Der promovierte Volkswirt Dr. Christian Mai war zuerst Doktorand am Bildungscampus Heilbronn, danach Manager bei Lidl – erst in Neckarsulm, dann zwei Jahre lang in den USA. Anschließend ist er nach Berlin zurückgekehrt und managt inzwischen seit fünf Jahren den familieneigenen Werderaner Tannenhof in Werder/Havel. Mai betreibt einen zweiten Hof in Thüringen und hat die Marke Tanntastisch mit allerhand Produkten aus der Tanne gegründet. Unter dem Namen "Tannen-Geflüster" hat er einen Podcast gestartet.
Ex-Lidl-Manager Christian Mai verkauft nun Tannenbäume: "Weihnachten ist krisenfest"
Noch knapp zwei Wochen bis Heiligabend. Stress für Christian Mai auf dem Werderaner Tannenhof vor den Toren Berlins. Im Interview erzählt der ehemalige Lidl-Manager, wie er trotzdem abschaltet.
Noch knapp zwei Wochen bis Weihnachten. Für Christian Mai ist Hochsaison auf seinem Werderaner Tannenhof vor den Toren von Berlin, die Einwohner der Hauptstadt wollen mit schönen Weihnachtsbäumen versorgt sein. Bei allem Stress ist dem früheren Lidl-Manager wichtig zu betonen: "Es geht um die Werte von Weihnachten - "Gemeinschaft, Familie, Liebe, Hoffnung". Das Fest biete bei allen Krisen und Katastrophen dieser Zeit die Chance, sich darauf zu besinnen.
Wenn man die vielen Posts auf Social Media von schön geschmückten Bäumen sieht, bekommt man den Eindruck, die Leute sind in diesem Jahr besonders früh dran mit dem Aufstellen und Dekorieren des Baumes.
Christian Mai: Das stimmt auch. Es ist ein Trend, der seit der Pandemie andauert. Während Corona waren die meisten Läden geschlossen, unsere Weihnachtsbaumstände unter freiem Himmel waren weiter geöffnet. Die Menschen haben in dieser Zeit sehr früh ihren Baum gekauft, vielleicht weil sie die Zeit dazu hatten oder es sich zu Hause besonders schön machen wollten. Das ist so geblieben.
Steht bei Ihnen zu Hause auch schon ein Baum?
Mai: Tatsächlich steht unser Baum seit dem 9. Dezember, das ist neuer Rekord in unserer Familie. Ich musste ihn durchs Treppenhaus in meine Berliner Dachwohnung schleppen (lacht). Bisher hatte ich dort nie einen Baum, um ehrlich zu sein. Ich habe Weihnachten immer bei meiner Mutter in Berlin und meinem Vater in Werder verbracht. Dieses Jahr ist auch für mich ein ganz besonderes Weihnachten. Ich bin Vater geworden und finde es wunderschön, dass meine Partnerin auf einen Baum in unserer Wohnung bestanden hat.

Mit welchen Gefühlen erleben Sie Weihnachten in diesem Jahr?
Mai: Es macht was mit einem, Vater zu werden und die eigene kleine Familie zu haben, dieses Gefühl teile ich mit vielen Millionen Eltern. Für mich geht es jetzt darum, meinem Nachwuchs ein schönes Zuhause zu bereiten, mit Ruhe und Geborgenheit, und von meiner Familie fernzuhalten, was in der Welt Schlimmes passiert. Der Baum gehört einfach dazu. Ich fühle mich auch sofort an meine eigene unbeschwerte Kindheit in Werder erinnert, wenn ich abends nach Hause komme zu meiner Familie und den leuchtenden Weihnachtsbaum sehe.
Sie haben dieses Jahr einen Weihnachts-Podcast gemeinsam mit einer Berliner Rundfunk-Journalistin aufgenommen. Wie kam es dazu?
Mai: Mich hat es interessiert, mich mit unterschiedlichen Aspekten des Festes auseinanderzusetzen. Also zum Beispiel dem Lucia-Fest oder den Barbarazweigen. Bei der Recherche habe ich selbst unheimlich viel gelernt. Es war gar nicht schwer, 24 Themen rund um Weihnachten zu finden und zu besprechen. Wussten Sie zum Beispiel, dass die Leute ursprünglich Äpfel als Schmuck an den Baum hängten? Das war dann aber zu teuer, denn Äpfel waren wichtige Nahrungsmittel. Also hat man in Thüringen die Christbaumkugel erfunden - die rote Farbe steht übrigens für das Blut von Jesus.
Sie verkaufen nicht nur Weihnachtsbäume, sondern haben einen Hof mit Erlebnis-Gastronomie in Werder in Brandenburg. Wie wirken sich die Krisen auf Ihren Umsatz aus?
Mai: Tatsächlich war es in der Branche ein großes Thema, wie wir die Preiserhöhung für Weihnachtsbäume in diesem Jahr kommunizieren können. Die Preise sind gestiegen, um acht Prozent. Die Leute akzeptieren das aber. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass bei uns jeder, der seinen Baum selbst sägt, einen Glühwein-Gutschein als Jubiläumsgeschenk bekommt. Das gleicht sich ungefähr wieder aus. Vielleicht liegt es auch am Stellenwert von Weihnachten. Wir Menschen brauchen dieses Fest, um uns darauf zu besinnen, was wichtig ist im Leben: die Familie und das Zusammensein. Weihnachten ist in diesem Sinne gewissermaßen krisenfest.