Kritik an Bundesregierung: Bauern-Staffelfahrt endet mit Großdemo in Sinsheim
1500 Landwirte sind am Donnerstag mit Hunderten von Treckern nach Staffelfahrten in Sinsheim zusammengetroffen. Auf der Kundgebung gibt's Kritik. Die Branche werde "über Gebühr" strapaziert.

Etwa 1500 Landwirte haben am Donnerstag in Sinsheim mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen gegen die Kürzung von Agrarsubventionen protestiert (Stimme.de berichtet in einem Newsblog). Die zentrale Kundgebung fand auf dem Parkplatz gegenüber der Fußball-Arena der TSG Hoffenheim statt.
Die Teilnehmer der Demo waren mit mehr als 1000 Traktoren und etwa 200 sonstigen Fahrzeugen aus drei Richtungen nach Sinsheim angereist. Zur Teilnahme an den Staffelfahrten hatte der Kreisbauernverband (KBV) Rhein-Neckar mit Unterstützung des KBV Karlsruhe sowie des KBV Neckar-Odenwald aufgerufen.
Kritik an der Bundesregierung seitens des Bauernverbands auf der Großkundgebung in Sinsheim
Jürgen Maurer, Vizepräsident des Landesbauernverbands in Baden-Württemberg, kritisierte die Ankündigung der Bundesregierung, die Agrardieselsubvention schrittweise abzuschaffen. "Es wäre staatsmännisch gewesen, diese Beschlüsse wieder zurückzunehmen." Stattdessen werde die Branche "über Gebühr" strapaziert.
Außerdem forderte Maurer, der auch Vorsitzender des Bauernverbands Schwäbisch-Hall-Hohenlohe-Rems ist, für die deutschen Landwirte die gleichen Wettbewerbsbedingungen wie für Landwirte in anderen Ländern Europas. Christian Coenen, Landesvorsitzender des Vereins "Land schafft Verbindung" forderte auskömmliche Erzeugerpreise, Herkunftsnachweise für Nahrungsmittel sowie international harmonisierte Produktionsbedingungen: "Unsere Gesetze müssen auch für die Importware gelten."
Bauernproteste: Am Abend finden Mahnfeuer im Raum Heilbronn statt
Auch aus der Region Heilbronn sind Teilnehmer angereist. Jedoch nicht in Form von Kolonnen, sondern individuell. Zu ihnen zählte der frisch gebackene Landwirtschaftsmeister Birouk Yassin aus Eppingen-Adelshofen. Der 22-Jährige bemängelt die fehlende Planungssicherheit für Betriebe durch ständig neue politische Vorgaben. "Uns Landwirten fehlen die langfristigen Perspektiven, um investieren zu können." Ebenfalls aus Adelshofen war Simon Sitzler gekommen. Der Landwirt hatte sich mit seinem Traktor über Odenheim bis nach Sinsheim durchgeschlagen, um an der Kundgebung teilzunehmen.
In der Region wurde auch zu weiteren flankierenden Aktionen aufgerufen. So führte der Lauffener Ortsbauernverband an der B27 zwischen Lauffen und Kirchheim ein Mahnfeuer durch. Den dritten Tag in Folge machten Landwirte rund um Öhringen auf ihre Sorgen aufmerksam: Ein Mahnfeuer auf einem Acker am Galgenberg war weithin sichtbar.
Weitere Mahnfeuer, teils auch als Traktorschlange in den Weinbergen über dem Kochertal, sind für die kommenden Tage angekündigt, etwa für Niedernhall und Dörzbach. Einzelne Ortsvereine des Bauernverbands in Stadt- und Landkreis Heilbronn wollen nach Information des KBV Heilbronn-Ludwigsburg am Wochenende sowie am Montag mit Mahnfeiern demonstrieren.
Bäuerliche Aktionswoche: Landwirte bereiten sich auf Großdemo in Berlin vor
Die bäuerliche Aktionswoche war im Landkreis Heilbronn am 8. Januar mit einer konzertierten Aktion des KBV Heilbronn-Ludwigsburg und der örtlichen Gruppierung von "Land schafft Verbindung" gestartet. Im gesamten Landkreis kam es zu "Entschleunigungsfahrten" mit Traktoren. Inzwischen suchen regierende Politiker das Gespräch. Am 9. Januar stellten sich Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und Ministerpräsident Winfried Kretschmann beim "Bürgerdialog", zu dem die Grünen-Landtagsfraktion nach Erlenbach eingeladen hatte, den Fragen der Bevölkerung.
Am Montag wollen sich Landwirte aus der Region auch an der Großdemo am Brandenburger Tor in Berlin beteiligten. Der KBV Heilbronn-Ludwigsburg habe dazu einen Bus gechartert, teilt Geschäftsführer Jan Schwarting mit. Die Geschäftsstelle des Bauernverbands Schwäbisch-Hall-Hohenlohe-Rems hat dafür zwei Busse gechartert.
Die Proteste der Bauern sollen ihren Höhepunkt am Montag mit einer Großdemonstration in Berlin haben. Am Rande wollen sich die Spitzen der Ampel-Bundestagsfraktionen mit den Bauernverbänden treffen. Dabei soll es nicht nur um die aktuellen Subventionskürzungen, sondern um die wirtschaftlichen Perspektiven für die landwirtschaftlichen Betriebe gehen.