Kirchardt sucht Investor für Windkraftanlage im Haftenwald
Bei der Einwohnerversammlung informiert die Gemeinde über den Stand der Windkraftanlage. Noch ist vieles unklar. Sicher ist: Bis zur Realisierung ist es noch ein weiter Weg.

Meist ist Elternabend, wenn Erwachsene in die Birkenbachschule strömen. Diesmal zog die Einwohnerversammlung die Bürger an. Die handelte vom im Haftenwald geplanten Windenergiepark, und etwa 100 Leute nahmen teil. Fast alle Gemeinde- und Ortschaftsräte, einige Mitglieder der Bürger-Energiegenossenschaft Kraichgau, die das neue Seniorenheim und umliegende Gebäude mit Strom versorgt, und zahlreiche Kirchardter, Berwanger und Bockschafter wollten sich informieren und mitreden.
Gemeinde hofft auf zusätzliche Einnahmen
Bis 2025 müssen wegen des Klimawandels 1,8 Prozent der Fläche Baden-Württembergs für Windkraft genutzt werden. In Kirchardt ist genug Wind, um Windräder auch wirtschaftlich betreiben zu können. Gemeinderat und Verwaltung seien seit geraumer Zeit dabei, einen Windpark in dem Teil des Haftenwalds zu überdenken, der auf Kirchardter Gemarkung liegt, erklärte Bürgermeister Gerd Kreiter. Da es sich um Gemeindewald handle, würden Einnahmen daraus der Gemeinde zugutekommen, so Kreiter. Sie seien dadurch "ein Benefit für die Allgemeinheit".
Kommunalberatungsgesellschaft hat den Auftrag, Investoren zu suchen
Ob nur eines oder viele Windräder gebaut würden, sei nicht klar, das entscheide sich im Lauf konkreter Planungen. Nächster Schritt werde nun das Interessebekundungsverfahren sein. Damit soll geklärt werden, ob es überhaupt potenzielle Investoren gibt. Die Kommune hat die Kommunalberatung Rheinland-Pfalz damit beauftragt, das Verfahren durchzuführen und Bieter zu finden, die den Windpark errichten und das Areal von der Gemeinde pachten möchten.
Kommunalberater Dennis Sartorius und Christiane Freitag von Energiedialog Baden-Württemberg führten durch den informativen Abend. Die Vergabe des Windpark-Auftrags erfolge vergaberechtsfrei, also an andere Vergabeverfahren angelehnt, aber freier für die Gemeinde. Dabei könne es mehrere Verhandlungsrunden geben, so Sartorius. Die Gemeinde sei aber "immer Herrin der Lage" mit möglichst kleinem Risiko.
Der Kriterienkatalog der Gemeinde solle daher auch die Gewichtung einzelner Faktoren möglichst gut beschreiben. Sartorius schätzte, nach der Submission im Februar stünde der Gewinner des Bieterverfahrens "bis April oder Mai" fest.
Teilnehmer der Versammlung haben viele Fragen und Anregungen
Die Besucher hatten viele Fragen und Anregungen für den Kriterienkatalog - auch zur Größe der Anlage. Nicht die gesamten 170 Hektar Wald würden zum Windpark, beruhigte Kreiter. Hin und wieder fiel in diesem Zusammenhang die Zahl 40, jedoch immer ohne Bestimmtheit. Viele Stimmen legten mehr Wert auf die Qualität der Anlage, denn die Menge der gewonnenen Energie. Die Anzahl der Windräder lege der Betreiber fest, erklärte dazu Bürgermeister Kreiter.
Wie viel Platz ein Windrad brauche, hänge von vielen Faktoren ab, man gehe aber von einem halben Hektar pro Windrad aus, präzisierte Freitag. Falls man die Fläche vergrößern wolle, "müssten sich Fürfeld oder Massenbachhausen andocken", so Kreiter. Denn ein Teil des Haftenwalds liege auf deren Gemarkung. Auch Freiland könne dazu genommen werden. Die Bauzeit schätzte Kreiter auf zwei Jahre. Allerdings dauere das Genehmigungsverfahren für Windparks derzeit sieben Jahre.
Die Besucher wünschten sich einen finanziell leistungsfähigen Windparkbetreiber, Erfahrung sei wichtiger als regionale Herkunft, so der Tenor - um ein chinesisches Unternehmen sollte es sich aber nicht handeln. Einige fanden, der Fokus solle weniger auf Pachteinnahmen als auf Bürgerbeteiligungs-Modellen liegen. Viele wünschten sich behutsamen Umgang mit der Natur. Für die nötigen Eingriffe in die Umwelt sollten Ausgleichsflächen oder -projekte geschaffen werden statt Ökopunkte zu kaufen.