AfD-Chefin Weidel in ZDF-Talk: „Jeder, der sich einbringt, hat nichts zu befürchten“
Im ZDF-Wahlforum „Klartext“ stellen sich die Kanzlerkandidaten den Fragen der Wähler. Bei AfD-Chefin Alice Weidel dominieren Fragen zur Migration. Einmal widerspricht sie sich.
Zu Beginn trifft AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel live im ZDF-Studio auf ihren politischen Gegner, Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck. „Reden Sie eigentlich übereinander, trifft man sich?“, will Christian Sievers wissen. Es folgt kurz verlegenes Lachen von Habeck und Weidel, die knappe Antwort. „Man sieht sich. Und geht aneinander vorbei“, sagt Habeck. Aber man grüße sich. Eine Zusammenarbeit mit der AfD schließt er klar aus, was Weidel als „interessantes Demokratieverständnis“ wertet.
AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel: „Es geht nicht um Diskriminierung“
Wie bei Olaf Scholz beginnt es für Alice Weidel mit dem Anschlag in München. „Es ist eine Terrorattacke“, sagt Weidel. Man sehe immer wieder dasselbe Schema, es sei ein abgelehnter Asylbewerber, der eigentlich nicht mehr im Land sein dürfe. „Diese Frage müsse sich die Politik stellen.“ Kurz davor meldete die Süddeutsche Zeitung, dass der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CDU) sich korrigiert habe: Der Tatverdächtige sei nicht ausreisepflichtig gewesen.
Ein Unternehmer will von Alice Weidel wissen, was sie tut, dass seine Mitarbeiter mit Migrationshintergrund sich im Land weiter wohl fühlten. „Ich sag jetzt nicht Mitarbeitende. Weil ich nicht gendere“, beginnt Alice Weidel die Antwort fernab vom Thema.
„Jeder, der sich einbringt und einen Mehrwert leistet, sich benimmt und an die Rechtsordnung hält, hat nichts zu befürchten. Es geht nicht darum, jemanden zu diskriminieren“, sagt die AfD-Spitzenkandidaten. Es gehe darum, illegale Migration zu verhindern. Er sorge sich um die Weltoffenheit des Landes. Die AfD wird vom Verfassungsschutz als in Teilen gesichert rechtsextremistisch eingestuft.
AfD-Chefin zu georgischer Pflegekraft: „Sie kann doch bleiben“
Direkt mit Migration konfrontiert wird Alice Weidel durch die Frage einer georgischen Pflegekraft, deren Asylantrag abgelehnt wurde und die aktuell in Duldung lebt. Den wolle sie ja abschaffen, erinnert Christian Sievers. „Nein“, sagt Alice Weidel und widerspricht sich damit selbst. In ihren Augen hätte diese Frau keinen Asylantrag stellen müssen, sondern sollte über den Arbeitsmarkt einwandern.
Alice Weidel bietet keine Lösung für den Status quo an, sieht das Problem des abgelehnten Asylantrags plötzlich nicht mehr. „Sie kann doch bleiben.“ Das entspricht nicht der Realität von geduldeten Personen, die grundsätzlich immer ausreisepflichtig sind. Experten kritisieren besonders die Kettenduldungen, bei der Personen häufig über Jahre hinweg - auch in Ausbildung oder Arbeit - im Duldungsstatus verbleiben und keine Möglichkeit haben, anerkannt zu werden.
AfD-Chefin Weidel mit Vorwurf an Zuschauer: Frauen „auswendig gelernt“
Die Fachkraft ist mit ihrem Chef anwesend, der hakt nach. „Diese Wertschätzung ist nicht das, was ich in ihrer Partei erlebe. Im Bereich Pflege sind Sie ein vollständiger Ausfall.“ Je vehementer die Kritik geäußert wird, desto dünnhäutiger reagiert Alice Weidel und wirft dem Fragesteller vor „die Frage auswendig gelernt zu haben“.
Ob die AfD wirklich aus der EU austreten wolle, will eine junge Frau aus dem Publikum wissen. Daraufhin erklärt Alice Weidel, sie störe sich an der Gewaltenteilung der EU, die Kommission habe zu viel Macht. Das beantwortet allerdings nicht die Frage, wieso Weidel einen Austritt wirtschaftlich wirklich sinnvoll fände. Sie fordert einen „freien Binnenmarkt“. Dieser Vorwurf stimmt nicht. Ein freier Binnenmarkt ist seit 1993 Kernbestandteil der Europäischen Union, Grundlage hierfür war die Einheitliche Europäische Akte von 1986.

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