Keller und Straßen in Gemmingen unter Wasser: Welche Versicherung zahlt?
Nach einem Unwetter mit Starkregen sind Straßen und Keller in Gemmingen vollgelaufen. Ein Fall für die Versicherung – wenn man die richtige abgeschlossen hat.

Gemmingen hat es bei dem Unwetter am Montagabend, 13. Mai, hart getroffen. Straßen und Keller wurden geflutet und liefen mit Wasser voll, noch am Dienstagmittag funktionieren in vielen Haushalten Telefon und Internet nicht. Anwohner zeigen sich schockiert über die Schäden, die an ihren Häusern aufgetreten sind.
Ob in Fällen wie diesen die Versicherung greift, hängt von mehreren Faktoren ab, wie Peter Grieble von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg erklärt. Überschwemmungen durch Starkregen können durch zwei Szenarien hervorgerufen werden. Zum einen können Flüsse oder Bäche über die Ufer treten, zum anderen kann es zu Rückstau in der öffentlichen Kanalisation kommen, wenn die Rohe die Wassermassen nicht mehr fassen können. Nach Einschätzungen der Feuerwehr Heilbronn ist in Gemmingen beides passiert.
Unwetter in Gemmingen: Diese drei Versicherungen greifen bei Überschwemmungen
Bei Unwettern wie in Gemmingen greifen womöglich drei Versicherungstypen: die Wohngebäudeversicherung, die Hausratsversicherung und die Elementarschaden-Absicherung. Letztere ist ein Zusatzbaustein, der bei den meisten Versicherungen im Paket dabei ist, aber nicht zwangsläufig. Dennoch ist er von allen dreien der wichtigste.
"Wenn man ein Haus schütteln würde, dann ist alles, was rausfällt, der Hausrat", erklärt Grieble. Schäden an diesen Gegenständen fallen unter die Hausratversicherung. Die Wohngebäudeversicherung deckt Schäden ab, die beispielsweise durch Feuer, Leitungswasser (etwa ein Rohrbruch), Sturm und Hagel entstanden sind. Nicht enthalten sind jedoch Schäden durch Starkregen.
Überschwemmungen durch Starkregen: Diese Versicherung ist wichtig
Dazu ist der Baustein der Elementarschaden-Absicherung notwendig. Die heißt deshalb so, weil sie sogenannte Naturgefahren abdeckt, erklärt eine Sprecherin des Gesamtverbands der Versicherer (GdV) gegenüber der Heilbronner Stimme. "Sie übernimmt das Abpumpen und die Trockenlegung und – falls nötig – auch die Kosten für den Abriss und Wiederaufbau des Hauses."
Obwohl Sturm und Hagel auch Naturgefahren sind, fallen sie nicht unter die Wohngebäudeversicherung. "Das sind zwei paar Schuhe", so die GdV-Sprecherin. Warum das so ist, hat keinen besonderen Grund. "Das hat sich einfach so etabliert", sagt sie weiter.
Bei einer Elementarschaden-Absicherung ist eine Überschwemmung immer enthalten, sagt Peter Grieble von der Verbraucherzentrale. Rückstau sei regelmäßig enthalten. Seinen Angaben zufolge seien rund 96 Prozent aller Immobilien in Baden-Württemberg mit einer Elementarschutz-Absicherung versehen. Das sei kein Zwang, aber dringend empfehlenswert.
"An Gemmingen sieht man, wie unvermittelt das passieren kann, nicht nur in der Nähe großer Flüsse", sagt Grieble. Die Verbraucherzentrale fordert, dass die Elementarschaden-Absicherung eine Pflichtversicherung wird – bei der der Staat die Risiken trägt und so keine Mehrkosten für die Immobilienbesitzer entstehen.
Pflichtversicherung gegen Naturgefahren? Meinungen sind gespalten
Die GdV lehnt hingehen eine verpflichtende Elementarschaden-Absicherung, die auch Elementarschadenversicherung genannt wird, ab. Der Grund: Es fehlen verbindliche Vorschriften zur Klimafolgenanpassung und Prävention. Beides sei aber eine untrennbare Einheit.
"Die Versicherer befürchten, dass sich ohne Prävention eine Spirale aus immer mehr Schäden und immer höheren Prämien in Gang setzt, die Verbraucherinnen und Verbraucher finanziell überlasten kann", gibt die GdV-Sprecherin gegenüber unserer Redaktion an.
Überschwemmungen wie in Gemmingen: So sorgen Hausbesitzer vor
Betroffene Immobilienbesitzer aus Gemmingen, die keine Versicherung abgeschlossen haben, stehen nun ohne Versicherungsschutz da. "Für den Schaden kann ich mich nachträglich nicht mehr absichern", sagt Peter Grieble. Er empfiehlt allen Hausbesitzern, für künftige Fälle vorzusorgen. Nicht nur, indem sie eine Elementarschaden-Absicherung abschließen, sondern auch technisch, indem sie etwa eigenständig Rückstauklappen einbauen.
Hier empfiehlt Grieble, den Tarif dahingehend zu prüfen, dass er keine Wartung alle sechs Monate vorschreibt. Denn wurde diese versäumt, greife der Schutz im Ernstfall nicht.
Die GdV bietet einen Hochwasser-Check an. Mit diesem Service können Immobilienbesitzer herausfinden, wie hoch die Hochwasser- und Starkgefahr an ihrer Adresse ist. Außerdem bietet er Infos darüber, wie teuer der teuerste Schaden in der Wohnregion war und was das stärkste Unwetterereignis war.
Alle obigen Informationen über Versicherungen bei Überschwemmungen gelten nur für Privathaushalte. Gewerbliche Immobilien wie Läden haben eigene Konditionen. Ein Sonderfall tritt ein, wenn sich im Obergeschoss eine Privatwohnung befindet und im Untergeschoss ein Laden vermietet wird. In diesem Fall greift die private Versicherung, sagt Peter Grieble.
Auto bei Überschwemmung beschädigt: Wann zahlt die Versicherung?
In Gemmingen sorgten die Überschwemmungen auch dafür, dass Autos im Schlamm stecken blieben. Eine Frau musste gar aus ihrem Auto befreit werden, in dem sie eingeschlossen war. Schäden am Fahrzeug werden von der Teilkaskoversicherung abgedeckt. Das betrifft Schäden, die durch Hagel, Sturm, Blitzeinschlag oder Überschwemmung entstanden sind, erklärt die GdV-Sprecherin. "Ist das Blech verbeult oder die Scheiben kaputt, werden die Reparaturkosten für gewöhnlich in voller Höhe erstattet."
Wie es zu dem starken Unwetter über Gemmingen kommen konnte, hat ein Meteorologe der Heilbronner Stimme erklärt.