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Eisbaden ist Trend auf Social Media: Worauf man dabei achten sollte

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Bei niedrigen Temperaturen ins kalte Wasser zu steigen, kann gesundheitliche Vorteile bringen, ist aber nicht jedem zu empfehlen. Sportmediziner Leonard Fraunberger erklärt, worauf es ankommt.

Kaltes Wasser ist ein Schock für den Körper: Reinspringen sollte man deshalb vermeiden und lieber langsam reinsteigen.
Kaltes Wasser ist ein Schock für den Körper: Reinspringen sollte man deshalb vermeiden und lieber langsam reinsteigen.  Foto: Girts/stock.adobe.com

Eisbaden liegt voll im Trend, egal ob im See, im Bach oder in der eigenen Eistonne auf dem Balkon. Viele erhoffen sich dadurch eine Stärkung des Immunsystems oder auch eine schnellere Regeneration der Muskulatur – aber hilft Eisbaden hier wirklich? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Social-Media Trend.

Was für gesundheitliche Vorteile kann das Eisbaden mit sich bringen?

"Es kann eine positive Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System haben", sagt Dr. Leonard Fraunberger, Sportmediziner und Kardiologe an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen. Der Körper reagiere auf den Kältereiz mit einer Verengung der Gefäße, die sich nach dem Kältereiz dann wieder erweitern. Damit trainiere man quasi die Muskulatur der Gefäße, was sich auch positiv auf den Blutdruck auswirken könne. Für eine positive Wirkung sei vor allem die Regelmäßigkeit wichtig. "Wir sprechen hier von zwei bis drei Mal die Woche. Das ist wie ein Trainingsreiz, der häufig genug gesetzt werden muss, um einen Trainingseffekt zu haben", erklärt Fraunberger.

Wirkt sich Eisbaden auf unser Immunsystem aus?

Bei richtiger Dosierung und der bereits genannten Regelmäßigkeit könne es das Immunsystem positiv beeinflussen, meint der Kardiologe. "Übertreibe ich, dann ist es wieder soviel Stress, dass es für das Immunsystem negativ ist." Hier gilt es, auf den eigenen Körper zu hören.

Sich in eiskaltes Wasser zu begeben, ist für den Körper eine Extremsituation: Was für Risiken gibt es?

Besonders für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist Eisbaden nicht ungefährlich. "Wer einen Herzklappenfehler hat, schon mal einen Herzinfarkt hatte, unter Bluthochdruck leidet, Durchblutungsstörungen an den Beinen hat, oder auch Diabetes, sollte das nicht machen", erklärt der Experte. Nur gesunde Menschen ohne Herzprobleme sollten Eisbaden.


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Bevor man das erste Mal Eisbaden geht: Was gilt es zu beachten?

"Die Kälte ist erstmal ein Schock. Man sollte nicht reinspringen, sondern langsam reinsteigen", erklärt Fraunberger. Außerdem sollte man niemals allein sein: "Am besten sind drei Personen. Einer badet, einer, der eventuell retten kann und einer, der direkt Hilfe organisieren kann."

Wie lange sollte man sich im kalten Wasser aufhalten?

Es gilt: Je kälter das Wasser, desto kürzer. Um einen Effekt zu erzielen, reicht ein Zeitraum von dreißig Sekunden bis zwei Minuten.

Was sollte man kurz nach dem Eisbaden beachten?

"Was man auf keinen Fall tun sollte, ist, sich ganz schnell aufzuwärmen. Nicht vom kalten Wasser in die Sauna", erklärt Fraunberger. Denn der Körper müsse sich erst langsam wieder selbst aufwärmen. Man sollte sich allerdings direkt abtrocknen sowie trockene und warme Sachen anziehen. Sich langsam aufzuwärmen sei außerdem wichtig, weil das Blut, das sich in Armen und Beinen befindet, nach dem Baden relativ kalt ist. Wärmt man sich zu schnell auf, fließt das kalte Blut zu schnell zurück zum Herzen - was wiederum die Gefahr für Herz-Rythmus-Störungen vergrößert.

Woher kommt der plötzliche Hype des Eisbadens in den Sozialen Medien?

Leonard Fraunberger vermutet, dass es hier darum geht, Grenzen auszuloten. "Wenn irgendjemand behauptet, dass einem etwas guttut, machen Leute das eher nach", vermutet er. Und gerade in den Sozialen Medien werde so etwas schnell gepusht.

Viele Sportler schwören auf die Regenerationseffekte des Eisbadens - zurecht?

"Es gibt keine Studien, die das wirklich beweisen", stellt Fraunberger klar. "Im Fußball wurde hierzu viel geforscht und es gibt keinen Beweis, dass das für die Regeneration günstig ist. Es kann sogar eher negative Auswirkungen haben." Das liege an folgendem Prozess: Nach dem Training ist man ermüdet und weniger leistungsfähig. Diese Ermüdungsprozesse rufen im Muskel eine gewisse Reaktion hervor. Hierbei wandern Immunzellen in die Muskelzellen ein, um diese wieder aufzubauen und den Trainingsreiz zu verarbeiten. Durch Kälte kann es passieren, dass durch eine Verengung der Gefäße nicht genügend Blut in den Muskel kommt und somit auch nicht ausreichend Immunzellen in die Muskelzellen. "Das bedeutet, der Trainingsreiz wird nicht umgesetzt", sagt Leonard Fraunberger.

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