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Ein Funken Optimismus für Hotellerie und Gastronomie in der Krise

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Hotellerie und Gastronomie versuchen, der Krise mit kreative Ideen zu trotzden. Dabei sind sie auf die Solidarität ihrer Gäste angewiesen. Der Bad Rappenauer Hotelier Michael Ciesléwicz appelliert daher an alle, die lokale Wirtschaft generell zu unterstützen.

Gerichte zum Mitnehmen gibt es bei vielen Gastronomen in der Region.
Gerichte zum Mitnehmen gibt es bei vielen Gastronomen in der Region.  Foto: Plapp-Schirmer, Ulrike

Nach der Schließung des Sonnenhotels in der Bad Rappenauer Salinenstraße im März, hat das Vier-Sterne-Haus Mitte September unter dem Namen Saline1822 wieder eröffnet. Geschäftsführer Michael Ciesléwicz strahlte damals Zuversicht aus. Covid-19 nannte er eine "Herausforderung", die zu schaffen sei, erstens, weil sich die Wirtschaft wieder erhole und zweitens, weil er und sein Team das packen würden.

Restaurant hatte gerade erst begonnen

Zuversicht hat der Hoteldirektor immer noch. Doch ein paar Sorgen sind zwischenzeitlich dazu gekommen. In einem ersten Schritt mussten ab 2. November sämtliche Restaurants schließen. Auch das Salzwerk, das mit seinem neuen Küchenchef Daniel Argañaraz gerade erst an Fahrt aufgenommen hatte.

Jetzt steht ein harter Lockdown im Raum: Hotellerie und Gastronomie sind ohnehin schon gebeutelt.

Mit Speisen to Go, einem Stand vor dem Haus, an dem es Waffeln, Bratwurst, Kaffee und ja, auch Glühwein gibt sowie neuen, kulinarischen Ideen versucht Michael Ciesléwicz alles, um sich und seine 20 Festangestellten gut durch die Krise zu manövrieren. "Wir haben es hier mit vielen Unbekannten zu tun", sagt er am Mittwochvormittag und hofft, dass wenigstens die Außer-Haus-Angebote erlaubt bleiben. Für Silvester wurde das Menü gerade entworfen.


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Die Kunden, sagt Michael Ciesléwicz, würden sich mit der Gastronomie solidarisch erklären, Mittagstisch und Abendessen bestellen, Kuchen und Torten am Samstag und Sonntag abholen oder zu Weihnachten Gutscheine verschenken. Es seien vor allem "diejenigen, die auch zu uns ins Restaurant gekommen wären." Allerdings will Ciesléwicz diese Aussage nicht allein auf die Gastronomie bezogen wissen.

Trotz der Einschränkungen üben sich Hoteldirektor Michael Ciesléwicz und sein neuer Küchenchef Daniel Argañaraz (links) in Optimismus.
Foto: Ulrike Plapp-Schirmer
Trotz der Einschränkungen üben sich Hoteldirektor Michael Ciesléwicz und sein neuer Küchenchef Daniel Argañaraz (links) in Optimismus. Foto: Ulrike Plapp-Schirmer  Foto: Plapp-Schirmer, Ulrike

Solidarität, betont er, müsse man derzeit mit allen Teilen der regionalen Wirtschaft pflegen: "Es ist wichtig, jetzt nicht alles online zu machen, sondern zu gucken, dass man diejenigen unterstützt, die man auch sonst um sich haben will."

Außer-Haus ist ein Nullsummenspiel

Den Aufwand für den Außer-Haus-Verkauf nennt Ciesléwicz "brutal hoch", sämtliche Angebote dieser Art seien lediglich ein "Kostenreduzier-Umsatz", eine Aufgabe für die Mitarbeiter und eine der wenigen Möglichkeiten, für die Gäste da zu sein.

Für seine Fachkräfte sei der Außer-Haus-Verkauf vor allem ein psychologisches Thema, "eine Aufgabe und eine Bestätigung, wenn ein Kunde bei der Abholung seines Essens lächelt oder den Bräter zurückbringt und sagt, dass die Gans lecker war." Michael Ciesléwicz ist sich sicher, dass sein Hotel gestärkt aus der Krise hervorgeht.


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Pläne hat er genug: Auf jeden Fall will er wieder ausbilden. "Für mich ist das Thema sehr wichtig. Aber der Lockdown stellt das derzeit in Frage." Ab dem kommenden Jahr will Michael Ciesléwicz auch endlich wieder mehr als 13 Geschäftsreisende - wie am Mittwoch - beherbergen: In dem 2019 eingeweihten 136-Zimmer-Neubau ist das derzeit eine Belegung von zehn Prozent.

Im Mai wurde die neue Betreibergesellschaft gegründet, Eröffnung war am 12. September. Die Eigentümer wollten das Haus nach dem Rückzug der Goslaer Sonnenhotel-Kette als Hotel weiterführen, nachdem sie bereits über die Umwandlung in Seniorenwohnungen nachgedacht hatten.

Mit Ciesléwicz hatten die Investoren um Projektentwickler Joachim Kruck einen Fachmann gefunden und Mitte Juni präsentiert, der in Heilbronn aufgewachsen ist und schon Hotels im In- und Ausland geführt hatte. "Seine Expertise und seine Vorstellungen passen zu unserem Hotel", sagte Kruck damals. Nun muss sich Michael Ciélewicz vor allem als Krisenmanager bewähren. Aber er bleibt zuversichtlich: "Ich gehe davon aus, dass die Gesellschaft 2021 wieder in normales Fahrwasser gerät."

Autohöfe, Hotel und Museum

Auch Daniel Ruscheinsky versucht, der Corona-Krise und der Schließung der Autohof-Gastronomie an der A6-Anschlussstelle Bad Rappenau noch ein paar positive Seiten abzugewinnen. Die Mitarbeiter seien zu einem Team zusammengewachsen, sagt er: "Jeder hilft jedem." Trotzdem hofft er, dass die Krise bald vorbei ist. Erst in diesem Juli ist die Erweiterung des Best-Western-Hotels in Bonfeld an den Start gegangen. Das Bikini-Museum hat eröffnet: "Wir haben da etwas Einmaliges geschaffen", sagt Ruscheinsky.

Das lief erstmal richtig gut: "Doch das Thema Corona wird uns sicherlich noch lange begleiten." Wermutstropfen sind laut Ruscheinsky auch die ausbleibenden staatlichen Hilfen für die Autohöfe. Zwar gelten die als systemrelevant.

Da dort aber keine 80 Prozent der Flächen geschlossen wurden, kommt nichts an. "Wir sind von den Einschränkungen sehr stark betroffen", sagt Daniel Ruscheinsky. Da könne man nur "so optimistisch bleiben, wie"s geht" - und durchhalten: "Das Ganze zieht sich wesentlich länger als gedacht."


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