Stimme+
Corona-Pandemie
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Warum Long Covid die Forschung 2023 besonders beschäftigen wird

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Corona-Pandemie und kein Ende: Wie geht es weiter bei dem Mega-Thema der vergangenen Jahre? Experten schätzen die Lage ein.

Ein von einer Corona-Erkrankung genesener Patient bekommt in einer Lungentest-Kabine in einer Rehaklinik die Lungenfunktion gemessen.
Ein von einer Corona-Erkrankung genesener Patient bekommt in einer Lungentest-Kabine in einer Rehaklinik die Lungenfunktion gemessen.  Foto: Uwe Anspach/dpa

Experten sprechen vom Eintreten in die endemische Phase der Corona-Pandemie in Deutschland. Das heißt: Sars-Cov-2 ist nicht vorbei, aber das Virus wütet nicht mehr unkontrolliert in der Gesellschaft. In anderen Teilen der Welt sieht das anders aus: China ist mit dem Ende der strengen Lockdown-Politik gerade in eine neue Welle gestartet. Und die neue Virusvariante XBB.1.5, die sich vor allem in den USA verbreitet, zeigt: Das Virus bleibt aufgrund seiner Mutationsfreude ein andauerndes globales Problem.


Mehr zum Thema

Die SLK-Kliniken in Heilbronn.
Stimme+
Region
Lesezeichen setzen

Patientenversorgung gefährdet? Wie dramatisch die Lage an den SLK-Kliniken ist


Trotzdem könnte 2023 das Jahr werden, in dem Sars-Cov-2 in einer aufgeklärten, breit immunisierten Gesellschaft nur noch koexistiert, als ein weitgehend nicht tödlicher Atemwegserreger unter vielen. Wie schätzen Forschende die Lage ein und welche Herausforderungen bleiben im Umgang mit dem Virus bestehen? Eine Übersicht:

Wird das Sars-Cov-2-Virus in diesem Jahr noch eine Rolle spielen?

Durch den Impffortschritt, die bessere Immunitätslage und das Auftauchen der Omikron-Varianten hat sich die Situation grundlegend verändert, sagt Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. "Das Sars-Cov-2-Virus reiht sich mittlerweile in die große Gruppe der Viren ein, die akute Atemwegsinfektionen verursachen." Die Omikron-Subvarianten, die sich momentan verbreiten, wie die neue Variante XBB.1.5, seien zwar "sehr ansteckend", würden aber nicht zu schwereren Krankheitsverläufen führen. "Daher ist bei weiterer Entwicklung davon auszugehen, dass im Laufe des Jahres 2023 die Test-, Masken- und Isolationspflicht bundesweit abgeschafft werden", meint Kluge.


Mehr zum Thema

Auf einem Kongress in Jena wurden Erfahrungen zu Long Covid ausgetauscht. Die Betroffene Stefanie Nüßlein hat ein Buch darüber geschrieben.
Fotos: dpa/Valerie Blass
Stimme+
Corona
Lesezeichen setzen

Long-Covid-Betroffene erleben oft eine Odyssee durch das System



Was sind die langfristigen Szenarien?

Es sei "höchstwahrscheinlich unmöglich, Sars-Cov-2 vollständig zu eliminieren", sagt Clara Lehmann, Leiterin des Infektionsschutzzentrums an der Uniklinik Köln. "Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass Covid-19 uns auf lange Sicht begleiten wird und dass es sehr unterschiedliche Szenarien gibt, wie sich Krankheit und Virus weiterentwickeln." Es sei davon auszugehen, dass es "zu einem erneuten Überspringen eines Coronavirus aus dem Tierreich auf den Menschen kommen werde", meint Lehmann.

"Der Klimawandel, die rasche Verstädterung und die Abholzung der Wälder erhöhen das Risiko, dass Tausende von Viren von einer Säugetierart auf eine andere übergehen." So steige die Wahrscheinlichkeit, dass eines oder mehrere weiter auf den Menschen übergingen und eine neue Epidemie verursachten.


Welche großen Herausforderungen im Umgang mit der Krankheit bleiben bestehen?

Long und Post Covid zu verstehen und zu behandeln bleibe die große Aufgabe, sagen die Forschenden. Etwa zehn Prozent der Menschen leiden nach einer Covid-19-Erkrankung unter anhaltenden Symptomen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzte im September 2022, dass allein in Europa 17 Millionen Menschen von Long Covid betroffen sind. Im Alltag sind diese Menschen häufig stark beeinträchtigt, sie leiden zum Beispiel auch lange Zeit nach der akuten Erkrankung unter anhaltender Erschöpfung (Fatigue) oder Aufmerksamkeits-, Lern- und Gedächtnisstörungen.


Was weiß man über die Krankheit?

Carmen Scheibenbogen, Leiterin der Immundefekt-Ambulanz an der Charité in Berlin und eine der führenden Long-Covid-Expertinnen in Deutschland, sagt: Inzwischen gebe es einen breiten Konsens, "dass es sich bei Long Covid um eine immunologische Erkrankung handelt", bei der auch weitere Faktoren wie Entzündungen und Autoimmunität eine Rolle spielen. Sie plädiert für "eine rasche Prüfung von bereits verfügbaren Medikamenten in klinischen Studien, um kurative Therapieansätze zu entwickeln". Denn ein Medikament, das Long oder Post Covid heilt, gibt es bisher nicht. Behandelt werden lediglich die Symptome und der Umgang mit der Erkrankung. "Hier ist ein vermehrtes Engagement der Politik und der pharmazeutischen Industrie dringend notwendig."

Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, sagt: "Aus neurologischer Sicht sind die Langzeitfolgen nach einer Coronainfektion das Hauptthema." Es sei klar, dass auch nach einer Infektion mit der Omikron-Variante Post Covid in derselben Häufigkeit auftrete wie bei früheren Varianten. Deshalb "ist auch klar, dass wir es hier zahlenmäßig mit einem riesigen Problem zu tun haben". Stefan Kluge sieht die Weiterentwicklung der Impfstoffe sowie die Frage, ob sich durch Medikamente eine Infektion grundsätzlich verhindern lasse, ebenfalls als "zentrale Forschungsfragen".

 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
Nach oben  Nach oben