Gegen Fremdenhass
Lesezeichen setzen Merken

Demo gegen rechts in München wegen Überfüllung abgebrochen – Tausende versammeln sich in Stuttgart

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Wie bereits am Samstag gingen am Sonntag erneut Zehntausende auf die Straßen, um sich gegen rechts stark zu machen. In München musste eine Demo wegen des riesigen Andrangs abgebrochen werden. In Stuttgart hatten sich 10.000 Teilnehmer versammelt.

von dpa und unserer Redaktion
Der Organisator einer Demo gegen rechts mit mindestens 80 000 Menschen in München hat die Veranstaltung wegen Überfüllung abgebrochen. Die Sicherheit der Teilnehmer sei nicht mehr zu gewährleisten.
Der Organisator einer Demo gegen rechts mit mindestens 80 000 Menschen in München hat die Veranstaltung wegen Überfüllung abgebrochen. Die Sicherheit der Teilnehmer sei nicht mehr zu gewährleisten.  Foto: Sven Hoppe (dpa)

Nach dem Protesttag mit Zehntausenden Menschen im Südwesten gingen auf Wochenende erneut Zehntausende in ganz Deutschland gegen rechts auf die Straße. In München musste der Organisator einer Demonstration gegen rechts mit mindestens 80.000 Menschen die Veranstaltung wegen Überfüllung abbrechen. Das sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. Die Sicherheit der Teilnehmer sei nicht mehr zu gewährleisten. Die Polizei ging von mindestens 80.000 Demonstrierenden aus, der Veranstalter sprach von 250.000. 

Mehrere Tausend Menschen haben am Sonntag in Stuttgart gegen rechts und für die Demokratie demonstriert. Am Marktplatz seien etwa 10.000 Teilnehmer gezählt worden, sagte ein Sprecher der Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW). Die IRGW hatte zusammen mit der Jüdischen Studierendenunion Württemberg zu der Kundgebung aufgerufen. Lediglich 700 Menschen wurden erwartet. Allerdings war schon "kurz nach Beginn der Kundgebung der Marktplatz voll", wie die Polizei der Landeshauptstadt mitteilte.


Demos in Baden-Baden und Freiburg – Kundgebung in Heilbronn am Dienstag

Die größte Demonstration fand am Sonntag in Freiburg statt: Unter dem Motto "Demokratie vereint stärken und schützen" gingen in der Stadt im Breisgau einem Polizeisprecher zufolge ungefähr 25.000 Menschen auf die Straße.

in Baden-Baden sind unter dem Motto "Baden gegen Extremismus und für Demokratie" gut 2.000 Menschen zu einer Demonstration auf die Straße gegangen. Das teilte ein Polizeisprecher mit. Ein breites Bündnis aus Parteien, Kirchen und Gesellschaft hatte zu der Demo gegen rechts aufgerufen. 

In Heilbronn ist am Dienstag, 23. Januar, eine Kundgebung mit einem Marsch geplant.

Rund 80.000 Menschen bei Demos gegen rechts in Baden-Württemberg

Bundesweit waren bereits am Samstag zahlreiche Menschen gegen rechts auf die Straßen gegangen. Allein im Südwesten waren es nach Angaben von Polizei und Veranstaltern gut 80.000 Menschen. Proteste gab es unter anderem in Stuttgart, Karlsruhe, Heidelberg und Ulm. Überall kamen deutlich mehr Menschen als zuvor erwartet.

Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

Unterstützung kam vielerorts im Land von großen gesellschaftlichen Bündnissen: An ihnen beteiligten sich neben SPD, Grünen und Linken sowie Kirchen und Gewerkschaften unter anderem Kultureinrichtungen und Fußballvereine. Zuspruch kam auch von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Dutzenden Stadtoberhäuptern.

Mindestens 300.000 Demonstranten bundesweit am Samstag auf der Straße

Nach ersten Zählungen der Polizei und der Veranstalter demonstrierten nur am Samstag bundesweit insgesamt mindestens 300.000 Menschen. Allein in Frankfurt am Main und in Hannover waren es nach Angaben von Polizei und Veranstaltern jeweils 35.000 Menschen – ein Motto war "Demokratie verteidigen".

Unter dem Motto "Alle zusammen gegen die AfD" hatten sich in Stuttgart nach Angaben der Polizei Tausende Menschen zu einer Demonstration gegen rechts versammelt. Erwartet wurden am Samstag 2.000 Teilnehmer, es seien aber "viel mehr als angekündigt", sagte ein Polizeisprecher. Der Veranstalter - das Bündnis Stuttgart gegen rechts - schätzte die Teilnehmer auf 20.000 Menschen. Die Polizei äußerte sich zur Zahl der Teilnehmer nicht, ein Sprecher hielt die geschätzten Angaben des Veranstalters zu Hochzeiten jedoch für realistisch.

Treffen von Rechtsextremisten Auslöser für Proteste 

Auslöser für die Proteste sind unter anderem die Enthüllungen des Recherchezentrums Correctiv über ein Treffen von Rechtsextremisten am 25. November, an dem AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion in Potsdam teilgenommen hatten. Der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, hatte bei dem Treffen nach eigenen Angaben über "Remigration" gesprochen. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll – auch unter Zwang.

Das Internationale Auschwitz Komitee dankte den Menschen, die im ganzen Land protestierten. "Überlebende des Holocaust sind all denjenigen, die in diesen Tagen gegen den Hass und die Lügenwelt der Rechtsextremen auf die Straße gehen mehr als dankbar. Sie empfinden diese Demonstrationen als ein machtvolles Zeichen der Bürgerinnen und Bürger und eine Belebung der Demokratie auf die sie lange gehofft und gewartet haben", teilte Exekutiv-Vizepräsident Christoph Heubner am Samstagabend mit.

Dank an die Demonstranten: Reaktionen von Verbänden und aus der Politik

Zuvor hatte auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) den Menschen gedankt, die bundesweit gegen rechts demonstrierten. Das zeige, dass es in der Mitte der Gesellschaft "eine breite Allianz" gebe, sagte er.

Wüst forderte erneut eine solche "Allianz der Mitte" auch in der Politik, die sich parteiübergreifend und über alle staatlichen Ebenen hinweg bilden müsse. "Wir brauchen einen Schulterschluss der Demokraten." Er bezeichnete die AfD als "brandgefährliche Nazi-Partei". Auf X, ehemals Twitter, schrieb der CDU-Politiker, die AfD stehe nicht auf dem Boden des Grundgesetzes. "Die AfD ist keine konservative Partei und erst recht keine wertorientierte Partei."

  Nach oben