Warum Neuenstein plötzlich 1,6 Hektar größer wird
Die zwei Städte Neuenstein und Niedernhall haben sich einvernehmlich auf eine Grenzverschiebung geeinigt. Grund für den Tausch ist ein wirtschaftliches Projekt.

Der Vorgang ist nicht alltäglich: Die Grenzen zwischen den beiden Städten Neuenstein und Niedernhall werden neu gezogen. Neuenstein vergrößert sich um rund 1,6 Hektar, welche Niedernhall an die Kommune abtritt. Nun gibt die Kunde von Grenzverschiebungen in jüngerer Zeit aufgrund der weltpolitischen Gegebenheiten doch zu Rückfragen Anlass. Aber keine Sorge: Die territorialen Gewinne respektive Verluste sind Produkt einer "freiwilligen" und friedvollen Vereinbarung.
Der Hintergrund ist folgender: Niedernhall will ihren - gemeinsam mit Weißbach betriebenen - Gewerbepark, wo bekanntlich Gemü und Würth Elektronik residieren, gegenwärtig um einen dritten Abschnitt erweitern. Mitte Februar dieses Jahres hat der örtliche Gemeinderat den Beschluss zur Aufstellung eines entsprechenden Bebauungsplans gefasst.
Einvernehmliche Lösung
Das Problem bei der Sache: Die bisherige Gemarkungsgrenze verläuft im östlichen Bereich des Gewerbeparks "Waldzimmern" durch ein Areal, das jetzt Teil der geplanten Industriegebiets-Erweiterung werden soll. Besagtes Flurstück - das zwischen Hermersberg und Neureut liegt - befindet sich indessen bereits im Besitz der Stadt Niedernhall. Und das schon seit geraumer Zeit.
In ihren jüngsten Sitzungen haben die Gemeinderäte beider Städte den neuen Grenzlinien bereits einstimmig ihren Segen erteilt. "Es ist Sache und Wunsch der Stadt Niedernhall: Wenn dort noch ein weiteres Grundstück in die Gewerbepark-Erweiterung einbezogen werden soll, wollen wir da nicht im Weg stehen", sagt Neuensteins Bürgermeister Karl Michael Nicklas.
Durch den nun vollzogenen Deal gibt es auch Vereinfachungen im Genehmigungsverfahren: Niedernhall kann so das bereits initiierte Bebauungsplanverfahren einfach auf das genannte Areal ausdehnen - andernfalls hätte es ein weiteres und parallel laufendes Verfahren geben müssen. Denn: Für die Aufstellung von Bebauungsplänen zeichnen stets jene Kommunen verantwortlich, auf deren Gebiet sich das entsprechende Flurstück befindet.
Kompensation gibt es keine
Bekommt Niedernhall im Gegenzug für das sich nun um insgesamt 1,6 Hektar verkleinernde Stadtgebiet eine Kompensation - etwa in Form eines Grundstückstausches? Nein: "Die Änderung der Gemarkungsgrenze soll ohne finanziellen Wertausgleich zwischen den beiden Städten erfolgen", heißt es in den entsprechenden Sitzungsvorlagen.
Und was macht die Stadt Neuenstein mit jenem Territorium, das ihr nun durch die Vereinbarung zufallen wird? "Wir werden da zwar im kommenden Jahr Grundsteuer erheben, aber die 1,6 Hektar machen uns ja nicht reich", schmunzelt der Neuensteiner Bürgermeister.
Sinn und Zweck des Ganzen sei allein die gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Nachbarstadt. Man werde sogar auf eine erneute Vermessung des Territoriums verzichten, so dass für Niedernhall keine weiteren Kosten anfallen, berichtet Karl Michael Nicklas. Das ganze Vorhaben sei "völlig entspannt" angegangen und nun auch genau so umgesetzt worden.