Offener Brief des Trainers: Thomas Zeitz beweist ein gutes Gespür
Kalkül oder nicht: Thomas Zeitz' Offener Brief zeugt von Fortschritt im Verein, urteilt unser Autor. Dass sich der Trainer offensiv vor seine Mannschaft stellt, ist ein gutes Zeichen.

Thomas Zeitz ist ein guter Kommunikator. Eine klare Ansprache und den Mut, auch unbequeme Wahrheiten an- und auszusprechen, haben die Bundesliga-Handballerinnen der Sport-Union und die gesamte Handball-Abteilung gebraucht.
Dass sich der Trainer des Bundesligisten noch am vergangenen Sonntag hinsetzte und im Angesicht des unrühmlichen 17:39 gegen den Thüringer HC einen Offenen Brief verfasste, in dem er sich für die positive Reaktion der Fans bedankte und zugleich die Verantwortung für den schwachen Auftritt übernahm, nötigt Respekt ab. Hier hat offensichtlich jemand ein gutes Gespür für die Sorgen und Nöte der Fans.
Zeitpunkt dürfte nicht zufällig gewählt sein
Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Der Zeitpunkt kommt nicht von ungefähr. Am Mittwoch kommt die SG BBM Bietigheim im Pokal, danach warten Liga-Aufgaben gegen Bensheim/Auerbach und erneut Bietigheim. Heißt im Umkehrschluss: Es wäre nicht allzu überraschend, wenn die Leidensfähigkeit der Sport-Union-Anhänger auch in den nächsten Wochen noch auf eine harte Probe gestellt werden würde. Dabei geht es gegen die Hochkaräter der Liga primär nur darum, sich angemessen zu verkaufen. Gelingt das, wird niemand ein schlechtes Wort über die Mannschaft verlieren.
Qualität ist da, nur muss sie abgerufen werden
Erst wenn am sechsten und siebten Spieltag Duelle mit Sachsen Zwickau und Union Halle-Neustadt warten, werden andere Maßstäbe angelegt. Es gibt in dieser Liga auf jeden Fall drei, vielleicht sogar eine Handvoll Mannschaften, die auf und/oder neben der Platte schlechter aufgestellt sind als die Sport-Union.
Die Qualität dazu, diese hinter sich auf den Abstiegsplätzen zu lassen, hat die neu zusammengestellte Mannschaft ebenso wie das Trainer-Team. Ein Selbstläufer wird dies aber nicht. Zwickaus Überraschungserfolg gegen die TuS Metzingen vom vergangenen Wochenende sollte Warnung genug sein.