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Ehepaar aus Bad Rappenau entgeht Whatsapp-Betrug nur knapp

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Eine neue Betrugsmasche beschäftigt die Heilbronner Polizei zunehmend. Die Eheleute Rothfuchs aus Bad Rappenau schildern, wie sie darauf hereingefallen sind.

Diana und Günther Rothfuchs aus Bad Rappenau dachten immer, für eine Betrugsmasche wie den Enkeltrick wären sie nicht anfällig. Jetzt zeigen sie mit ihrem Fall, wie schnell man zum Opfer werden kann.
Foto: Adrian Hoffmann
Diana und Günther Rothfuchs aus Bad Rappenau dachten immer, für eine Betrugsmasche wie den Enkeltrick wären sie nicht anfällig. Jetzt zeigen sie mit ihrem Fall, wie schnell man zum Opfer werden kann. Foto: Adrian Hoffmann  Foto: Hoffmann, Adrian

Die Eheleute Rothfuchs haben vor wenigen Tagen erlebt, wie es sich anfühlt, Opfer von sogenanntem Phishing zu werden. Sie überwiesen per Online-Banking einen Betrag von knapp 4000 Euro an jemanden, der sich per Whatsapp als ihr Sohn ausgab.

Die Rentner aus Bad Rappenau erstatteten Anzeige bei der Polizei. Die Chancen auf Aufklärung sind jedoch gering.

Badische Beamtenbank stornierte Überweisung rechtzeitig

Immerhin hat Günther Rothfuchs den Schaden in letzter Sekunde abwenden können. Die Badische Beamtenbank stoppte auf seine Meldung hin die Überweisung rechtzeitig. Doch der 72-Jährige und seine Frau Diana sind sehr verärgert über das Vorgehen der Betrüger und deren dreiste Masche. "So etwas passiert mir garantiert nicht mehr", sagt die 74-Jährige.

Sie schäme sich nicht dafür, dass ihnen das passiert sei, schildert Diana Rothfuchs. Stattdessen würde sie gerne mit ihrem Beispiel zeigen, wie leicht man in die Falle der Betrüger tappen kann.


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Betrüger schicken Küsschenmund und IBAN

Es geschah am Dienstag vor zwei Wochen, als sie auf ihrem iPhone eine Whatsapp-Nachricht vom Absender "Ich" erhielt. Ein Profilfoto war nicht hinterlegt. Dieser "Ich" gab sich als Sohn der Eheleute aus. "Hallo Mama, ich bin es", schrieb er. "Wollte dir kurz Bescheid geben, dass mein Handy kaputt ist. Das ist meine neue Nummer." Alle abgespeicherten Daten habe er verloren. Diana Rothfuchs reagierte. "Was ist denn passiert? Ist der Chip auch hin?" Dieser "Ich" schrieb: "Handy fallen lassen". Eine Weile später folgte eine weitere Whatsapp-Nachricht: "Ich habe noch ein kleines weiteres Problem." Diana Rothfuchs antwortete: "Was ist das?"

Jetzt verlangte "Ich" nach Geld. "Ich muss noch zwei Rechnungen bezahlen, die ich jetzt nicht zahlen kann. Damit würdest du mir sehr helfen. Das Geld gebe ich dir natürlich sofort zurück, wenn ich meine Daten zurück habe", schrieb er. Diana Rothfuchs reagierte ohne zu zögern: "Ja, sag an." Es gehe um einen Betrag von 3850,75 Euro, schrieb "Ich". Diana Rothfuchs war noch immer nicht skeptisch: "Ich spreche gleich mit Papa." Das mysteriöse "Ich" schickte ein Küsschen-Emoticon und anschließend eine unvollständige IBAN, korrigierte diese erst auf Nachfrage.

Echter Sohn meldete sich schnell

Außerdem bat "Ich" um ein Bild von der getätigten Überweisung. "Und genau das war im Nachhinein der Fehler der Betrüger", sagt Günther Rothfuchs heute und lächelt zufrieden. Denn dieses Bild schickte der Vater seinem Sohn per Email - nicht per Whatsapp - und prompt meldete sich ihr Sohn aus München telefonisch. Ihr Sohn sagte, sein Handy sei gar nicht kaputt und er wollte auch kein Geld haben. Den Eheleuten wurde schlagartig klar: Sie fielen einem Betrug zum Opfer.


In diesem Video haben wir einen Chat nachgestellt, der uns von einem Mann aus Brackenheim übermittelt wurde. Auch er fiel fast auf Whatsapp-Betrüger herein:

 
 
 
 
 
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Günther Rothfuchs rief sogleich bei der Badischen Beamtenbank an, von wo aus er nur wenige Minuten zuvor die Onlineüberweisung veranlasst hatte. Der Überweisungsprozess war trotz "Echtzeit"-Modus aber noch gar nicht abgeschlossen und konnte somit noch storniert werden. Diese schnelle Korrektur innerhalb von Minuten habe Schlimmeres verhindert, ist Rothfuchs überzeugt. Wie wichtig der Faktor Zeit ist, dazu macht die Bank allerdings keine Angaben. Zum Schutz ihrer Kunden lege man die Abläufe nicht offen, teilt eine Sprecherin mit.

Anzeige bei Polizei in Bearbeitung

Noch am selben Tag erstatteten Diana und Günther Rothfuchs beim Polizeiposten in Bad Rappenau Anzeige gegen Unbekannt. Doch bei der Polizei habe man sie zunächst damit vertröstet, dass es einige Wochen dauere, bis der Fall bearbeitet werden könne, sagt Günther Rothfuchs enttäuscht über die Resonanz der Behörde vor Ort.

Ein Sprecher der Heilbronner Polizei, Daniel Fessler, sagt, es könne schwer pauschal beantwortet werden, wie lange die Bearbeitungszeiten bei entsprechenden Anzeigen dauerten. Aber: "Es werden immer und wie bei jeder Straftat sämtliche strafprozessuale Möglichkeiten ausgeschöpft", betont er. Eine Erfolgsmeldung könnten sie als Heilbronner Polizei in Bezug auf das Whatsapp-Phänomen bislang noch nicht verzeichnen.


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Schwierige Suche nach Tätern

Fessler weiter: Hoffnungslos sei die Ermittlungsarbeit jedoch nicht, wenn man die jüngsten Erfolge der Kriminalpolizei Heilbronn beim Enkeltrickbetrug und zu falschen Polizisten in der Türkei betrachte. Auch in diesen Fällen hätten Täter aus dem Ausland agiert. Und das Vorgehen der Betrüger sei beim Whatsapp-Phishing sehr ähnlich wie beim Enkeltrick. Tatverdächtige ausfindig zu machen, gestalte sich auch bei der neuen Betrugsmasche häufig schwierig, so Fessler. Die Tätergruppen agierten vermehrt über das Ausland.

Diana Rothfuchs erklärt, ihr Sohn habe erst kürzlich Möbel für die Wohnung gekauft und höhere Ausgaben gehabt. Deshalb habe sie es sich grundsätzlich vorstellen können, dass er kurzfristig Geld gebrauchen könnte. Und natürlich möchten sie als Eltern ihren Sohn unterstützen. Erst zwei Tage vor Erhalt der Whatsapp von "Ich" sei sie bei ihrem Sohn in München zu Besuch gewesen - und dann das.

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