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Neuer Regierungschef mit klarer Ansage
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„Ellenbogen hoch“: Kanadier wehren sich mit Eishockey-Bezügen gegen Trumps Pläne  

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Mark Carney wird neuer Übergangs-Premier in Kanada. Der Finanzspezialist macht in einer Antrittsrede eine Kampfansage an Donald Trump und seine Expansionsgelüste. 

Mark Carney ist neuer Parteivorsitzender der Liberalen Partei in Kanada und damit Übergangs-Premier. Es wird erwartet, dass er rasch Neuwahlen ansetzt.
Mark Carney ist neuer Parteivorsitzender der Liberalen Partei in Kanada und damit Übergangs-Premier. Es wird erwartet, dass er rasch Neuwahlen ansetzt.  Foto: Adrian Wyld

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Die Ära von Justin Trudeau in Kanada ist vorbei. Die Liberale Partei des Landes hat am Sonntag den Wirtschaftsexperten Mark Carney zum neuen Chef gewählt. Damit wird der 59-Jährige auch Übergangs-Premier des Landes, das sich der größten Krise seiner Geschichte ausgesetzt sieht. Denn seit Amtsantritt überzieht US-Präsident Donald Trump die Nachbarn im Norden mit Drohungen. Dabei geht es nicht nur um Handelszölle, sondern um die schiere Existenz des zweitgrößten Flächenstaates der Erde. Trump will das an Bodenschätzen reiche Kanada zum 51. US-Bundesstaat machen. Den Premier des souveränen Landes bezeichnet er nur noch als „Gouverneur“. 

Trumps Expansionsgelüste: Kanadier sehen existenzielle Bedrohung

Die Kanadier lassen sich das nicht bieten. Knapp 40 Millionen Menschen leben in Kanada, das ist rund ein Zehntel der Bevölkerung der USA. Doch sie sind richtig wütend – und das muss man erstmal schaffen. Wer einmal in dem Land mit dem Ahornblatt in der Flagge war, weiß: Die Kanadier sind eigentlich die entspanntesten Zeitgenossen des Planeten. Doch damit ist gegenüber den USA, dem über Jahrzehnte engsten Freund und Verbündeten, Schluss. Trumps Expansionsgelüste erscheinen ihnen als existenzielle Bedrohung für ihr geliebtes Land.

Trumps Angriffe einen die Kanadier – Stornierte Urlaube und Waren-Boykott 

Trumps Chaos-Strategie hat einen Effekt: „Sie hat uns Kanadier sehr effektiv geeint“, sagt Jessica Regan, eine Geschäftsfrau aus Vancouver mit deutschen Wurzeln. Alle Kanadier, auch die Quebec-Franzosen, die in der Vergangenheit zahlreiche Abspaltungs-Versuche unternommen hatten, seien entschlossen, ihr Land und den freien, demokratischen Lebensstil zu verteidigen. So werden Urlaube in den USA reihenweise storniert, US-Waren sind aus den Regalen verschwunden und die Regierung hat Gegenzölle angekündigt. Doug Ford, Premier der Provinz Ontario, will außerdem die Stromversorgung aus Kanada für Haushalte im US-Staat New York kappen.

Friedliebende Kanadier kämpfen, wenn es sein muss 

„Wir lassen uns das nicht bieten“, ist auch die Botschaft von Mark Carney in seiner Siegesrede.„Amerika ist nicht Kanada. Und Kanada wird niemals in irgendeiner Form ein Teil von Amerika sein“, rief er seinem jubelnden Publikum direkt nach seiner Wahl in der Hauptstadt Ottawa zu. Dann bediente sich Carney Eishockey-Analogien. Als College-Student war er selbst Eishockey-Torwart gewesen. Carney ist außerdem Harvard-Absolvent und war geachteter Chef der kanadischen und später der britischen Zentralbank. „Wir haben uns diesen Kampf nicht ausgesucht“, sagte er, „aber wir Kanadier sind immer bereit, wenn vor uns jemand die Handschuhe auf den Boden wirft.“

Faustkämpfe zwischen USA und Kanada im Mutterland des Eishockeys

Anstatt Fußball-Vergleiche anzustellen wie die Deutschen das tun, greifen die Kanadier auf Eishockey-Bilder zurück, um komplexe Sachverhalte anschaulich zu machen. Die Handschuhe auszuziehen gilt im kanadischen Nationalsport als Aufforderung zum Faustkampf.

Die Metapher war in diesem Fall aber nicht nur als Bild gemeint, denn vor zwei Wochen war ein Eishockeyspiel in Montreal zwischen den USA und Kanada zu einem wilden Boxkampf ausgeartet. Allein in den ersten neun Sekunden kam es zu drei Faustkämpfen, der über Wochen aufgestaute Frust entlud sich in dem Spiel. Die Kanadier behielten bei der Keilerei die Oberhand, auch wenn sie das Spiel später verloren.

„Kanada wird gewinnen, im Handel genau wie im Eishockey“

„Die Amerikaner sollten sich nichts vormachen: Kanada wird gewinnen, im Handel genau wie im Eishockey“, sagte Carney nun. Vorgänger Trudeau bediente sich in seiner Abschiedsrede eines weiteren Eishockey-Bezugs und streckte den Ellenbogen vor. „Ellenbogen hoch“ ist damit zum viralen Schlachtruf geworden. Er geht zurück auf die kanadische Eishockey-Legende Gordie Howe. Wenn Howe zum Ellenbogen-Check ansetzte, hatten Gegner regelmäßig ein blaues Auge oder ausgeschlagene Zähne.

Die Autorin hat an der kanadischen Ostküste gelebt und unterhält weiter enge Kontakte in das Land. 

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