Audis neuer A5 im Test – Kurvenjäger und sanfter Gleiter
Wir sind mit dem neuen Audi A5 zu ersten Testfahrten gestartet. Das Modell wird in Neckarsulm gefertigt und ist als Limousine und Avant erhältlich.
Wer kann sich noch an das Jahr 1994 erinnern? Damals kam die erste Playstation auf den Markt. Der Tunnel zwischen Frankreich und Großbritannien wurde eröffnet. Und aus dem Audi 80 wurde der Audi A4.
30 Jahre später erfolgt die nächste Namensänderung: Aus dem A4 wird der A5. Wir erinnern uns: Die vollelektrischen Baureihen tragen bei Audi künftig eine gerade Zahl im Namen, die Verbrenner eine ungerade. Gebaut wird der A5 seit Juni im Werk Neckarsulm. Wir sind mit der Limousine (ab 45.200 Euro) und dem Avant (46.850 Euro) zu ersten Testfahrten gestartet.
Neuer A5 im Test: Audi hat den Wagen höher positioniert
Die Unterscheidung zwischen Stromern und Verbrennern ist das eine. Aber auch so soll der Wechsel von A4 auf A5 eine Höherpositionierung der Baureihe verdeutlichen, heißt es aus dem Produktmarketing.
Dafür hat die Technische Entwicklung des Autobauers ziemlich aufgerüstet und stellt den A5 auf eine neue Plattform, die PPC (Premium Platform Combustion). Auf der PPC als Basis werden ab Anfang 2025 auch der neue A7 aus Neckarsulm sowie der nächste Q5 aus Mexiko produziert.
Dynamik und Komfort: Audi A5 beherrscht beides
Man spürt es nach den ersten paar hundert Kilometern deutlich: Audi hat lange an der Abstimmung des neuen A5 gefeilt. Ultrapräzise ist etwa die Lenkung. Grundsätzlich haben die Ingenieure der Limousine und dem Avant ein sehr neutrales Fahrverhalten mit auf den Weg gegeben. Auf langen Autobahnstrecken glänzt er mit sehr hohem Komfort. Es ist aber die im Vergleich zum Vorgänger nochmals deutlich gesteigerte Dynamik, die bei den ersten Testfahrten überrascht.
Zwischen schroff-bewachsenen Bergen schlängelt sich eine schmale Straße durch die französischen Seealpen. Sie führt durch in den Fels geschlagene Tunnel, wartet mit Kurven aller Couleur auf, enge Radien und langgezogene Abschnitte wechseln sich ab. Das Hinterland von Nizza hält unzählige Biegungen bereit, um den A5 auf Herz und Nieren zu testen. Hier zeigt sich, wie leichtfüßig und agil sich der Neue aus Neckarsulm durch Kurven treiben lässt.
Die hohe Dynamik verdankt er unter anderem einer hecklastigeren Verteilung der Wankabstützung und einer steiferen Anbindung der Hinterachse. Mit dem optionalen Sportfahrwerk liegt die Karosserie zwei Zentimeter tiefer. In Kombination mit der Dämpferregelung ist eine noch größere Spreizung zwischen Dynamik und Komfort möglich.
Deutlich dynamischeres Design
Zurück von der Testfahrt. Was augenscheinlich sofort auffällt, ist das deutlich dynamischere Design. Der Singleframe-Kühlergrill ist flacher und breiter, dazu gibt es eine stark modulierte, kraftvolle Motorhaube. Unverkennbar ist der Blick dank des digitalen Tagfahrlichts mit LED-Technik. Die Scheinwerfer gehen im Blech weit ums Eck und neigen sich zu den Rädern hin. Seitlich zeigt sich der A5 mit einer flachen, dynamischen Linienführung.
