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Herkunft aus Deutschland
Lesezeichen setzen Merken

Supermärkte wie Aldi und Rewe nutzen künftig ein neues Siegel für ihre Produkte

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In diesem Jahr wird der Label-Dschungel auf Supermarktprodukten noch etwas dichter: Ein neues Siegel kennzeichnet Produkte, die aus Deutschland kommen. Unter anderem Rewe und Aldi haben angekündigt, es nutzen zu wollen. Es gibt aber auch Kritik.

Ein neues Siegel von Erzeuger- und Handelsverbänden soll Lebensmittel aus Deutschland kennzeichnen. Große Supermärkte wollen es verwenden.
Ein neues Siegel von Erzeuger- und Handelsverbänden soll Lebensmittel aus Deutschland kennzeichnen. Große Supermärkte wollen es verwenden.  Foto: Groß: Christoph Donauer, klein: ZKHL, Collage: stimme.de

Seit Jahresbeginn sollen Produkte aus Deutschland im Supermarktregal einfacher zu erkennen sein. Dafür sorgt das neue Siegel "Herkunftszeichen Deutschland". Es ist rund, zeigt einen Traktor, der auf einem schwarz-rot-goldenen Acker fährt und den Schriftzug "Gutes aus deutscher Landwirtschaft". 

Mit dem Label können seit Januar Fleisch, Obst, Gemüse, Eier und Milch gekennzeichnet werden. Die Voraussetzung ist, dass die Ware vollständig in Deutschland produziert wurde, vom Anbau und der Geburt der Tiere bis zur Verpackung.

Rukwied hofft auf mehr Wertschätzung für Lebensmittel aus Deutschland

Die Kartoffeln in diesem Produkt sollen aus Deutschland kommen -  laut dem Siegel, das der Hersteller auf die Verpackung druckt.
Die Kartoffeln in diesem Produkt sollen aus Deutschland kommen - laut dem Siegel, das der Hersteller auf die Verpackung druckt.  Foto: Christoph Donauer

Ins Leben gerufen hat das Label der Verein Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft (ZKHL). Das ist ein Zusammenschluss aus den Verbänden der Erzeuger und dem Handel, Mitglieder sind etwa der Deutsche Bauernverband und der Deutsche Raiffeisenverband.

„Das Herkunftskennzeichen Deutschland wird für eine Wertschätzung unserer Lebensmittel durch die Verbraucherinnen und Verbraucher sorgen“, sagte Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied aus Eberstadt. Die großen Einzelhändler Aldi, Edeka, Rewe und die Neckarsulmer Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland haben bereits ihre Absicht erklärt, das Siegel zu nutzen. 

Kritik von Foodwatch: Keine Aussage über Qualität

Das neue Siegel sagt nichts über die Qualität der Lebensmittel aus, sondern lediglich, dass sie aus Deutschland kommen. Auch Fleisch oder Eier von Tieren aus konventioneller Haltung kann das Siegel damit tragen. Ob die Vorgaben eingehalten werden, sollen bestehende Prüfsysteme der Industrie kontrollieren. 

Verbraucherschutzorganisationen kritisieren das Vorhaben. „Das Letzte, was wir brauchen, ist ein weiteres freiwilliges Siegel, dass sich die Agrar- oder Lebensmittelindustrie selbst verleiht“, erklärte Andreas Winkler von der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch gegenüber dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Den Tierschutz verbessere das Herkunftszeichen nicht.

Stichprobe in Heilbronn: Neues Herkunftszeichen bisher nicht aufzufinden

Bei einer Stichprobe unserer Redaktion in einem Heilbronner Supermarkt ist das neue Label derzeit noch nicht zu finden.

Stattdessen vergeben die Hersteller eigene Logos: So prangt auf einer Packung Eier aus den Niederlanden die schwarz-rot-goldene Flagge mit der Aufschrift "Qualität aus Deutschland" - warum das möglich ist? Unklar.

Auch ein fertiger Kartoffelsalat zeigt den Umriss Deutschlands und wirbt mit hiesigen Kartoffeln – wo die restlichen Zutaten herkommen, wird nicht verraten.

Qualität aus BW, Regionalfenster: Viele Siegel im Supermarktregal

Künftig werden Verbraucher also vor weiteren Siegeln stehen. Schon heute gibt es verschiedenste Kennzeichen, die über die Herkunft von Produkten aufklären. Dazu zählt etwa das "Qualitätszeichen BW", das Ware aus Baden-Württemberg kennzeichnet, aber auch die blauen und roten EU-Siegel für geschützte geografische Angaben und Ursprungsbezeichnungen.

Noch recht jung ist das blaue, rechteckige Regionalfenster, auf dem Hersteller angeben können, woher die Rohstoffe für das Produkt kommen und wo es verarbeitet wurde.

Biologische Landwirtschaft kennzeichnen das europäische Bio-Siegel, das deutsche Bio-Siegel oder die Verbände Bioland, Demeter, Naturland und weitere. Außerdem gibt es noch das Fairtrade-Logo, das Logo für Produkte ohne Gentechnik.

Özdemirs Tierwohllabel steht als nächstes Siegel schon in den Startlöchern

Und damit nicht genug. Ab 2025 soll noch ein Siegel dazukommen: Die staatliche Tierhaltungskennzeichnung von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Das Label ist ähnlich aufgebaut wie das, das die Industrie bereits verwendet. Allerdings gibt es statt vier Haltungsstufen fünf: Stall, Stall+Platz, Frischluftstall, Auslauf/Weide, Bio.

Anders als das bisherige Siegel soll es schwarz-weiß gehalten sein. Bisher ist die niedrigste Haltungsstufe rot markiert, Biohaltung grün. Das staatliche Label gilt vorerst nur für Schweinefleisch und soll künftig auf Rind und Geflügel sowie verarbeitete Produkte und die Gastronomie ausgeweitet werden. Es ist für alle Hersteller verpflichtend.

In mehreren EU-Ländern gibt es nationale Lebensmittel-Siegel

Herkunftssiegel sind in Europa nicht neu. In Frankreich gibt es bereits seit 1965 das rote Logo "Label Rouge", das anfangs nur hochwertiges Geflügelfleisch und inzwischen auch Eier, Käse und Austern kennzeichnet. Es wird nur für einzelne Produkte vergeben und streng kontrolliert. 

In der Schweiz regelt das "Swissness-Gesetz" seit mehr als zehn Jahren,  dass nur Produkte mit der Landesflagge oder dem Slogan "Hergestellt in der Schweiz" beworben werden dürfen, bei denen alle wesentlichen Verarbeitungsschritte in der Schweiz passiert sind.

In Dänemark kennzeichnet ein rotes Siegel mit Landesflagge und dem Schriftzug "Dansk Maelk" Milch aus Dänemark. Es wird vom dänischen Molkereiverband vergeben.

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