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„Schon heftig“: U-Boot-Euphorie in Sinsheim am Eröffnungstag von U17

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Besucher im Technikmuseum Sinsheim sind begeistert: Das ausrangierte U-Boot U17 kann nun besichtigt werden. Das sind die ersten Reaktionen aus dem Inneren des Kolosses. 


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Das ausgemusterte Unterseeboot U17 der Bundesmarine ist seit Samstagmorgen geöffnet und fasziniert vom ersten Moment an die Besucher des Technikmuseums Sinsheim. Dass am Eröffnungswochenende viele ehemalige U-Boot-Fahrer vor Ort sind, tut sein Übriges zu einer authentischen Premiere. 

Das Einstiegsluk am Bug des Unterseeboots ist geöffnet. Norbert Lehr steigt vorsichtig die schmale Leiter hinab, die in den stählernen Bauch des Kolosses führt. Der Mann aus Steinkirchen war am Samstag schon reichlich vor 9 Uhr am Museum erschienen, um noch vor dem großen Ansturm an Bord zu gehen. Der Technikfan ist dann auch der erste Besucher, der nach der offiziellen Eröffnung Einblick in das Großexponat nimmt. 


Im Sinsheimer Technikmuseum: U-Boot U17 riecht nach Eisen und Schmierfett

Matthias Wulff vom Verband Deutscher U-Boot-Fahrer nimmt ihn mit in die Röhre aus nichtmagnetisierbarem Stahl. Das Ping der Sonaranlage ertönt in regelmäßigen Abständen. Die Geräusche stammen von U-Boot-Filmen, was dem authentischen Gesamteindruck aber keinen Abbruch leistet. Die Luft in U17 riecht nach Eisen und Schmierfett. Im Torpedoraum erläutert Wulff fachkundig, wie U-Boot-Fahrer unter Wasser ein Handelsschiff erkennen, und warum ein Rudel Delfine den Sonarmaat zur Verzweiflung treiben können.

Im gesamten Exponat sind überraschende Effekte versteckt. So haben Museums-Mechaniker eine Torpedorohr-Klappe durch Plexiglas ersetzt, sodass man durch das Torpedorohr ins Freie blicken kann. Das Seerohr ist auf die Zupolev ausgerichtet, die auf dem Dach der Halle 2 aufgerichtet ist.

"Die Besucher können hier in U17 tatsächlich hautnah erleben, wie U-Bootfahrerinnen und U-Bootfahrer in einem U-Boot arbeiten und leben", hieß es bei einem Pressetermin in U17.
"Die Besucher können hier in U17 tatsächlich hautnah erleben, wie U-Bootfahrerinnen und U-Bootfahrer in einem U-Boot arbeiten und leben", hieß es bei einem Pressetermin in U17.  Foto: Berger, Mario

In der Kommandozentrale von U17 können Besucher das Manöver „Alarmtauchen“ miterleben: Dazu wird die Innenbeleuchtung auf Rot umgeschaltet, aus versteckten Boxen dröhnt das Geräusch von Wasser, das in die Ballasttanks strömt. Dann die in die Länge gezogenen Silben: „fluuuuuten!“ Der Boden vibriert leicht, es sind Rüttelplatten, die den Effekt realistischer machen.

Besucher gewinnen im Technikmuseum Sinshemi Eindrücke im Bauch des U-Boots U17

Am Heck des U-Boots geht es durch das hintere Luk wieder nach oben an die frische Luft ins Freie. „Toll, super, nur zu empfehlen!“ Norbert Lehr steht die Begeisterung ins Gesicht geschrieben, als er wieder auf dem Steg steht, der das Museumsgebäude mit dem U-Boot verbindet.

Immer mehr Besucher entsteigen jetzt die Stahlröhre. „Die Enge ist schon heftig“, kommentiert Irmgard Mortsiefer, die mit ihrem Mann Bernd, ihrem Sohn und zwei Enkelkindern aus Gummersbach angereist waren: „Die U-Boot-Fahrer müssen schon sehr abgebrüht sein. Unter Wasser kann ja ständig was passieren.“

Platzangst darf man im U-Boot U17 keine haben

Platzangst dürfe man „definitiv nicht haben“. Das sind die ersten Gedanken, die Jürgen Binz aus Mahlberg im Bauch des U-Boots hatte. „So etwas erlebt man nicht jeden Tag“, ergänzt Begleiterin Patricia Lebeau. Sie findet es „fantastisch, dass am Eröffnungstag so viele echte U-Boot-Fahrer da sind.“

Auf dem Weg in den Urlaub am Gardasee machte Familie Caliari aus dem Hunsrückkreis einen kurzen Abstecher. Ohne zu wissen, dass das U-Boot erstmals seine Luken öffnet. „Beeindruckend, wie viele Leute auf so engem Raum leben können“, so Marina Caliari. „Also ich könnte kein U-Boot-Fahrer sein“, bekennt Michael Thaler, der mit seiner Familie aus dem hessischen Friedberg angereist war. „Dafür muss man geboren sein.“

Einer, der tatsächlich dafür geboren ist, ist Markus Zickermann. Der Kapitänleutnant a.D. war Kommandant auf dem baugleichen U28 und diente zuvor als Offizier auf U17. „Sehen Sie hier, das war tatsächlich meine Kajüte“, so das Mitglied des Verbands Deutscher U-Boot-Fahrer. Als Kommandant war er maßgeblich an der simulierten Versenkung eines US-Flugzeugträgers beteiligt.

Das erfolgreiche Trainingsmanöver eines vergleichsweise kleinen deutschen dieselbetriebenen U-Boots gegen die hochgesicherten amerikanischen Einheiten wird in U-Boot-Kreisen als Prestigeerfolg à la „David gegen Goliath“ gefeiert. Mit dem Sinsheimer Boot U17 war Zickermann 1997 neben der Freiheitsstatue in New York vorbeigeschippert. Eine gerahmte Erinnerungstafel hat der U-Boot-Fahrer von zuhause mitgebracht. Sie hat in der Offiziersmesse von U17 einen guten Platz gefunden. 

Ein alter Bekannter nippt im Schatten des Boots an einem Becher Kaffee

Auf dem Innenhof des Technikmuseums nippt Frieder Saam an seinem Kaffeebecher. Er ist der Fahrer des Lkw, der das 48 Meter lange Stahlungeheuer von Haßmersheim aus über Autobahn und Landstraßen quer durch den Kraichgau bis nach Sinsheim bugsiert hat. Am Samstag hatte er eine wesentlich kleinere Fuhre im Schlepptau: Ein Kleinst-U-Boot „Biber“ aus dem Zweiten Weltkrieg, Leihgabe des Schwester-Museums Speyer.

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