Auffällig sind die Türgriffe, die fast mit der Karosserie verschmelzen. Praktisch ist, dass es hinten eine Kombination aus richtig großer Heckscheibe und Kofferraumklappe gibt, die sich auch bei beiden Karosserievarianten serienmäßig elektrisch öffnet. „Meine persönlichen Highlights sind der neue, flache Singleframe mit Wabengitter und die digitalen OLED-Heckleuchten der nächsten Generation“, sagt Designer Jakob Hirzel, der federführend die Optik des A5 gestaltet hat.
Rundherum neue Lichtelemente
Apropos Licht und Heck: Hinten haben sich die Designer mit Audis Lichtchef Stephan Berlitz eine komplett neue Gestaltung einfallen lassen. Das Heck darf durchaus als Schokoladenseite der A5-Modelle bezeichnet werden. Da ist zum einen das schmale, durchgängige Leuchtenband.
Highlight sind rechts und links die OLED-Heckleuchten, also organische Leuchtdioden, mit rund 60 Segmenten pro digitalem Panel. Damit lassen sich unterschiedliche Inszenierungen des Lichts aktivieren, zum Beispiel beim Entriegeln oder Verlassen des Fahrzeugs. „Wir haben eine aktive digitale Lichtsignatur. Das Licht ist quasi in Bewegung und vermittelt eine neue Form von Lebendigkeit“, sagt Stephan Berlitz.
Mehr Platz für die Passagiere
A5 Limousine und Avant sehen aber nicht nur besser aus als ihre Vorgänger, die noch auf den Namen A4 hörten. Die beiden Fahrzeuge bieten auch mehr Platz. Beide Varianten strecken sich nun auf 4,83 Meter Länge, ein Plus von 6,7 Zentimetern. Der Radstand, also der Abstand zwischen den beiden Achsen, ist auf gut 2,90 Meter gewachsen (+ 6,8 Zentimeter).
Davon profitieren vor allem die Passagiere in der zweiten Reihe. Dort geht es nun deutlich luftiger zu und selbst Großgewachsene bringen ihre Beine besser unter. Der Kofferraum der Limousine fasst 445 Liter, maximal sind es 1299 Liter nach Umklappen der Rückbank. Das Gepäckabteil des Kombis fasst 476 bis 1424 Liter.
Digitales Cockpit mit großen Bildschirmen
Innen setzt Audi auf ein vollständig digitales Cockpit (11,9 Zoll), das fließend in ein 14,5 Zoll großes Curved Display, also einen gewölbten Bildschirm übergeht und stark dem Fahrer zugeneigt ist. Die Darstellung ist gestochen scharf, vieles lässt sich selbst konfigurieren, und der Besitzer kann Favoriten hinterlegen wie zum Beispiel häufige genutzte Telefonnummern oder Ziele für das Navi.
Die wichtigsten Funktionen für die Klimaautomatik sind grundsätzlich im unteren Bereich des großen Displays fest hinterlegt. Auf Wunsch lässt sich für den Beifahrerplatz ein eigenes 10,9-Zoll-Display ordern. Der Passagier dort kann dann zum Beispiel einen Film schauen. Der Clou dabei: In den Kopfstützen befinden sich Lautsprecher, so dass jeder an seinem Platz nur das hört, was ihn betrifft. Zudem sieht der Fahrer nicht, was auf dem Beifahrer-Display angezeigt wird, damit er nicht abgelenkt wird. Auf eine neue Ebene hebt Audi die Sprachsteuerung. So kann man sich mit dem A5 fast wie mit einem Menschen unterhalten. „Öffne das Fenster einen spaltbreit." „Mir ist kalt.“ „Suche ein Restaurant in der Nähe.“ Rund 800 Funktionen sind so ansteuerbar. Das System lernt mit der Zeit und passt sich an.
