Machbarkeitsstudie zur Kochertalbahn stimmt Künzelsau optimistisch
Trotz Skepsis bei den anderen Anliegerkommunen sehen Bürgerinitiative und die Stadt Künzelsau die Kochertalbahn in greifbare Nähe rücken.

Zwischen großem Optimismus und Euphorie lässt sich die Stimmung in Künzelsau beschreiben, nachdem die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Kochertalbahn vorgestellt wurden. Denn die Ergebnisse fallen weitaus positiver aus als manch einer erwartet hatte.
Vor allem die Bürgerinitiative "Wir bauen die neue Kochertalbahn" sieht sich in ihrer Arbeit bestätigt. Deren Vorsitzender, der Künzelsauer CDU-Bundestagsabgeordnete Christian von Stetten, betont: Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zeigten, dass die von der BI in Auftrag gegebene Erhebung 2020 keine "Goodwill-Studie" gewesen sei. Dabei habe man sogar mit weniger Fahrgästen gerechnet, weil von einer Endstation am Bahnhof in Künzelsau ausgegangen worden war. "Bis Nagelsberg, wie das jetzt angedacht ist, muss man über den Kocher. Davor haben wir uns zunächst gescheut", so von Stetten. So komme man nun sicher auf mehr als 1000 Fahrgäste.
Ob das Projekt realisiert wird, ist indes noch offen. Der Hohenlohekreis und sein Kreistag müssen dahinterstehen. Und natürlich alle Anliegergemeinden. Mit ihnen wird nun gesprochen, dabei geht es vor allem um die Kostenbeteiligung. Dieser Punkt noch umstritten, weil die Baukosten so hoch sind und die kommunalen Kassen nach aktueller Schätzung 24,2 Millionen Euro beisteuern müssten.
Künzelsaus Bürgermeister Stefan Neumann sieht hier keine Probleme auf die Stadt zukommen: "Selbst wenn der Eigenanteil doppelt so hoch wäre, würde ich es in einem Zeitraum von ungefähr zehn Jahren, und darüber reden wir ja, für machbar erachten." Alles natürlich unter der Prämisse, dass sich die wirtschaftliche Lage nicht gravierend verändere. "Wir werden Kupferzell und Waldenburg da auch nicht alleine lassen", stellt Neumann klar. Die dortigen Bürgermeister-Kollegen sehen die Finanzierung deutlich skeptischer als man das in der Kreisstadt bewertet. Aber: "Die komplette Wirtschaft steht hinter dem Bahnprojekt", ist Neumann überzeugt.
Verkehrsminister gibt Rückendeckung
Christian von Stetten sieht zudem Landesverkehrsminister Winfried Hermann auf Seiten der Kochertalbahn: Der wolle die Reaktivierung, um den ländlichen Raum zu stärken. Bei den Anliegerkommunen ist von Stetten ebenso optimistisch wie Neumann. Beide betonen, dass letztlich alle vom Bahnanschluss profitieren würden, nicht nur Künzelsau, die - laut Neumann - einzige Kreisstadt in Baden-Württemberg ohne Schienenanbindung.
Bis hierhin, oder doch noch weiter?
Erneuten Gedankenspielen, die Kochertalbahn könnte irgendwann sogar noch weiter in Richtung Forchtenberg fahren, erteilen Experten und Landrat Matthias Neth eine Absage. Auch die Kochertaler Bürgermeister befürworten das eher nicht. Rainer Züfle aus Weißbach meint: "Eine echte Kochertalbahn hätte meines Erachtens nur dann Sinn, wenn sie keine Stichbahn wäre, also bis Bad Friedrichshall führen würde, und wenn auf ihr neben dem Personenverkehr auch Güterverkehr stattfinden würde." Das sei jedoch Utopie.
"Wünschenswert wäre eine Bahnanbindung aus Sicht der Stadt Forchtenberg sicherlich", so Rathauschef Michael Foss. "Ich sehe es aber wie Kollege Züfle, eine Weiterführung dürfte nicht in Forchtenberg enden. Ob das jemals wirtschaftlich darstellbar und realistisch ist, auch aufgrund der relativ wenigen Einwohner auf vielen Kilometern Bahnstrecke, ist mehr als fraglich."