Meinung zur Digitalisierung im Gesundheitsbereich: Verfahrene Lage
Es ist unbegreiflich, dass die Digitalisierung im Gesundheitsbereich in Deutschland seit Jahren stockt, meint unsere Autorin.
Deutschland, eines der reichsten Länder der Erde, das sich selbst gern für seine Ingenieure feiert, führt seit Jahren in Sachen Digitalisierung ein absurdes Schauspiel auf. Besonders gut nachzuvollziehen ist das seit Pandemiebeginn im Gesundheitswesen. Zuerst stellt sich heraus: Der öffentliche Gesundheitsdienst ist nicht in der Lage, Daten digital zu erfassen und standardisiert weiterzugeben.
Dafür braucht es Papier und Bleistift und die Bundeswehr. Dann können Senioren nicht angeschrieben und zur Impfung eingeladen werden, weil die Daten fehlen. Aktuell sagen deutsche Forscher, sie müssen auf Studien aus dem Ausland zur Wirksamkeit von Impfstoffen zurückgreifen, denn hierzulande werden relevante Daten nicht erhoben.
Dann das jahrelange Drama um ePa, e-Rezept und andere digitale Anwendungen für Patienten. Über Jahre haben Interessenvertreter aus der Branche den Aufbruch selbst blockiert. Auch das Totschlagargument Datenschutz, oft falsch eingesetzt, war Bremsklotz.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach muss es nun gelingen, die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen auf die Spur zu bringen, nicht erst zum Ende der Legislaturperiode, sondern sehr rasch und mit Lösungen, die praktikabel sind. Das als Mammutaufgabe zu beschreiben, ist noch untertrieben.
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