Die Studie ist repräsentativ für die baden-württembergische Bevölkerung ab 16 Jahren, befragt wurden rund 34.000 Menschen. Die Prozentangaben im Artikel wurden gerundet. Die Studie nennt aktuell noch keine Daten zu Geschlecht, Migrationshintergrund oder Wohnortgröße der Befragten. Erhoben wurde das, diese Informationen werden laut einer Sprecherin des Innenministeriums aber sukzessive nachgeliefert.
Sicherheit in Baden-Württemberg: Jeder Zweite fühlt sich nachts unsicher
Die Menschen in Baden-Württemberg fühlen sich in Bus und Bahn sowie im öffentlichen Raum nachts unsicher. Das zeigt eine Studie, die das Innenministerium in Auftrag gegeben hat.
Viele Menschen, die nachts im Land unterwegs sind, fühlen sich unsicher. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie zum Sicherheitsgefühl, die das Innenministerium in Auftrag gegeben hat. Durchgeführt hat sie das Institut für Kriminologische Forschung Baden-Württemberg. Es ist die erste landesweite Studie dieser Art.
Das Ergebnis: Zuhause in der Wohnung oder dem Haus fühlen sich 93 Prozent sehr sicher. Auch in der eigenen Wohngegend ist das Sicherheitsgefühl hoch, genauso wie im Straßenverkehr.
Nachts alleine unterwegs: Jeder zweite Baden-Württemberger fühlt sich unsicher
Am unsichersten fühlen sich die Menschen nachts ohne Begleitung in Bus und Bahn, mehr als jeder Zweite (54 Prozent) sieht das so. Der Wert ist sogar etwas höher als in bundesweiten Befragungen. Fast jeder Zweite, der nachts alleine in der Öffentlichkeit unterwegs ist, fühlt sich ebenfalls unsicher (47 Prozent). Welche Unterschiede es zwischen jung und alt oder männlich und weiblich gibt, geben die Studienautoren nicht an.
Dieses Unsicherheitsgefühl führt bei vielen Befragten dazu, dass sie ihr Verhalten ändern. 43 Prozent geben an, immer oder häufig bestimmte Straßen, Plätze oder Parks zu meiden, um sich vor Kriminalität zu schützen. Rund 40 Prozent weichen Fremden in der Regel aus, denen sie nachts begegnen.
Bus und Bahn meiden viele aus demselben Grund nachts immer oder zumindest häufig (38 Prozent). Deutlich mehr Menschen geben allerdings an, das nie oder selten zu tun (48).
Die Studienautoren haben ebenfalls abgefragt, ob die Menschen Gegenstände mitnehmen, um sich zu verteidigen. Die Antwort: 11 Prozent nehmen selten oder manchmal ein Pfefferspray mit, die weit überwiegende Mehrheit nicht (83 Prozent). Messer oder andere Waffen nehmen 93 Prozent beziehungsweise 96 Prozent nie mit.
Sicherheitsgefühl der Menschen in Baden-Württemberg: Angst vor konkreten Straftaten ist vergleichsweise gering
Allerdings: Die Angst vor konkreten Straftaten ist dagegen deutlich niedriger. 85 Prozent der Befragten geben an, dass sie nie oder selten befürchten, sexuell missbraucht zu werden. Genauso viele geben an, dass sie nie oder selten Angst davor haben, Opfer eines Terroranschlags zu werden. Mehr als zwei Drittel sehen nie oder selten die Gefahr, ausgeraubt oder körperlich verletzt zu werden.
Die größte Angst vor konkreten Straftaten haben die Baden-Württemberger im Internet. Nahezu jeder Fünfte (21 Prozent) befürchtet, sehr oft oder oft Opfer von Kriminalität im Internet werden zu können. In sozialen Medien befürchten das 18 Prozent.
Partnerschaftsgewalt wird nur selten angezeigt
Zur Frage, welche Straftaten die Menschen tatsächlich anzeigen, unterscheiden sich die Antworten stark. Am häufigsten melden die Menschen Diebstahl bei der Polizei: 48,9 Prozent machen das. Ein gutes Drittel zeigt Sachbeschädigung, Raub oder Körperverletzung an. Deutlich anders ist das bei verbaler Gewalt, die die Menschen im Netz erleben: Diese wird nur von 7 Prozent der Menschen angezeigt.
Partnerschaftsgewalt, also sexueller Missbrauch oder Vergewaltigung, melden nur 10 Prozent der Menschen bei der Polizei. Warum ist das so? Als Gründe, Partnerschaftsgewalt nicht anzuzeigen, nennen die Befragten, dass sie das Geschehene vergessen wollten (36 Prozent), dass es keine Beweise gab oder dass sie die Tat für Privatsache hielten (je 32 Prozent).
Auch Straftaten im Netz werden fast nie der Polizei gemeldet
Ebenfalls sehr selten werden Straftaten angezeigt, die im Internet passieren. Am häufigsten geben die Befragten an, in den letzten zwölf Monaten sexuelle Inhalte oder Bilder geschickt bekommen zu haben, die sie nicht sehen wollten. Jeder Fünfte hat das schon erlebt (12 Prozent). Ebenfalls oft nennen die Befragten, dass ihre Daten wie Kreditkartendaten oder ihr E-Mail-Konto missbraucht wurden (10 Prozent) oder sie einen finanziellen Schaden erlitten haben (8 Prozent).
Während letzteres häufig angezeigt wird, melden die Betroffenen andere Straftaten, von denen sie im Internet betroffen sind, praktisch nie bei der Polizei: Nur 3 Prozent zeigen unerwünschte sexuelle Inhalte bei der Polizei an, Beleidigungen zeigen 6 Prozent an.

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