Hunderte feiern trotzdem in Eppingen
An die 1000 Faschingsfreunde feiern am Sonntagnachmittag eine ausgelassene Party in der Eppinger Stadtmitte. Der Leiergassenumzug war eigentlich abgesagt, nachdem eine Woche zuvor eine Frau beim Nachtumzug schwer verletzt worden war.
„So sieht das also aus, wenn die Eppinger keinen Umzug machen“, kommentierte ein Besucher am Rande des Marktplatzes, der am Sonntag voller Menschen war. Dass die Narren die kurzfristige Absage des Leiergassenumzugs nicht einfach hinnehmen, hatte sich angedeutet.
Am Wochenende kursierte eine „Eilmeldung“ im Internet, die zum spontanen „kostümierten Spaziergang“ aufrief. Dass so viel los sein würde, hatte allerdings kaum einer erwartet. Am Freitag hatte das Rathaus bekannt gegeben, dass die traditionelle Parade „aus gegebenem Anlass“ ausfällt - eine Reaktion auf das Hexenkessel-Unglück, das bundesweit Schlagzeilen machte.
Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung und unterlassener Hilfeleistung
Am Samstag vor einer Woche hatte sich eine 18-Jährige schwere Verbrennungen zugezogen, als sie mit den Beinen in einen Kessel mit heißem Wasser geriet. Eine Hexengruppe hatte den von einem Holzfeuer geheizten Kessel auf einem Wagen dabei. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung und unterlassener Hilfeleistung. Dabei gehen die Ermittler von „einer Verkettung unglücklicher Umstände“ aus. Tatverdächtige gibt es nicht, der Ermittlungsstand hat sich laut Polizei seit Freitag nicht geändert.
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"Ein Hauch von '68"
Viele Teilnehmer am Sonntag sahen das spontane Fest als Trotzreaktion auf die Negativschlagzeilen. „Das ist genau die richtige Antwort“, sagte einer der Faschingsfans. Über „einen Hauch von 68 und badischer Revolution“ freute sich der Eppinger Frank Stroh angesichts des spontanen Treibens. Leiergässler Peter Wieser meinte: „Die Eppinger lassen sich eben nicht abhalten.“ Lothar Auchter. Urgestein beim Umzug, und seine Mitstreiter hatten ihre vorbereiteten Mottokostüme angelegt. Mit Parkuhr-Westen nahmen sie die Dauerdiskussion um das Parken in Eppingen auf die Schippe. Einige Faschingsfreunde führten Wagen mit Schildern mit. „Je suis Leiergasse“, war darauf zu lesen oder: „Rettet den Leiergassenumzug.“
Die Eppinger Polizei beobachtete das Treiben gelassen und hielt sich im Hintergrund.