Kolumne 360 Grad: Klare Worte statt weichgespülter Interviews
Chefredakteur Uwe Ralf Heer kommentiert katastrophale Beteiligung an Bürgermeisterwahlen, glattgebügelte Interviews, brennende Fahrzeuge und illegale Auto-Rennen.
Bei manchen Interviews vermutet man schon vor dem Lesen, dass sich der Neuigkeitswert in Grenzen hält. Wenn man sich dann bis zum Ende durchkämpft, wird man oftmals bestätigt. Was nicht an den fragenden Journalisten liegt. Es langweilt eher dann, wenn Interviewpartner ihre Aussagen von Pressestellen glattbügeln lassen, bis der Gehalt gegen Null tendiert. Ganz anders der Ilsfelder Bürgermeister Bernd Bordon. Ich habe selten so viel Klartext von einem Rathauschef gelesen wie bei ihm.
Bordon sagt, dass er mit dem Wissen von heute wohl nicht als Bürgermeister in Ilsfeld kandidiert hätte. Das ist schon starker Tobak. Bekanntlich hat er von all den finanziellen Nöten und den nun anstehenden Sparrunden vorab nichts gewusst. So gesehen ehrt es ihn zudem, dass er sich auch bei unserer Lokaltour in Häußermann"s Ochsen in Ilsfeld der Öffentlichkeit stellte - genauso wie Talheims Bürgermeister Grässle. Im Rahmen von "24 Stunden, 24 Orte, 24 Geschichten" ging es um kommunalpolitische Themen - und vor allem darum, ob die Bottwartalbahn reaktiviert wird. All das wird sich in den nächsten Wochen klären. Mit hoffentlich ebenso viel Klartext wie im Interview.
Wahlen ohne Wähler
Klare Worte gab es auch von Bad Friedrichshalls Bürgermeister Frey bei der Lokaltour eine Woche zuvor. Dabei ging es unter anderem um die Biogasanlage und ihre Erweiterungspläne - ein Thema, das mal wieder polarisieren dürfte. Was sich freilich nicht in der Wahlbeteiligung ausdrückte. Nicht einmal 20 Prozent der Bürger gingen zur Wahl. Das ist ein katastrophaler Wert - auch wenn es nur einen Kandidaten gab. Mit 19,6 Prozent blieb er noch unter den 27 Prozent aus der Vorwoche, die in Flein ihre Stimme abgaben und den dortigen Alleinkandidaten Alexander Krüger wählten. Diese Geringschätzung der Wähler sagt viel über ihr Interesse an kommunalpolitischen Vorgängen aus.
Polizei jagt Auto-Raser
Groß ist dagegen das Interesse, wenn es um das Thema Sicherheit geht. Zuletzt wurden erschreckende Zahlen bekannt, wie viele illegale Wettrennen in der Stadt Heilbronn veranstaltet werden. 28 Verfahren wurden wegen Straßenrennen eingeleitet. Das sind im Durchschnitt alle zwei Wochen eines. Da kann man also nicht mehr davon reden, das sei alles ganz normal und halt so üblich in einer Großstadt. Gut, dass der neue Polizeipräsident Spitzmüller auch darauf sein Augenmerk legt.
Stadtbahn statt brennende Fahrzeuge
Nicht die Polizei, sondern die Feuerwehr war beim Brand der illegal geparkten Fahrzeuge am Wimpfener Talmarkt gefordert. Die Bilder und Videos waren natürlich spektakulär - mehrere Hunderttausend Interessierte haben sich diese auf unseren Online-Portalen echo24.de und stimme.de angeschaut. Unsere Reporterin war schnell vor Ort und hat spannende Details recherchiert, die vorher nicht bekannt waren. Vielleicht animieren solche Geschehnisse mehr Menschen dazu, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Fest zu fahren. In Bad Wimpfen hält die Stadtbahn direkt am Talmarktgelände - bequemer geht es nicht.
Start von Volksfest.TV
Mit der Stadtbahn geht"s natürlich auch bequem zum Heilbronner Volksfest, das heute beginnt. Im aktuellen 360-Grad-Video gibt es spektakuläre Aufnahmen vom Aufbau eines 50 Meter hohen Turms beim Fahrgeschäft "Jules Verne". Und auch sonst hat sich einiges verändert. Das Volksfest auf der Theresienwiese ist und bleibt das professionellste, größte und attraktivste seiner Art in der Region. Auch deshalb sind wir diesmal mit Volksfest.TV mit dabei und feiern ein kleines Jubiläum: Seit 15 Jahren gibt es den Talk aus dem Göckelesmaier-Festzeltstudio nun schon. Talkgäste, Musik und Action vom Festplatz sowie ein paar interessante Einblicke stehen wie stets im Mittelpunkt. Genießen wir die Feier-Tage!