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Audi R8 und E-Tron GT: Zwei Ikonen aus Heilbronn

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Die beiden Audi-Sportwagen R8 mit Verbrennungsmotor und der vollelektrische E-Tron GT laufen am Standort Böllinger Höfe gemeinsam vom Band. Was können die beiden Autos und können die Mitarbeiter beide fertigen?

Sportliche Speerspitzen von Audi: R8 (links) und E-Tron GT vor dem Standort Böllinger Höfe in Heilbronn. Foto: Audi
Sportliche Speerspitzen von Audi: R8 (links) und E-Tron GT vor dem Standort Böllinger Höfe in Heilbronn. Foto: Audi  Foto: Audi

Staunende Blicke, aufgeregte Diskussionen - und sehr viel Applaus. Als am 27. September 2006 beim Autosalon in Paris das Tuch vom Fahrzeug gezogen wurde, rieben sich Konkurrenz und Fachwelt die Augen. Ein reinrassiger Sportwagen von Audi? Das hatte man der Marke zu dem Zeitpunkt nicht zugetraut. Die Weltpremiere des R8 war damals der vorläufige Höhepunkt in den Bemühungen des Unternehmens, das behäbige Image abzustreifen und zur sportlichen Premiummarke aufzusteigen.

Heckantrieb für mehr Dynamik

Viel Zeit ist seitdem vergangen, der R8 wie einst der TT zur Ikone gereift. Während die erste Generation des Sportwagens noch direkt im Werk Neckarsulm produziert wurde, läuft die Fertigung des aktuellen Modells am Standort Böllinger Höfe in Heilbronn. Verantwortlich dafür ist die Tochterfirma Audi Sport GmbH.


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Sportliche Speerspitze des Modellprogramms ist der R8 mit Heckantrieb - oder um es vollständig zu schreiben: R8 Coupé V10 Performance RWD. Was sperrig klingt, steht für maximale Fahrdynamik. Am Lenkrad hat man auf kurvigen Strecken bei flotter Gangart etwas mehr zu tun als bei den Varianten mit Allradantrieb. Denn im Unterschied zum R8 quattro, der sich beim Gasgeben ab dem Scheitelpunkt wie auf Schienen aus der Kurve zieht, legt der RWD (Rear Wheel Drive = Heckantrieb) einen leichten Zucker am Heck hin. Beherrschbar bleibt der Zweisitzer aber jederzeit, er lässt sich fast so leichtfüßig wie ein TT bewegen.

Zehnzylindermotor unter Glas

"Wir haben die R8-Familie konsequent Hand in Hand mit unseren Rennwagen entwickelt, denn die Rennstrecke ist das beste Labor", sagt Sebastian Grams, Geschäftsführer der Audi Sport GmbH. "In puncto puristischer Fahrspaß ist der R8 V10 Performance RWD für mich die absolute Spitze in unserem Portfolio."

Optisch sorgt der Sportwagen bis heute für Aufsehen. Nicht nur während der Fahrt, sondern vor allem auch im Stand. Fast wie ein wertvolles Schmuckstück ist der Zehnzylindermotor unter einem Glasdeckel hinter der kompakt gehaltenen Passagier-Kabine platziert.

Als junger Ingenieur beim ersten R8 dabei

Der Benziner leistet 419 kW/570 PS. Als reiner Sauger schätzt der 5,2 Liter große Motor zwar höhere Drehzahlen, doch was er so ab 3500 Touren abliefert, ist nicht nur beim Thema Sound phänomenal. "In meiner Anfangsphase bei Audi durfte ich den Motor der ersten R8-Generation mitentwickeln. Der erste Supersportler, damals noch als V8, das war absolut mutig und für mich als junger Ingenieur hoch motivierend", sagt Grams. "Jetzt als Geschäftsführer unser Audi Sport-Portfolio gemeinsam mit dem Team in die Zukunft zu führen, ist eine unheimlich spannende Aufgabe."

Audi-Chef wünscht sich R8-Nachfolger

Grams verrät nichts, aber es ist ein offenes Geheimnis: im Lauf des nächsten Jahres endet die Produktion für den R8 als Verbrenner. Bis heute ist er mehr als 40.000 Mal gefertigt worden. Was aber bringt die Zukunft? "Wenn es nach mir geht, wird es einen Nachfolger für den R8 geben", sagt Audi-Chef Markus Duesmann. Am liebsten vollelektrisch. "Klar ist: Wir brauchen Ikonen."

Einzigartig im VW-Konzern: R8 und E-Tron GT sind grundverschieden, werden aber auf einer Montagelinie gemeinsam gefertigt.
Einzigartig im VW-Konzern: R8 und E-Tron GT sind grundverschieden, werden aber auf einer Montagelinie gemeinsam gefertigt.  Foto: Audi

In den Böllinger Höfen in Heilbronn fährt neben dem R8 eine weitere Ikone vom Band, eine vollelektrische: der E-Tron GT. GT steht bei dem lokal emissionsfreien Wagen für Gran Turismo. Der Begriff stammt aus dem Italienischen. Gemeint ist damit ein sportliches Auto, mit dem man mitunter lange Strecken zurücklegt. Ein Reisewagen sozusagen. Große Räder, kurze Überhänge, langer Radstand, schlanke Kabine. Auffällig sind die Scheinwerfer (optional mit Laserlicht) und der Diffusor am knackigen Heck. Dynamische Linien hat Designchef Marc Lichte dem 4,99 Meter langen, 1,96 Meter breiten und 1,41 Meter hohen E-Tron GT mit auf den Weg gegeben.

