Terror in Nizza: Furchtbares Ende einer Abi-Fahrt
Das Berliner Bezirksamt Charlottenburg bestätigte den Tod von zwei Schülerinnen und einer Lehrerin bei dem Anschlag in der französischen Hafenstadt.

Es sollte der Höhepunkt des Schuljahres und der krönende Abschluss nach dem bestandenen Abitur werden - eine Reise in die prächtige Hafenstadt Nizza und an die legendäre Cote d"Azur in Südfrankreich. Doch es endete mit einer Katastrophe und einer Tragödie. Zwei Schülerinnen und eine Lehrerin der Paula-Fürst-Gemeinschaftsschule aus Berlin-Charlottenburg wurden seit dem Zeitpunkt vermisst, als ein 31-jähriger Franko-Tunesier mit einem Lkw an der Strandpromenade ungebremst in eine Menschenmenge raste und dabei mindestens 84 Personen tötete.
"Wir müssen leider davon ausgehen, dass auch Berliner unter den Opfern sind", sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD). Das Berliner Bezirksamt Charlottenburg bestätigte am Freitagnachmittag den Tod der drei.
Hotel
Ein weiterer Schüler musste im Krankenhaus operiert werden. Die anderen Angehörigen der Abschlussklasse befanden sich am Freitag wieder in dem Hotel bei Nizza, in dem sie untergebracht waren.
Seit Montag hatten sich 28 Schülerinnen und Schüler der erst 2009 gegründeten Gemeinschaftsschule, in der Kinder von der ersten bis zur 13. Klasse unter einem Dach unterrichtet werden, auf einer Kursfahrt in Nizza befunden. Als die schlimme Nachricht aus Frankreich eintraf, dass die Deutschlehrerin und zwei Mädchen seit dem Abend vermisst werden, wurde die Schule unverzüglich geschlossen und alle Kinder nach Hause geschickt, zudem wurde ein eigener Trauerraum eingerichtet. Psychologen und Seelsorger betreuten Schüler und Lehrer. Vor dem Schulgebäude spielten sich dramatische Szenen ab, die Polizei musste das Gelände absperren.
"Berlin trauert mit allen, die durch den Anschlag Angehörige verloren haben", sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) in einer ersten Stellungnahme. Gleichzeitig verurteilte er "diese mörderische Tat" auf das Schärfste. "Diese Tat ist ein Angriff auf unsere Art zu leben, auf unsere Freiheit, auf unsere Werte und auf unsere Demokratie." Man müsse Toleranz und Offenheit wahren.
Beliebtes Ziel
Nach Angaben der Berliner Senatsschulverwaltung hatten sich am Donnerstag Schülerinnen und Schüler von zehn Berliner Schulen in Nizza oder der Umgebung der südfranzösischen Hafenstadt aufgehalten. Die Stadt ist ein beliebtes Reiseziel, da es von Billigfliegern angeflogen wird. Schon am Morgen und im Laufe des Vormittags konnten alle Schulen außer der Paula-Fürst-Schule Entwarnung melden.
So hieß es beispielsweise auf der Internetseite einer Zehlendorfer Oberschule: "Unser Leistungskurs Deutsch in Nizza ist in Sicherheit. Alle unsere Schülerinnen und Schüler in Nizza sowie die beiden betreuenden Lehrerinnen sind in Sicherheit. Unsere Lehrerinnen halten uns auf dem Laufenden." Und ein Gymnasium aus Marzahn konnte die besorgten Eltern beruhigen, die Gruppe sei am Donnerstag nur auf einem Tagesausflug in Nizza gewesen und habe die Stadt bereits um 15 Uhr wieder verlassen.
Schüler eines Neuköllner Gymnasiums hatten sich nach Angaben ihres Schulleiters am Abend des Nationalfeiertags in der Nähe des Anschlagsorts aufgehalten und das grauenvolle Ereignis unmittelbar miterlebt, ohne dass es zu Opfern kam. Die Jugendlichen sollen von Schulpsychologen und Notfallseelsorgern betreut werden.
Blumen
Auf der französischen Botschaft am Brandenburger Tor wehte die Tricolore auf halbmast, Berliner legten Blumen vor dem Gebäude nieder und zündeten Kerzen an. Ein Fest, das die französische Vertretung am Freitag aus Anlass des Nationalfeiertags feiern wollte, wurde abgesagt. Die Sicherheitsvorkehrungen seien nicht verschärft worden, hieß es.
Hintergrund:
Wieder ein Anschlag im Nachbarland: Die verheerende Attacke von Nizza wirft auch Fragen zur Sicherheitslage in der Bundesrepublik auf. "Die grundsätzliche Gefährdungsbewertung für Deutschland ist unverändert", erklärte das Bundesinnenministerium dazuam Freitag. Europa sei insgesamt ein Gefahrenraum für islamistischen Terrorismus. "Die Anschläge in unseren Nachbarstaaten zeigen uns, wie real die Gefahr islamistischer Terrorakte in Europa ist." Auch Deutschland stehe nach wie vor im Fokus islamistischer Terroristen. dpa
84 Tote nach Anschlag in Nizza - Deutsche Schülerinnen vermisst




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