Bibbern im Büro? So läuft das Spar-Heizen in Behörden und Firmen der Region
Von den Vorgaben zum Energiesparen werden manche Mitarbeiter in Behörden oder Firmen kalt erwischt. In vielen Büros und Produktionshallen ist die Heizung gedrosselt. Erste Gemeinden schaffen sogar Decken an, damit Räte bei der Sitzung nicht frieren.
In sogenannten "öffentlichen Nicht-Wohngebäuden", dazu zählen auch Rathäuser und andere Verwaltungsbauten, sind 19 Grad das Höchste der Gefühle. So schreibt es die "EnSikuMaV" vor, die "Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristig wirksame Maßnahmen". Viele Unternehmen tun es den Behörden gleich, etwa Audi. Um Energie zu sparen, heizt der Autohersteller in Neckarsulm ebenso wie in Ingolstadt die Büroräume auf nur noch 19 Grad und folgt damit den Vorgaben für die öffentliche Verwaltung.
In den Audi-Werkhallen ist es 17 Grad frisch
Die "Zieltemperatur" in den Produktionsbereichen liegt nach Informationen einer Unternehmenssprecherin bei 17 Grad. Damit ist Audi ein Grad über den Mindestvorgaben der Arbeitsstättenverordnung. Dieser zufolge gilt für mittelschwere Tätigkeiten, die überwiegend im Stehen oder Gehen verrichtet werden, eine Mindesttemperatur von 16 Grad.
"Im Zuge der Temperaturabsenkung in den Produktionshallen halten wir zusätzliche Bekleidung, insbesondere Jacken, vor, die wir bei Bedarf an unsere Mitarbeitenden ausgeben", erläutert die Sprecherin in Neckarsulm. Zugleich sei jeder einzelne Mitarbeiter gefragt, einen Beitrag zum Energiesparen zu leisten, etwa durch richtiges Lüften.
Die Läpple-Gruppe hat die Heizung heruntergedreht, die Kreissparkasse Heilbronn teilt mit, man halte sich als öffentlich-rechtliches Unternehmen an die 19-Grad-Regel.
Neckarsulm: Nur kaltes Wasser im Wachbecken
Die Stadt Neckarsulm hat unter anderem in den städtischen Gebäuden die Temperaturen gesenkt. In den Kitas kommen die Aufenthaltsräume auf 20 Grad, Ruhe- und Schlafräume auf 18 Grad, so Rathaussprecher Andreas Bracht. Die Unterrichtsräume in Schulen haben 20 Grad, die Werkräume 17 Grad. Auch in Räumen der Kultureinrichtungen wie Ballei, Museen und Mediathek sei die Temperatur heruntergedreht. Die Waschbecken in bestimmten Liegenschaften würden nur noch mit kaltem Wasser betrieben. "Die Warmwasserbereitung wird abgeschaltet."
Um Energie zu sparen, würden außerdem Rathaus und Verwaltungsstellen an Brückentagen und über den Jahreswechsel geschlossen. "Die städtischen Beschäftigten sollen wieder verstärkt die Möglichkeit nutzen, im Homeoffice zu arbeiten", teilt Andreas Bracht mit. "Auch so kann die Heizungslast in öffentlichen Gebäuden verringert werden."
Warme Jacke ist der neue Büro-Chic
Weniger warm als üblich ist es in den Landratsämtern Heilbronn und Künzelsau. "Es ist ein ständiger Spagat zwischen dem Ziel der Energieeinsparung und der Arbeitsfähigkeit der Verwaltung", heißt es vonseiten des Landratsamts im Hohenlohekreis. Die Mitarbeiter seien angehalten, Verhaltensregeln wie "Türen schließen, Stoßlüften, Standby-Betrieb vermeiden, Beleuchtung nur bei Bedarf einschalten und vieles mehr" zu beachten, berichtet Sprecherin Friederike Höhn.
"Insgesamt wird hier ein großes Einsparpotenzial gesehen." Warme Kleidung im Büro gehöre "mittlerweile zur Grundausstattung". Zahlreiche Angestellte der Behörde arbeiteten auch im Homeoffice.
Ellhofen schafft Decken für Ratssitzungen an
Was die vorgeschriebene 19 Grad Raumtemperatur betrifft, wolle die Verwaltung ihrer Vorbildfunktion nachkommen, heißt es aus Eppingen. "Es wird regelmäßig sichergestellt, dass die Raumtemperatur nicht weiter fällt", versichert eine Rathaussprecherin.
Die Verwaltung in Ellhofen hat für den Gemeinderat vorgesorgt. Damit die Räte bei Sitzungen nicht frösteln, wurden 20 Fleece-Decken angeschafft. Rathausmitarbeiter dürfen sich auch bedienen, wenn es im Büro zu kalt wird.