Im Supermarkt und beim Metzger: Mehr Infos zur Fleisch-Herkunft
Verbraucher erhalten an den Kühltheken einen besseren Überblick, woher ein Stück Fleisch kommt. Bei den Kennzeichnungen tut sich demnächst noch mehr – auch in Sachen Tierhaltung.

Auf die Bedeutung der Landwirtschaft machen Bauern bei ihren Protesten zurzeit vielfach aufmerksam – am Dienstag etwa bei einer großen Kundgebung auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart. Die Aktionen sollen weitergehen, wie auch Bauernrpäsident Joachim Rukwied in Ilsfeld sagte. Derweil ändert sich zum 1. Februar (alle Änderungen zum Monatsbeginn gibt es hier auf einen Blick) etwas beim Fleischkauf im Supermarkt und in Metzgereien.
Kunden bekommen mehr Klarheit, woher Steaks und Schnitzel stammen. Von diesem Donnerstag an sind Informationen zum Herkunftsland der Tiere für zusätzliche Fleischwaren Pflicht, wie eine Verordnung von Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) festlegt.
Die Verbraucherzentralen begrüßen die Ausdehnung, fordern aber noch weitergehende Schritte etwa auch für Kantinen und Restaurants. Bei den Angaben zu den Lebensbedingungen, die Tiere einst im Stall hatten, kommen bald ebenfalls Neuerungen auf bekannten Etiketten.
Auf Fleisch-Verpackungen in den Kühlregalen sind schon jetzt diverse Kennzeichnungen und Siegel zu sehen. Dabei interessiert es viele Verbraucher stark, woher Lebensmittel kommen. So halten 82 Prozent Angaben zur Herkunft von Produkten für wichtig oder sehr wichtig, wie eine kürzlich vorgestellte Umfrage im Auftrag des Ministeriums ergab. Özdemir regelt das Ausweiten der Kennzeichnung nun national, nachdem eine in Aussicht gestellte EU-Lösung ausblieb.
Die Kennzeichnungen – auch für unverpacktes Fleisch
- In Supermärkten, Metzgereien, Hofläden und auf Wochenmärkten werden Pflichtkennzeichnungen zum Herkunftsland auch auf unverpacktes Fleisch von Schweinen, Schafen, Ziegen und Geflügel ausgedehnt. Bei verpackter Ware gilt das schon, ebenso bei unverpacktem Rindfleisch.
- Anzugeben sind Aufzucht- und Schlachtland, und zwar mit kleinen Schildern an der Ware oder auch an Bildschirmen. Also zum Beispiel: «Aufgezogen in: Frankreich. Geschlachtet in: Deutschland», wie das Ministerium erläuterte. Waren Geburt, Aufzucht und Schlachtung in einem einzigen Staat, kann es heißen «Ursprung: Deutschland».
- Wird überwiegend Fleisch gleicher Herkunft verkauft, reicht auch ein allgemeiner Hinweis im Laden. Also etwa ein gut sichtbarer Aushang: «Unser gesamtes Schweinefleisch in der Theke hat den Ursprung Deutschland.»
Forderung von Verbraucherschützern: Weitere Lücken bei der Fleisch-Kennzeichnung schließen
Die Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Ramona Pop, sagte der Deutschen Presse-Agentur, Verbraucher interessierten das Ursprungsland und auch die regionale Herkunft. Das Ausweiten der Kennzeichnung sei daher ein Schritt in die richtige Richtung. Es müssten aber weitere Lücken geschlossen werden. «Auch bei verarbeiteten Lebensmitteln wie Wurst oder Salami-Pizza sollte die Herkunft des Fleischs gekennzeichnet werden.»
Außerdem sollten die Herkunftsangaben auf die Gastronomie und die Gemeinschaftsverpflegung in Kantinen und Mensen ausgeweitet werden. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten in der Speisekarte erkennen können, woher das Fleisch auf ihrem Teller stammt, sagte Pop. Das Ministerium hat eine Ausweitung auf die Gastronomie auch schon im Blick. Die Abstimmung eines Entwurfs in der Regierung ist für das Frühjahr angedacht, wie ein Sprecher kürzlich sagte.
Özdemir argumentiert, mit den Herkunftsangaben könnten Verbraucher regionale Wertschöpfung und auch hohe Umwelt- und Tierschutzstandards unterstützen. So eine direkte Schlussfolgerung ziehen indes nicht alle. Verbraucherschützerin Pop sagte: «Die Herkunftskennzeichnung kann Rückschlüsse auf bessere Haltungs- und Produktionsbedingungen zulassen, wenn hierzulande die Tier-, Umwelt- und Arbeitsschutzstandards wesentlich angehoben werden.» Dann hätten auch Landwirte einen tatsächlichen Standortvorteil.
System mit fünf Kategorien zur Tierhaltung
Außer für die Herkunft interessieren sich viele Kunden auch für die Haltung der Tiere. Eine weit verbreitete Kennzeichnung der großen Supermarktketten dazu gleicht sich in diesem Sommer an das künftige staatliche Tierhaltungslogo an. «Das macht es für Verbraucherinnen und Verbraucher einfacher, dass es einheitlich fünf Stufen gibt», sagte Özdemir gerade bei der Agrarmesse Grüne Woche in Berlin. Beide Kennzeichnungen sollen damit weiterhin nebeneinander genutzt werden können, ohne dass es Verwirrung wegen widersprüchlicher Angaben gibt.
Die 2019 eingeführte freiwillige «Haltungsform»-Kennzeichnung» gilt schon für Fleisch und verarbeitete Produkte von Schwein, Rind und Geflügel. Sie hat auf den Etiketten bisher die Zahlen 1 bis 4 für vier Stufen mit wachsenden Anforderungen. In der Stufe 4 «Premium» ist auch Bio-Ware eingeordnet. Mit der Änderung soll sie aufgeteilt und eine eigene Stufe 5 für Bio geschaffen werden. Ein System mit fünf Kategorien hat auch das staatliche Logo, das laut Gesetz 2025 für inländische Erzeugnisse verpflichtend wird. Es soll zunächst mit Schweinefleisch im Handel starten und dann weiter ausgedehnt werden.


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