Stimme+
Feuerwehr im Einsatz
Lesezeichen setzen Merken

"Wir sind in Schockstarre" – Enorme Schäden nach Unwetter in Gemmingen

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

An manchen Häusern in Gemmingen zeigen sich nach dem Unwetter von Montagabend immense Schäden. Telefon und Internet funktioniert in vielen Haushalten aktuell nicht. 

Verdreckte Schuhe liegen im Schlamm, der sich in Teilen Gemmingens nach einem Unwetter zeigt.
Verdreckte Schuhe liegen im Schlamm, der sich in Teilen Gemmingens nach einem Unwetter zeigt.  Foto: Hoffmann, Adrian

Am Morgen nach dem Unwetter in Gemmingen wird das Ausmaß der Schäden deutlich. Die Aufräumarbeiten sind in vollem Gange. „Wir sind noch in Schockstarre“, sagt Anke Monninger, Inhaberin eines Blumengeschäfts.

Wasser und Schlamm drangen in die Geschäftsräume, die Zerstörung ist immens. Bis tief in die Nacht seien Helfer hier gewesen, berichtet Monninger mit Tränen in den Augen. Man wisse aktuell noch nicht, wie man weitermache. Wasser- und Schlammmassen waren am Montagabend in Gemmingen eingedrungen. 


Wenige Meter weiter im Murrgässle hat es Familie Hockenberger besonders hart getroffen. Ihr Haus liegt besonders tief, der Schlamm bahnte sich über den Parkettboden im Erdgeschoss seinen Weg. Allein hier geht der Schaden mindestens in die Zehntausende Euro.

Nach Unwetter: Kein Internet und Telefon in vielen Gemminger Haushalten

Eva und Tobias Hockenberger haben ihren Urlaub in Österreich abgebrochen, stehen jetzt fassungslos und voll mit Schlamm vor ihrer Garage. Unklar sei, ob sie hier wohnen bleiben können, sagt Eva Hockenberger. Sie haben kleine Kinder und das Erdgeschoss und Küche sind nicht nutzbar.In vielen Haushalten funktioniert derzeit kein Telefon und Internet. Einsatzkräfte der Feuerwehr sind an zahlreichen Stellen im Einsatz.

Für Gemmingens Bürgermeister Timo Wolf bestätigt sich am Tag nach dem Unwetter, was sich bereits am Vorabend abzeichnete. Es seien noch ein paar weitere überflutete Keller hinzugekommen. Die schwerwiegendsten Schäden entstanden konzentriert im Bereich der Ortsmitte.

Geminngens Bürgermeister Wolf äußert sich nach Unwetter

Wie sich herausgestellte habe, seien nicht die anschwellenden Bäche wie der Staudbach und der Heßlach das Problem gewesen, sondern vielmehr die Wassermassen, die sich auf den Straßen oberhalb Gemmingens sammelten und sich zerstörerisch ihren Weg an den tiefsten Punkt Gemmingens bahnten.

Wolf bleibt dabei: Die Schäden verursacht durch ein Unwetter dieser Art könne man nicht verhindern. Ein 100-jähriges Hochwasser könne das Gemminger Kanalsystem aufhalten – nicht aber ein solches 500- oder 1000-jähriges. Leider seien die Felder blank um diese Jahreszeit, was den Effekt des sich sammelnden Wassers vermischt mit Schlamm noch verstärkt habe.

Noch dazu seien die Wassermassen von zahlreichen Richtungen gekommen, da hätte auch ein weiteres Regenrückhaltebecken nichts genutzt, meint Wolf. Die groben Aufräumarbeiten werden nach Angaben des Bürgermeisters noch Tage andauern, die Feinarbeiten würden sie im Ort noch wochenlang beschäftigen.

Anwohner kämpfen in Gemmingen mit der Schlammflut

Anwohner vor Ort kämpfen am Dienstag mit den Folgen der Schlammflut. Viele arbeiten hart, manche sind entnervt von der Situation. Ein Anwohner sagt: „Die Kanäle sind zu klein.“ Hier müsse dringend etwas gemacht werden. Außerdem habe man an den Ortsrändern über die Jahre zunehmend Fläche verschlissen – siehe Schulzentrum – und jetzt habe es dort oben keine Möglichkeit für das Regenwasser gegeben, vor dem Eintritt in den Ort zu versickern.

Bürgermeister Timo Wolf äußert Verständnis und Betroffenheit für die Situation der geschädigten Anwohner. In der Sache bleibt er klar: „Kein Kanal der Welt hätte dafür gebaut werden können.“

Einsatzkräfte der Gemminger Feuerwehr sowie von umliegenden Wehren schufteten hart. So wie Fabian Höger und David Grupp von der Eppinger Feuerwehr, die schlammverschmiert und verschwitzt in der Straße Meierei stehen. Bis 2.30 Uhr in der Nacht seien sie hier gewesen, um 8 Uhr in der Früh sei es weitergegangen. Gemmingens Feuerwehrkommandant Steffen Ebert ist sogar privat selbst vom Unwetter betroffen – half daheim aber erst am Dienstagmorgen aus.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben