Die Chronik der Neckarsulmer Motorwerke erzählt von unvergessenen Fahrzeugen und vergangenen Zeiten
"Die NSU-Story" zeichnet minutiös den Aufstieg und Fall der Neckarsulmer Motorenwerke nach. Zum 150. Geburtstag gibt es eine Neuauflage der Chronik. Detailreich und mit viel Gefühl erzählt sie die Geschichten und die Geschichte des Unternehmens.

Im Laufe ihrer rund 100-jährigen mehr oder weniger eigenständigen Geschichte haben die Neckarsulmer Motorenwerke, die als Strickmaschinenwerkstatt begannen und als Fusionspartner von Audi endeten, unvergessene Fahrzeuge entwickelt. Das "Enesumobil" gehört dazu. Das Bemerkenswerteste an dem Motor-Dreirad von 1913 war allerdings das Werbeplakat: "Automäßig und Motorradbillig!" Über das Versuchsstadium kam das Gefährt nicht hinaus.
Schilderungen wie diese, illustriert mit passenden Motiven, erzählen viel auch über jene vergangenen Zeiten, als die motorisierte Fortbewegung noch ein Abenteuer an sich war und junge Frauen im langen Kleid und ohne Helm auf dem Sozius transportiert wurden. Gut 50 Jahre später bestand das Abenteuer dann angeblich darin, mit einem Wankelmotor loszufahren.
In der Geburtstags-Chronik der Neckarsulmer Motorenwerke findet man alle Modelle und alle Typen
Es ist eine ziemlich vollständige Chronik, die Peter Schneider zum 150. Geburtstag der NSU (wieder einmal) vorgelegt hat. Detailreich und mit viel Gefühl erzählt er die Geschichten und die Geschichte des Unternehmens. Wer sich für die Modelle interessiert, findet hier vom NSU 1 ½ PS mit Zedel-Motor aus dem Jahr 1902 bis zur NSU K70 Limousine von 1969 alle Typen aufgelistet, inklusive Foto oder – wenn es keines mehr gibt – einer Abbildung.
Man spürt es: Peter Schneider ist fasziniert von der Geschichte der NSU. Seit vielen Jahrzehnten ist der ehemalige Pressesprecher der NSU Neckarsulm und seinem Automobilwerk verbunden, und blieb es auch, als er zwischenzeitlich für andere Autohersteller tätig war.
Umsatz pro Motorwerke-Mitarbeiter gestern und heute
Entwicklungen lassen sich auch an Zahlen festmachen. Knapp 7500 Mitarbeiter in Neckarsulm machten im Jahr 1959 220 Millionen Mark Umsatz, also 30.000 Mark pro Mitarbeiter. Ein Wert, der eine Beteiligung an der NSU in jenen Jahren vielversprechend erscheinen ließ. Zwischen 1957 und 1960 stieg der Kurs der NSU-Aktie von 124 auf 3000 Mark. Bei Audi heute beträgt der Umsatz pro Mitarbeiter 707.000 Euro.
Nicht zuletzt erzählt dieses Buch die märchenhafte Geschichte des kleinen Prinz: "So erschien NSU, die größte Zweiradfabrik der Welt, mit dem Prinz im Herbst 1957 auf der Kleinwagen-Szene." Vorausgegangen war eine Entwicklungsphase, an deren Anfang die Idee stand, ein motorisiertes Dreirad zu entwerfen. Ob die Verantwortlichen dann auf den unglücklichen Enesu-Versuch von 1913 stießen, ist nicht bekannt. Aus dem Motorrad schaffte es am Ende nur der Motor der NSU Max mit seinen 20 PS ins Heck. Ansonsten wurde der Prinz ein ehrliches, kleines Auto, das viele Menschen bis heute lieben.
Buchtipp zu Autos und Motorrädern aus Neckarsulm

Peter Schneider, "Die NSU-Story – Alle Autos und Motorräder aus Neckarsulm" mit 700 Abbildungen aus dem Archiv der Audi Tradition und privaten Archiven. Motorbuch-Verlag. Stuttgart, 2023 (2. Auflage). 416 Seiten. 64,90 Euro.