Auftritt in Künzelsau: Wie Friedrich Merz das Land nach vorne bringen will
Bei seinem umjubelten Auftritt im Carmen-Würth-Forum in Künzelsau erklärt der Kanzlerkandidat der Union, was er nach einem Wahlsieg vorhat. Beim Thema Migration will Friedrich Merz schon in der nächsten Woche Maßnahmen auf den Weg bringen.
Entschlossen, klar und zuversichtlich – so präsentiert sich der Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz bei seinem Auftritt am Samstag in Künzelsau. Sowohl bei seiner umjubelten Rede im mit 2500 Besuchern proppevollen Carmen-Würth-Forum als auch im vorher aufgezeichneten Interview "Ohne Ausrede" mit Stimme-Chefredakteur Uwe Ralf Heer lässt Merz keinen Zweifel daran, dass er Deutschland wieder auf Erfolgskurs bringen will.
Auftritt des Union-Kanzlerkandidaten: Friedrich Merz in Künzelsau
Der CDU-Vorsitzende tritt staatsmännisch auf, die im Wahlkampf üblichen rhetorischen Angriffe auf die politischen Gegner setzt Merz nur in homöopathischen Dosen ein. Lieber spricht der Sauerländer darüber, wie er, wie CDU und CSU das Land verändern wollen. Ein Land, das voller Zweifel sei, "ein Land voller Angst", so Merz.

Die Bundestagswahl 2025 werde in die Geschichtsbücher eingehen, da ist er sicher. "Es ist die letzte Chance für die demokratischen Parteien, die Probleme dieses Landes zu lösen", sagt Merz. Gelinge dies in den nächsten vier Jahren nicht, werde Deutschland abdriften. "Ich möchte nicht, dass unser Land abdriftet in den Linkspopulismus oder in den Rechtspopulismus", Deshalb gelte es zu zeigen, dass die Demokratie in der Lage ist, die Probleme der Gegenwart und der Zukunft zu lösen.
Wahlkampf für Bundestagswahl 2025: Merz verspricht Grenzkontrollen
Merz zeigt deutlich, dass er sich diese schwere Aufgabe zutraut. Und er macht in Künzelsau einige konkrete Versprechungen, etwa beim heiß diskutierten Thema Migration. "Am ersten Tag meiner Kanzlerschaft werde ich das Innenministerium anweisen, die deutschen Grenzen zu kontrollieren und auch zurückzuweisen", kündigt Merz an.
Den Einwand, das verstoße gegen geltendes europäisches Recht, lässt der CDU-Vorsitzende nicht gelten. Er verweist auf den Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union, in dem es in Artikel 72 heißt: "Dieser Titel berührt nicht die Wahrnehmung der Zuständigkeiten der Mitgliedstaaten für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und den Schutz der inneren Sicherheit." Mit Blick auf die Gewalttaten von Aschaffenburg, Magdeburg oder Mannheim ist für Merz diese Situation längst erreicht. "Was muss denn noch passieren", fragt er und bekommt viel Applaus aus dem Publikum.
Union will Anträge gemeinsam mit SPD, Grünen und FDP beschließen
Dass in der Migrationspolitik nun schnell etwas passieren müsse, macht Merz bereits im Stimme-Interview deutlich. "Erklärt wurde genug. Jetzt muss gehandelt werden", betont er und verweist auf seine Vorschläge zur Eindämmung der irregulären Migration. In der nächsten Woche werde die Union entsprechende Anträge in den Bundestag einbringen. Zuvor suche man das Gespräch mit der SPD, den Grünen und der FDP, denen man die Anträge vorab zur Verfügung stelle, so Merz, der auf eine gemeinsame Entscheidung im Bundestag hofft. "Die AfD bekommt sie nicht", stellt Merz klar. Das gelte auch für das BSW.

Für seine Aussage, dass es ihm egal sei, wer im Bundestag für die Unionsanträge stimme, erntete der Kanzlerkandidat viel Kritik. SPD und Grüne etwa warnten Merz, die Brandmauer zur AfD einzureißen. Der CDU-Vorsitzende betont inKünzelsau, die Union werde sich nicht von der AfD abhängig machen und nimmt vielmehr die Parteien der demokratischen Mitte in die Pflicht. "Die taktischen Spielchen sind zu Ende: Jetzt wird entschieden." Und mit der AfD werde es keine Gespräche oder Zusammenarbeit geben, wiederholt er seine Position.
Friedrich Merz zu Deutschlands Wirtschaft: Schuldenbremse reformieren?
Die Wirtschaft will Merz vor allem mit Steuersenkungen wieder in Schwung bringen. Ob dazu nicht die Schuldenbremse reformiert werden müsse, will Stimme-Chefredakteur Heer wissen. Merz lehnt eine solche Reform nicht grundsätzlich ab, "Aber ich bin nicht bereit, über die Schuldenbremse zu diskutieren, bevor wir nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben, die Ausgaben zu reduzieren und die Einnahmen zu erhöhen." Auf europäischer Ebene gelte es, "das Monstrum Bürokratie in den Griff zu bekommen ". Sonst verliere die EU ihre Wettbewerbsfähigkeit und die Bürger das Zutrauen in Europa.
Viel Beifall erhält Merz für seine Ankündigung, einen Staatsminister für Sport und Ehrenamt zu installieren und die Bundesjugendspiel wieder mit echtem Wettbewerb einführen zu wollen. Um die Digitalisierung soll sich ein eigenes Ministerium kümmern. Im Falle eines Wahlsiegs stellt Merz die Menschen auf ein "Jahrzehnt der Anstrengungen" ein, spricht von Ärmel aufkrempeln. "Mit Work-Life-Balance und Vier-Tage-Woche kriegen wir das nicht hin", betont er.

Manuel Hagel: Wir sind die Brandmauer zur AfD
Erster Redner beim Neujahrsempfang, zu dem die regionalen CDU-Bundestagsabgeordneten Nina Warken und Christian von Stetten eingeladen hatten, war der CDU-Landesvorsitzende und Spitzenkandidat für die Landtagswahl im Frühjahr 2026 Manuel Hagel. "Die Zeiten sind ernst", sagte Hagel. Daher sei auch nicht schlimm, dass die Union einen ernsten Kanzlerkandidaten habe. Hagel lobte Merz" Vorschläge zur Eindämmung der irregulären Migration, die nach der Bluttat von Aschaffenburg umgesetzt werden müssten. "Es muss sich was ändern in diesem Land." Er habe "die Schnauze voll", wenn nach jeder Gewalttat von Migranten alles beim Alten bleibe.
Hagel kritisiert parteipolitische Spielchen: "Jetzt geht es um Sicherheit."
SPD und Grünen warf Hagel bei diesem Thema parteipolitische Spielchen vor, die angesichts der Lage unangemessen seien. "Jetzt geht es um Sicherheit." Dass die AfD für die Anträge der Union stimmen könnte, ist ihm egal. "Das Richtige wird nicht dadurch falsch, dass die Falschen sagen, es ist richtig." Im übrigen brauche die Union keine Brandmauer zur AfD. "Wir sin die Brandmauer", betonte Hagel. Die Christdemokraten seien das Gegenmodell zur AfD. "Wir haben mit diesen Leuten nichts zu tun", betonte er und bekam viel Applaus. Hagel war es auch, der am Ende der Veranstaltung vorschlug, gemeinsam die deutsche Nationalhymne zu singen