Kolumne: Viele Mitarbeiter wollen sparen - aber nicht frieren
Die Büros werden in vielen Firmen nur bis 19 Grad geheizt, das ist richtig so. Trotzdem wird insgesamt zu wenig Gas gespart. Um Kommunen in Sachen Energie zu beraten, gründet der Landkreis Heilbronn jetzt eine eigene Agentur.

vor ein paar Wochen fiel das Energiesparen noch leicht. Die Temperaturen waren mild, der Herbst sonnig. Selten wurden Kübelpflanzen so spät ins Winterquartier gebracht und Heizungen so spät eingeschaltet. Doch inzwischen ist es frostig. Der Heilbronner Gasmonitor zeigt, dass Verbraucher im Dezember das Einsparziel von 20 Grad nicht erreicht haben.
Auch für 19 Grad muss geheizt werden
Auch wenn viele Firmen in ihren Büros auf 19 Grad setzen, muss geheizt werden. Die Mehrzahl der Mitarbeiter ist laut der Umfrage einer Personalagentur zum Sparen bereit. Aber ganz ehrlich, frieren will keiner. Zum Beispiel wenn es montags nur 17 Grad sind, weil am Wochenende alles auskühlt. Darüber hört man manche Arbeitnehmer, natürlich nicht offiziell, genauso wenig wie Firmen hohe Krankenstände thematisieren. Die gibt es derzeit auch in vielen Schulen, wo zusätzlich noch regelmäßig gelüftet wird.
19 Grad sind vernünftig, weniger sollte es bei sitzenden Tätigkeiten aber nicht sein. Selbst wenn es zum Trost Fleecedecken gratis gibt wie im Ellhofener Gemeinderat. Flächendeckendes Homeoffice ist übrigens auch keine Lösung, es verlagert nur den Energieverbrauch in den Privatbereich, die Kosten ebenso.
Gute Beratung ist wichtig
Die steigen für alle, auch für Kommunen. Und dort oft gleich in schwindelerregende Höhen, weil zum Beispiel in Kindergärten eben nicht einfach abgedreht werden kann. Da ist guter Rat wichtig, der Landkreis will deshalb eine eigene Agentur gründen und hat im Haushalt dafür eine halbe Million Euro bereitgestellt. Gut angelegtes Geld, wenn Kommunen unabhängig beraten werden und davon profitieren. Es darf nur nicht wieder eines jener Bürokratiemonster werden, die in den Haushaltsberatungen an anderer Stelle angeprangert wurden.
Die große weite Welt ganz nah
Ein bisschen Glanz von der großen weiten Bahnwelt ist diese Woche in Heilbronn angekommen, wo man seit Jahren den schlechten Anschluss an die Schiene beklagt. Aller Bemühungen und Forderungen zum Trotz ist es eher unrealistisch, dass in absehbarer Zeit ein IC oder gar ein ICE in der Stadt hält. Aber es ist alles eine Frage der Perspektive: In einer Stunde ist man in Karlsruhe mit Anschluss nach Mailand oder Paris. Nur ein Umstieg in Stuttgart trennt Heilbronner Reisende von Wien, Venedig oder Zagreb. Statt also zu schimpfen, sollte man die Bahn einfach nutzen. Wenn sie denn fährt.
Wenn wie diese Woche im Pendlerverkehr Stadtbahnen bei Minusgraden ausfallen und am Bahnhof nicht mal eine Durchsage dazu kommt, tröstet auch der Gedanke an die große weite Welt nicht. Dann wäre man froh, man würde einfach zur Arbeit oder in die Schule kommen. Die Kür macht gemeinhin nur Spaß, wenn die Pflicht läuft.