Neue Motorengeneration mit Vier- und Sechszylindern
Erhältlich sind A5 Limousine und Avant mit Front- und Allradantrieb quattro. Zur Markteinführung im November gibt es zwei Benziner, den Vierzylinder 2,0 TFSI in zwei Leistungsstufen mit 110 kW/150 PS (Frontantrieb) und mit 150 kW/204 PS (Front- und Allradantrieb). Einziger Diesel zur Markteinführung ist der 2,0 TDI mit 150 kW/204 PS (Front- und Allradantrieb). Integriert ist ein 48-Volt-Bordnetz, das mittels eines Triebstranggenerators (TSG) in der Stadt kurze elektrische Fahranteile ermöglichen und bis zu 0,4 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer sparen soll. Der TSG kann bis zu 18 kW/24 PS elektrische Leistung beisteuern, beim Verzögern speist er bis zu 25 kW zurück in die Batterie. Der neue, in Neckarsulm entwickelte Drei-Liter-Sechszylinder mit 270 kW/367 PS Leistung ist der S5 Limousine und dem S5 Avant vorbehalten. Fürs nächste Jahr hat Audi zwei Plug-in-Hybride angekündigt. Sie sollen eine rein elektrische Reichweite von mindestens 100 Kilometern ermöglichen. Die Verbrauchswerte für die verfügbaren Motoren gibt Audi mit 4,7 bis 7,9 Litern an (CO2-Ausstoß: 124 bis 180 g/km).
Auf den ersten Testfahrten war die Autostimme die längste Zeit mit der Limousine und dem 2,0 TFSI in der stärkeren Variante mit Allradantrieb unterwegs (Preise ab 54.350 Euro). 150 KW/204 PS Leistung reichen mehr als aus, um mit dem A5 flott, aber auch effizient unterwegs zu sein. Klangvoller ist freilich der Sechszylinder aus den S-Modellen, dafür lässt sich bei gemütlicher Fahrweise und Autobahntouren erleben, wie sehr Audi den Verbrauch seiner neuen Motoren optimiert hat. Wer vorausschauend unterwegs ist und seinen rechten Fuß im Griff hat, kommt im Schnitt mit 7,1 Litern (CO2-Ausstoß: 161 g/km) über die Runden.
Produktion im Werk Neckarsulm
In der zweiten Juni-Woche ist im Audi-Werk Neckarsulm der Produktionsstart für den neuen A5 erfolgt. Auf einer Fläche von etwa 16 Fußballfeldern arbeiten im Karosseriebau etwa 1300 Beschäftigte, zudem kommen 2900 Roboter zum Einsatz. Erstmals im VW-Konzern werden bei einer Baureihe alle Anbauteile inklusive Kotflügel verschiedener Karosserievarianten vollautomatisiert angebaut. Eine Weltneuheit sei das nahezu schmauchfreie Fixieren. „Dabei werden verklebte Bauteile, wie zum Beispiel Türen, mit kleinen Lötpunkten fixiert, um ein Verrutschen der Innen- und Außenteile zu verhindern“, erklärt Werkleiter Schulze. Bisher mussten zahlreiche gelötete Fixierpunkte gereinigt werden, da Schmauch korrosiv ist. Schulze: „Das neue Verfahren verhindert die Schmauchanhaftung dank einer rotierenden Gasströmung nahezu komplett.“ Mit der Erneuerung der Lackiererei setzt der Standort energie- und ressourcensparende Technologien ein. Bei der Fertigstellung im neuen Jahr soll die Lackiererei zu den modernsten und umweltfreundlichsten Anlagen in der gesamtem Automobilbranche zählen.
Nach vielen Jahren der Unterauslastung soll im neuen Jahr am Standort Neckarsulm die Trendwende gelingen, wenn A5 und A7 vollumfänglich verfügbar sein werden. Bei Anläufen ist es üblich, dass sich die Stückzahlen stetig steigern, um die Prozesse und Abläufe sauber einzuspielen. Dem Vernehmen nach könnte die Zahl der gefertigten Fahrzeuge 2025 unter optimalen Umständen auf mehr als 230.000 Einheiten steigen.