Es ist kurzsichtig, nicht ausreichend in die Gesundheit von Kindern zu investieren
Die Kindermedizin ist chronisch unterfinanziert, das zeigt sich nun auch im Teilgebiet der Kinderorthopädie. Die Gesellschaft muss die Bedürfnisse von Kindern mehr achten, findet unsere Autorin.
Wenn es um Vorwürfe an die junge Generation geht, sind vor allem konservative Politiker schnell dabei, siehe Kirchentagspräsident und Ex-Minister Thomas de Mazière, der im Vorfeld der gerade zu Ende gegangenen Veranstaltung sagte, ihn ärgere es, dass "sie zu viel an sich denken und zu wenig an die Gesellschaft".
Aber wie sehr denkt denn die Gesellschaft an die junge Generation? Welche Unterstützung bekommen Kinder und Jugendliche, die unter den Folgen der Pandemie leiden, etwa psychisch? Bei Psychologen und in Kliniken sind die Behandlungskapazitäten notorisch knapp. In der Schulsozialarbeit sieht es nicht besser aus. Und rollt die nächste Erkältungswelle heran, werden die Kinderärzte wieder Alarm schlagen, weil sie einfach nicht genügend Zeit und Personal haben, sich um so viele Patienten gleichzeitig zu kümmern.
Die Orthopäden ergänzen das Bild: Weil die Kinderorthopädie lächerlich niedrig vergütet wird, sind viele Ärzte aus der Versorgung ausgestiegen. Fehlstellungen werden so womöglich nicht rechtzeitig erkannt und die Chance versäumt, gegenzusteuern, solange das noch gut möglich ist. Dieses Handeln ist kurzsichtig, denn es verursacht später sehr wahrscheinlich gesellschaftliche Kosten durch OPs. Das kann nicht im Sinne der "älteren Generation" sein, um im Bild zu bleiben.