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Pro & Contra: Muss die allgemeine Impfpflicht kommen?

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Österreich schreibt ab Februar die Corona-Impfung für alle vor. Auch in Deutschland sind zu wenige Menschen geimpft, weshalb die Infektionszahlen in die Höhe schnellen. Braucht es also eine Impfpflicht? Unsere Autoren sind geteilter Meinung.

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Pro
Von Jürgen Paul

Einer der vielen Fehler, die die Politik in dieser Pandemie begangen hat, war das frühzeitige Versprechen, dass es keine allgemeine Impfpflicht geben wird. Damals ging man davon aus, dass sich - sobald ein Impfstoff verfügbar ist - so viele Menschen freiwillig immunisieren lassen werden, dass man Corona unter Kontrolle bekommt. Ein grandioser Irrtum, der jetzt korrigiert werden muss.

Statt mit 2G, 2G-plus-Regeln oder einer Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen schrittweise auf eine allgemeine Impfpflicht zuzusteuern, sollte die Politik sie gleich einführen - denn wenn wir etwas in dieser vierten Pandemiewelle nicht haben, dann ist es Zeit.

Und auch wenn die Impfpflicht für die überlasteten Kliniken, Ärzte und Pfleger im Land viel zu spät kommt, ist der verpflichtende Piks mit Blick auf das kommende Jahr das einzig erfolgversprechende Mittel gegen das Coronavirus.

Die Hoffnung, dass sich die Impfquote mit wohlmeinenden Appellen massiv steigern lässt, hat sich nicht erfüllt. Viel zu lange war die Meinung verbreitet, Impfen sei Privatsache. Nein, ist es nicht. Jeder, der sich nicht immunisieren lässt, obwohl er es könnte, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch seine Mitmenschen und letztlich die gesamte Gesellschaft.

Es kann in einer Demokratie kein dauerhafter Zustand sein, dass zwei Drittel der Bevölkerung darunter leiden müssen, dass sich ein Drittel egoistisch und unsolidarisch verhält. Dieses Missverhältnis muss die Politik nun schleunigst korrigieren und die allgemeine Impfpflicht einführen.

 

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Contra
Von Christoph Donauer

Eine allgemeine Impfpflicht ist der falsche Weg. Hätte man diese von Anfang an als Ultima Ratio angekündigt, wenn andere Maßnahmen nicht zum Erfolg führen, wäre das anders gewesen. Nach monatelangem Beteuern, dass es keine Impfpflicht geben werde, wäre eine Rolle rückwärts nun aber Gift für das Vertrauen in die Politik.

Es kann nur sauer aufstoßen, dass ausgerechnet Markus Söder die Impfpflicht nun fordert, da die Union nicht mehr in Regierungsverantwortung ist, während er sie zuvor strikt ablehnte.

Zudem gibt es mildere Mittel, die noch nicht ausgeschöpft wurden, wie etwa Impfprämien. Ein mittelhoher Geldbetrag würde womöglich ausreichen, um Impfmuffel umzustimmen und die Gesellschaft weniger kosten, als wenn derjenige auf der Intensivstation landet. In anderen Ländern erhält jeder automatisch einen Impftermin, mitsamt nervigen Erinnerungen. Solche pragmatischen Maßnahmen sollte sich Deutschland abschauen.

Die hartgesottenen Corona-Leugner wird man so trotzdem nicht umstimmen. Für sie muss der Druck durch 2G und wirksame Kontrollen deutlich steigen. Das ist unangenehm aber im Vergleich zur Impfpflicht politisch und gesellschaftlich vertretbar. Hilfreich wäre künftig eine Pflicht, Impfnachweise digital zu prüfen.

Eines darf man bei alldem nicht vergessen: Impfen ist kein Selbstzweck. Es geht darum, Tausende Menschenleben zu retten und anderen unsägliches Leid durch Long Covid zu ersparen. Das muss die politische Führung immer wieder klarmachen und verständlich erklären.


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