist die beste Staatsform, die wir haben, und die gute Nachricht ist, dass es immer mehr Menschen leid sind, dass die Grenzen nach rechts verschoben werden und deshalb aufstehen".
"Die Begegnung mit anderen Kulturen eröffnet neue Perspektiven und das führt zu kreativen Ideen und Innovation", sagt Jeanette Renk-Mulder, Flüchtlings- und Integrationsbeauftragte in Bad Rappenau. Vielfalt sei eine Bereicherung, nicht nur kulturell und gastronomisch, sondern auch wirtschaftlich. Gleich mehrere zugewanderte und geflüchtete Migrantinnen und Migranten aus dem Iran, dem Irak, der Türkei, aus Syrien und der Ukraine stellen sich am Ende der Kundgebung vor und berichten, dass sie hier eine Ausbildung gemacht haben und in unterschiedlichen Berufen bei Firmen oder Kliniken arbeiten. Dafür ernten sie viel Beifall von den Demonstrierenden.
Demonstrationen gegen Rassismus und die AfD in ganz Deutschland
Seit Mitte Januar demonstrieren in Deutschland Millionen Menschen gegen Rassismus und die AfD. Auslöser war ein geheimes Treffen rechter Gruppierungen in Potsdam, bei dem über eine großangelegte Rückführung von Migranten diskutiert wurde. Deshalb wurde auch in Bad Rappenau ein Bündnis gegründet, um sich für Demokratie und Vielfalt einzusetzen.
Mitinitiator Klaus Harder habe alle Fraktionen im Gemeinderat angeschrieben und gebeten, sich mit einem Statement an der Kundgebung zu beteiligen. Drei Parteien haben davon Gebrauch gemacht.