Die deutsche Gesellschaft muss sich besser um ihre Kinder kümmern
Notstand überall in der Kinder- und Jugendmedizin. Die Probleme kommen mit Ansage, findet unsere Autorin.
Kinder sind unsere Zukunft, heißt es so schön. Der Spruch hat einen zynisch Klang bekommen angesichts der verzweifelten Lage in der Kinder- und Jugendmedizin. Nahezu alle Bereiche sind überlastet: Die Psychosomatik, nicht nur bei SLK, platzt aus allen Nähten, auch weil sich Essstörungen, Depressionen oder Zwangsverhalten bei Kindern und Jugendlichen in der Pandemie vervielfacht haben.
Rollt die nächste Erkältungswelle, werden Arztpraxen und Notdienste wieder volllaufen. Suchen Eltern einen Orthopäden, der sich um vergleichsweise einfache Aufgaben wie die Kontrolle nach einem Schlüsselbeinbruch bei ihrem Kleinkind kümmert, müssen sie meist lange telefonieren. Denn die Behandlung kleiner Kinder ist zeitaufwendig und bringt eher geringe Erlöse.
Ärzteorganisationen weisen schon lange auf die Unterfinanzierung weiter Teile der Kindermedizin hin
Die Lage ist nicht schicksalhaft über uns hereingebrochen − es war seit vielen Jahren klar, dass es genauso kommen würde. Ärzteorganisationen warnen mit Hinweis auf ihre Statistiken schon lange vor der Pensionierungswelle der Babyboomer. Genauso lange bemängeln sie die Unterfinanzierung weiter Teile der Kindermedizin − an Kliniken gilt die Pädiatrie als Zuschussgeschäft, das von anderen Bereichen querfinanziert werden muss. Dass es so weit gekommen ist, ist schändlich und wirtschaftlich riskant − denn Kinder sind unsere Zukunft.