Streit um Kochertalbahn – Befürworter und Kritiker sollten nun Ruhe bewahren
Bei der potenziellen Reaktivierung der Kochertalbahn herrscht zu viel Aufregung. Beide Seiten übertreiben. Kritiker und Befürworter sollten sich lieber auf die Fakten konzentrieren, meint unser Autor.

Der Haken an der emotional so aufgeladenen Debatte um eine mögliche Reaktivierung der Kochertalbahn ist: Die Befürworter sind viel zu optimistisch, und die Kritiker viel zu pessimistisch.
Übertreibung auf beiden Seiten
Die einen sehen die Stadtbahn schon von Waldenburg nach Künzelsau fahren, die anderen wollen nicht einmal weiter prüfen lassen, ob die von einer ersten Studie bescheinigte Wirtschaftlichkeit einer intensiveren Betrachtung standhält, was die Bau- und Betriebskosten betrifft. Sie lehnen die Kochertalbahn rundweg ab, weil sie meinen: Das ist ökologischer und ökonomischer Unsinn.
Und eine weitere Prüfung würde zu nichts führen und wäre reine Geldverschwendung, weil viel bessere und günstigere Alternativen auf dem Tisch lägen: etwa eng getaktete Elektro-Busse mit einer eigenen Spur auf der B19. Etliche Argumente der Gegner sind es wert, gehört und gewürdigt zu werden. Trotzdem schießt mancher deutlich übers Ziel hinaus - vor allem rhetorisch. Genauso wie die Verfechter plötzlich die Bahn als einzig seligmachendes Mittel der Verkehrswende hinstellen.
Noch zu viele Fragen offen
Fakt ist: Zum jetzigen Zeitpunkt sind noch zu viele Fragen offen, um das Reaktivierungsprojekt abschließend bewerten zu können. Gerade deshalb ist eine weitergehende Untersuchung so wichtig und richtig. Klar: Die drei Millionen Euro sind viel Geld. Aber mit 1,5 Millionen Euro die Hälfte der Kosten für die nun folgende Infrastrukturplanung zu tragen, das muss es dem Hohenlohekreis wert sein. Da wurden schon ganz andere Beträge für viel unwichtigere Dinge in den Wind geschrieben. Die Emotionen zügeln und Ruhe bewahren. Die Ergebnisse der Standardisierten Bewertung abwarten und dann final entscheiden: Das wäre fürs Erste das Beste.



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