In 4,1 Sekunden elektrisch auf Tempo 100

Im "Basismodell" sorgt je ein Elektromotor an Vorder- und Hinterachse für eine Leistung von 350 kW/476 PS. Im sogenannten Overboost sind es kurzzeitig sogar 390 kW/530 PS. Egal, was man zuvor schon einmal bewegt hat - die Beschleunigung ist mit nichts zu vergleichen. Damit ist aber nicht die Zeit von 4,1 Sekunden gemeint, die der E-Tron GT aus dem Stand auf Tempo 100 benötigt. Es ist die schiere Kraft, mit der die flache Flunder aus dem Stand losmarschiert.


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Eine kurvige Landstraße, vorne knickt die Straße langgezogen nach rechts ab. Einlenken, im selben Lenkwinkel bleiben. Wie an der Schnur gezogen durchfährt der Stromer die Kurve. Allradantrieb, Allradlenkung und der tiefe Schwerpunkt machen es möglich. Die Straße wird welliger, hier und da tun sich mächtige Unebenheiten auf, die der Wagen sorgfältig glattbügelt. Die Dreikammer-Luftfederung sorgt für überraschend hohen Komfort

Fünf Minuten laden, Strom für 100 Kilometer

Wie weit man mit dem E-Tron GT mit vollem Akku kommt, hängt ganz von der Fahrweise ab. Eine ausreichend große Batterie bringt er mit einer Kapazität von 93 kWh jedenfalls mit. Klar: Wer die vorhandene Leistung nutzt, kommt nicht in die Nähe der vom Werk angegebenen 488 Kilometer. Dinge wie die geschlossene Front und der verkleidete Unterboden steigern die Effizienz. Im Test sind wir auf rund 390 Kilometer gekommen (Stromverbrauch im Test: 21,7 kWh pro 100 Kilometer). Wer einen Schnelllader auf seiner Strecke nutzt, kommt in der Tat schnell weiter. Wir haben es an einer Ionity-Säule auf der Autobahn getestet, an der wir den E-Tron GT mit bis zu 270 kW laden konnten. Nach etwas über fünf Minuten hat er wieder Strom für rund 100 Kilometer Strecke im Akku. Kurz einen Espresso trinken - und weiter geht es.

1000 Menschen in Produktion beschäftigt

"Ich freue mich riesig über die Resonanz auf den E-Tron GT: Die Nachfrage der Kundinnen und Kunden ist ungebrochen hoch, in den Böllinger Höfen konnten wir die Produktion seit der Integration des E-Tron GT vervielfachen", erzählt Audi-Sport-Geschäftsführer Sebastian Grams. Egal ob R8 mit Verbrennungsmotor oder vollelektrischer E-Tron GT: Beide laufen in den Böllinger Höfen auf derselben Linie vom Band. Rund 1000 Menschen sind in der Produktion in Heilbronn beschäftigt. Und sie arbeiten nicht irgendwo.

Denn die Fertigung zweier so technisch unterschiedlicher Fahrzeuge auf einer Linie ist im VW-Konzern einzigartig. Die Produktionstakte der beiden Wagen müssen aufeinander abgestimmt werden, ganz wie bei einem guten Orchester. Für die gemeinsame Fertigung von R8 und E-Tron GT wurde die bestehende Montagelinie von 16 auf 36 Takte erweitert. Jeder Mitarbeiter beherrscht die Arbeit an beiden Fahrzeugen.

80 Prozent Manufakturarbeit beim R8

Die Fertigung des R8 erfolgt zu mehr als 80 Prozent in Manufakturarbeit - so viel wie bei keinem anderen Audi. Vom E-Tron GT wurden bis heute mehr als 15.000 Exemplare gefertigt. Er ist übrigens das erste E-Auto von Audi, das an einem deutschen Standort vom Band rollt. "Als gebürtiger Heilbronner macht es mich einfach stolz, dass hier in unserer Sportwagenfertigung die beiden schnellsten und stärksten Serienmodelle aus zwei Welten entstehen", sagt Sebastian Grams.

Beim Thema Auslieferung geht Audi seit kurzem neue Wege. Ab sofort können Kunden ihren E-Tron GT direkt in den Böllinger Höfen abholen. Bei der sogenannten Individualauslieferung erleben die Kunden hautnah, wie viel Manufakturarbeit und modernste Technik in jedem Fahrzeug stecken. Höhepunkt ist die Besichtigung der Produktionsstätte. Hier sehen sie selbst, wie gefertigt wird. Produktionsleiter Wolfgang Schanz: "Wir realisieren hier ein einzigartiges Zusammenspiel von Handwerkskunst und Smart Factory."
 
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