Stimme+
Sinsheim
Lesezeichen setzen Merken

Mit dem Tourist Trophy übers Land

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Eine Ausfahrt voller runder Zahlen: Bei der Heidelberg Historic 2023, 150 Jahre nach Gründung der NSU, sind vier Neckarsulmer Modelle der Audi Tradition am Start. Der TT hat dabei eine besondere Geschichte.

Schöne Kulisse: Der NSU TT vor Schloss Langenzell in Wiesenbach bei Heidelberg.
Schöne Kulisse: Der NSU TT vor Schloss Langenzell in Wiesenbach bei Heidelberg.  Foto: Anja Lang

Hier fühlt er sich wohl, der kleine TT. Sanfte Hügel, schmale Sträßchen, enge Kurven. Ein vorsichtiger Handballenkick auf die Hupe, und schon gibt der Kleine Laute von sich, dass die Oldtimer-Fans am Straßenrand sichtlich in Verzückung geraten. Seine 65 PS sind heutzutage zwar keine Angabe mehr, mit der man beim Autoquartett punkten könnte.

Doch der Prinz von 1971 wiegt leer keine 700 Kilo, und die bringt der 1200-Kubikzentimeter-Motor zügig auf Tempo. So macht diese mit Liebe und Erfahrung ausgesuchte Strecke der Heidelberg Historic richtig Spaß.


Mehr zum Thema

Bis September ist das neue Multifunktionsgebäude C20 fertiggestellt. Mehr als 600 Beschäftigte arbeiten dann dort.
Stimme+
Wirtschaft
Lesezeichen setzen

Audi forscht in Neckarsulm an der Zukunft


Audi griff den Namen TT wieder auf

Wer TT hört, denkt heute in der Regel an den schnittigen kleinen Audi, der dieser Tage seinen 25. Geburtstag feiert - und bald ebenso Geschichte sein wird wie der NSU TT. Für die Heidelberg Historic kommt allerdings nur dieser Vorgänger infrage. Ein Fahrzeug, das Ende der 1960er, Anfang der 70er durchaus auch als Familienauto taugte. Ein Paar PS mehr als bei dem ersten Prinz von 1957 waren angebracht. Es musste ja nicht gleich ein Rennen damit gefahren werden.

Der NSU Wankel Spider ist zeitlos schön.
Der NSU Wankel Spider ist zeitlos schön.  Foto: Anja Lang/ADAC

Von einem Rennen stammt übrigens der Name "TT". "Es steht für Tourist Trophy", erzählt Ralf Friese, der bei Audi Tradition für die Unternehmensgeschichte zuständig ist. "Und die Idee dafür stammt von Artur Westrup, dem damaligen Pressechef der NSU." Westrup erinnerte sich damals an die großen Erfolge, die NSU mit seinen Motorrädern auf dem ebenfalls "TT" genannten Tourist-Trophy-Rennen auf der britischen Insel Isle of Man gefeiert hatte.

Es galt als besonders gefährliches Rennen. Zudem hatte es diesen klingenden Namen, erinnerte wohl auch an "GT", was für Gran Turismo steht und komfortablen Sportwagen vorbehalten ist.

Nur nicht falsch abbiegen

Mit diesem kleinen Bruder eines GT in "tibetorange" sind Ulla Wiesentheit, die Leiterin des Audi-Forums in Neckarsulm, und ich also unterwegs. Irgendwann klappt es auch besser mit den diesmal besonders anspruchsvollen Wertungsprüfungen, die die Veranstalter sich ausgedacht haben.

Alles ist haarklein erklärt im "Roadbook". Doch eine Chance gegen die Profis, die teils mit speziellen Apps und Bordcomputern in die Prüfungen gehen, hat man kaum. Erst recht nicht, wenn man auch nur einmal den falschen Abzweig nimmt.


Mehr zum Thema

Die Prinzen-Parade zur Auslieferung der Prinz 1000L-Vorführwagen 1964 in Neckarsulm. Eine der vielen besonderen Erinnerungen in der "NSU-Story". Foto: Gleichauf
Stimme+
Buchtipp
Lesezeichen setzen

Die Chronik der Neckarsulmer Motorwerke erzählt von unvergessenen Fahrzeugen und vergangenen Zeiten


Was klackert da?

Auf der Alten Brücke in Heidelberg: Ulla Wiesentheit und Christian Gleichauf mit dem TT.
Auf der Alten Brücke in Heidelberg: Ulla Wiesentheit und Christian Gleichauf mit dem TT.  Foto: Audi Tradition

Irgendwann arbeitet sich ein Klackern aus dem Bereich, wo bei anderen Autos der Motor sitzt, in unser Bewusstsein vor. Ulla Wiesentheit schaut im Handschuhfach nach. Nichts. Bei der nächsten Pause wird der Wagenheber im Kofferrraum befestigt. Das Geräusch bleibt. Nach der Kaffeepause über dem Heidelberger Schloss sind Timo Schiemer und Alexander Kok vom Service-Team der Audi Tradition unter dem Auto.

"Der Spurstangenkopf könnte etwas ausgeschlagen sein", meint Schiemer. Aber dieses Klackern würde das dennoch nicht erklären. Vielleicht ist es das Reserverad. Das Wichtigste aber: Es besteht keine Gefahr.

Ein Oldtimer braucht eben Fürsorge. Und: "So ein Auto muss bewegt werden", betont Ralf Friese. "Wenn es steht, geht es kaputt." Das ist auch sein Tipp an alle, die sich mit dem Gedanken tragen, so einen Hüpfer aus dem vergangenen Jahrtausend anzuschaffen. Ohne die Hilfe von Freunden in einem der NSU-Clubs gehe es wohl nicht. Und: "Lieber für einen Guten etwas mehr hinlegen, als einen billigen schlechten kaufen." Sonst wird es am Ende doch noch teuer.

Friese: Der Wankel im Ro80 war nicht so schlecht wie häufig behauptet

Im Prinz liegt ein Feuerlöscher bereit. Benötigt wurde er glücklicherweise noch nicht.
Im Prinz liegt ein Feuerlöscher bereit. Benötigt wurde er glücklicherweise noch nicht.  Foto: Audi Tradition

NSU ist in diesem Jahr omnipräsent. "Audi ist in diesem Jahr, in dem wir 150 Jahre NSU feiern, standesgemäß natürlich mit vier NSU-Modellen am Start", sagt Ulla Wiesentheit. Mit dabei sind neben dem TT auch der kleinere Prinz 1000, ebenfalls von 1971, mit 40 PS, der alfarote Wankel Spider von 1968 mit 48 PS und der Ro80 von 1975 mit 115 PS.

Das ist auch der Liebling von Ralf Friese. "Das Design wurde schon 1963 geschützt, damals war es ähnlich futuristisch wie zehn Jahre zuvor der Citroen DS", sagt der Oldtimer-Liebhaber. Und die Legende, dass ständig der Wankelmotor kaputtgegangen sei, stimme auch nicht. "Man ist eben in die Luxusklasse vorgestoßen, da gab es ein anspruchsvolleres Publikum."

Als dann die Berichte von den ersten Ausfällen durch die Presse gingen, hätten eben fast alle einen neuen Motor haben wollen. "Man hat das nachgeprüft. Sehr viele der ausgetauschten Motoren waren vollkommen in Ordnung."

 
Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben