Machbarkeitsstudie belegt: Bahn frei für zwei Strecken in Hohenlohe
Kreisräte begrüßen positive Aussagen für Hohenlohebahn und Reaktivierung der Kochertalbahn. Erste Züge könnten schon in fünf, sechs Jahren elektrisch nach Schwäbisch Hall fahren.

Eine Frage interessiert die Hohenloher Kreisräte am allermeisten: Wann fährt die Hohenlohebahn? "Wenn wir Glück haben, in fünf Jahren", ist Landrat Matthias Neth optimistisch. Bei der Kochertalbahn, bremst er zu viel Euphorie gleich zu Beginn, dauert es länger, so es überhaupt dazu kommt.
Reaktivierung alter Trassen
Dabei ist an diesem Montag in der Stadthalle Niedernhall eines ganz klar: Dass die Fortführung der Elektrifizierung der Bahn von Öhringen bis Schwäbisch Hall-Hessental und die Reaktivierung der Kochertalbahn überhaupt Thema sind, grenzt schon an ein kleines Wunder. Noch vor Jahresfrist hätte niemand große Hoffnung gehabt, dass die Machbarkeitsstudie für beide Strecken zu einem positiven Ergebnis kommt. Dabei haben sich weder Trassen noch Topographie verändert. Einzig der politische Wille: Die CO2-Einsparungen beispielsweise wiegen schwerer. Für eine Tonne CO2 bekomme man nun den vierfachen Kostenersatz unterstellt. Damit kommen alle Streckenplanspiele zu einem positiven Ergebnis.
Viele Schritte nötig
"Wer denkt, dass wir schnell planen und bauen, der täuscht", macht Neth auf die nächsten, notwendigen Schritte aufmerksam, nachdem die Experten vom mit der Machbarkeitsstudie beauftragten Büro Transport Technologie Constult Karlsruhe Planspiele vorgestellt haben. Doch gerade zu Schnelligkeit mahnen die Experten: Planungen schnell vertiefen, Vorplanung und Standarisierte Bewertung in Auftrag geben und GVFG-Förderantrag beim Bund stellen. Die Experten wissen: "Derart hohe Förderung gab es in der Vergangenheit nicht und wird es in Zukunft so schnell nicht wieder geben."
Hohe Förderung
Die Reaktivierung fördert der Bund mit bis zu 90 Prozent der förderfähigen Kosten. Was übrig bleibt, trägt zu 57,5 Prozent das Land. Für die Kreise und Kommunen bleiben damit zwischen zehn und 24,2 Millionen Euro, die man bereit sei zu setzen, wie Künzelsaus Bürgermeister Stefan Neumann betont, der großes Interesse an einer Reaktivierung der Kochertalbahn hat. "Künzelsaubahn" nennt es Neu-Kreisrat Uwe Köhler (FDP) hingegen kritisch. Der Ohrnberger ist an diesem Nachmittag für Gerhard Feiler ins Gremium nachgerückt.
Kreisräte sind positiv überrascht
Anton Baron (AfD) ist von der Studie "positiv überrascht". Speziell bei der Kochertalbahn habe er das so nicht erwartet. Er will wissen, ob Güter auf den Strecken transportiert werden könnten und ob es Lärmschutz für anliegende Wohngebiete gibt. Beides verneint Landrat Neth. Lärmschutz werde es nicht geben, da keine Güter transportiert würden. Das gehe nicht, da die Betriebserlaubnis nach dem Straßenbahnbeförderungsgesetz erteilt werde. Einzig auf der Hohenlohebahn könnten in geringem Umfang Güter transportiert werden.
Verkehrspolitische Fehler beheben
"Das ist heute ein guter Tag für Hohenlohe", freut sich Christian von Stetten (CDU). Damit könnte im 21. Jahrhundert ein verkehrspolitischer Fehler gut gemacht werden, der vor 44 Jahren begangen wurde, als die Bahn nicht in den Nahverkehr integriert worden sei. Er werde über den Bundestag die Sache unterstützen, wie seine Abgeordneten-Kollegin über den Landtag - das sicherte Catherine Kern (Grüne) zu. Auch Irmgard Kircher-Wieland (SPD) sieht nun die Chance, Fehlentscheidungen der letzten Jahre wiedergutzumachen.
Doppelte Strukturen darf es nicht geben
Ein heikles Thema spricht Waltraud Kuhnle (FDP) an. Sie will wissen, welche Auswirkungen das Doppelbedienverbot für den Busverkehr an der Schiene habe. Otto Weidmann (FWV) erfährt, dass die Kostenschätzung auf einem Zinssatz von 1,7 Prozent beruhe. Er will wissen, ob E-Busse auf bestehenden Straßen nicht wirtschaftlicher wären? Die Euphorie des Tages bremst Achim Beck (FWV): Er ruft die hohen Kosten in Erinnerung und zählt die noch offenen Fragen auf. Die zu klären, das wird nun Aufgabe der nächsten Monate sein.
Zeitschiene
Landrat Matthias Neth erklärt, warum die Hohenlohebahn schneller realisiert ist als die Kochertalbahn: Für die Elektrifizierung der vorhandenen Hohenlohebahn brauche es kein Planfeststellungsverfahren. Es müsse nur ein Förderantrag gestellt werden, der dann genehmigt werde, dann könne man mit dem Bau beginnen. In fünf bis sechs Jahren könnte der erste Zug elektrisch bis Hall fahren. In einem der vier Tunnel sei das Gleis bereits tiefergelegt. Für die Kochertalbahn hält Neth einen Zeithorizont von zehn Jahren für realistisch. Und könnte es zusätzliche Haltepunkte geben? Schwierig, da dann der Umlauf nicht mehr funktioniere. Jeder Haltepunkt brauche Zeit.