Das Alte Rathaus in Stebbach wird erneuert
Der Eppinger Zimmermeister und Architekt Joachim Fischer hat dem Gemminger Gemeinderat eine erste Analyse des Alten Rathauses in Stebbach präsentiert. Nun soll es saniert werden.

Stebbach ist nicht reich an historischen Gebäuden. 1961 war der Gemminger Ortsteil Musterdorf des Landes Baden-Württemberg. Der Modernisierung fielen damals zahlreiche ortstypische Gebäude zum Opfer. "Die architektonische Ausgestaltung der heutigen Ortsmitte wird rückblickend als ungünstig und wenig identitätsstiftend betrachtet" heißt es zutreffend in einem Artikel auf Wikipedia.
Ein Kurzfilm des SWR über die Verwandlung eines deutschen Dorfes in Nordbaden ist auf der Website der Gemeinde Gemmingen abrufbar - und absolut sehenswert.
Im Zusammenhang mit der geplanten Überarbeitung der Stebbacher Ortsmitte beschäftigen sich Verwaltung und Gemeinderat nun auch mit der Sanierung des dortigen historischen Rathauses. An dem Fachwerkhaus aus dem Jahr 1755 nagt der Zahn der Zeit.
Gemmingen denkt seit langem an Sanierung

"Die Fachwerksanierung steht seit mehreren Jahren an", sagt Bau- und Rechnungsamtsleiterin Julia Echle. Mit dem Eppinger Architekten Joachim Fischer hat Gemmingen einen Fachmann verpflichtet. Fischer ist Zimmermeister. "Ausgestattet mit einem 30-jährigen Erfahrungsschatz im Zimmererhandwerk setzen wir in der Region neue Maßstäbe in Sachen Ökologie, Konsequenz und Fachwissen in Punkto Holzbau": Mit diesen Worten wirbt er auf seiner Website.
Das derzeit im Obergeschoss als Obdachlosenunterkunft genutzte Gebäude im Herzen Stebbachs hat Fischer nun eingehend untersucht. Das Ergebnis wundert niemanden: Würde man das Fachwerkhaus komplett sanieren und zu einem modernen Wohnhaus umbauen, kämen auf die Gemeinde Gemmingen hohe Kosten zu.
Wie hoch, darauf könne er nach heutigem Stand keine seriöse Auskunft geben, sagte Fischer in der jüngsten Gemeinderatssitzung.
Die Fotos, die er während seiner Präsentation zeigte, sprachen allerdings Bände. Der Westgiebel sieht gut aus. Auf der weniger geschützten Nordseite aber lösen sich Gefache. "Auf den ersten Blick handelt es sich um ein intaktes Gebäude", sagte Fischer. Doch bei genauerem Hinsehen finden sich überall Schimmelstellen. Tatsächlich werde sich erst bei der Maßnahme selbst gänzlich herausstellen, was alles kaputt ist, betonte Joachim Fischer.
Dachziegel sehen aus wie Blätterteig

Vieles, was in früherer Zeit mit falschen Materialien, mit Silkon zum Beispiel, geflickt wurde, sorgt heute für Probleme. "Die Dachziegel sind wie Blätterteig", sagte Joachim Fischer, dabei habe er gedacht, dass das Dach in Ordnung sei. Falsch gedacht: Das alte Rathaus steht am tiefsten Punkt Stebbachs. Fischer vermutet, dass es deshalb im Grundwasser steht. Schnell aktiv zu werden: Dazu rät der Fachmann.
Der Gemeinderat ist sich einig, dass Geld in die Hand genommen werden muss, um die Schäden an der Fassade zu beseitigen. Die wichtigsten Reparaturen am Dach und am Gebälk sollen durchgeführt werden. Das Innere mit Heizung, neuen Fenstern und vielem mehr aber soll erst angegangen werden, wenn die Finanzierung gesichert ist. Bis dahin bleiben die Nachtspeicheröfen erhalten. Die Stebbacher Landfrauen können ihren Raum weiterhin nutzen, so lautet der Wunsch von Gemeinderat und Verwaltung.
"Wir sind in Gemmingen und Stebbach nicht gesegnet mit historischen Gebäuden", sagte Gemeinderat Norbert Handlos und plädierte für den Erhalt des Alten Rathauses. Die Ausschreibung soll von Joachim Fischer vorbereitet und im Juli vom Gemeinderat beschlossen werden.
"Dann wissen wir, wo wir stehen", sagte Timo Wolf. Der Bürgermeister hofft, "dass wir auf entspanntere Baupreise zusteuern". Offen ist, ob das Land die Sanierung bezuschusst. Auch wie das Alte Rathaus in Stebbach künftig genutzt wird, steht noch nicht fest.



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