Adelshofener Container-Kita wird zur Flüchtlings-Unterkunft
Der Eppinger Gemeinderat fasst einen einstimmigen Beschluss: Die Container, in denen während des Wasserschadens der Adelshofener Kindergarten untergebracht war, erhält ein zweites Leben: als Flüchtlings-Unterkunft. Wie das Vorhaben im Gemeinderat diskutiert wurde.

Die Stadt Eppingen reaktiviert die Wohncontainer in Adelshofen für die Unterbringung von bis zu 20 Flüchtlingen. Darauf hat sich der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag einstimmig verständigt. Einige Wochen zuvor hatte es im Stadtteil eine Sitzung des Ortschaftsrates gegeben, in dem das Vorhaben vorberaten wurde.
Ortsvorsteher Steffen Gomer hatte das Thema im öffentlichen Teil behandelt und die Sitzung für Fragen aus dem Publikum geöffnet. Um ein Meinungsbild zu erhalten, stimmte der Ortschaftsrat am 26. April mit acht Ja-Stimmen und zwei Enthaltungen dem Vorhaben der Stadtverwaltung zu. Das Gremium formulierte den Wunsch, bei der Zuweisung vorzugsweise Familien zu berücksichtigen.
Die Kindergarten-Container in Adelshofen werden zur Unterkunft für Flüchtlinge
Die Containeranlage war nach einem kapitalen Wasserschaden im örtlichen Kindergarten Ende vergangenen Jahres als Ausweichquartier errichtet worden. Nach Beseitigung der Schäden im April ist die Anlage nun ungenutzt. Die Mietdauer endet am 31. Oktober. Die Stadt hat die Möglichkeit, das Mietverhältnis um ein Jahr, höchstens aber bis 31. Dezember 2027 zu verlängern. Für die Umnutzung müssen zwei Container, die Kinder-WCs enthalten, gegen andere getauscht werden.
In der Aussprache bekräftigte Eppingens OB Klaus Holaschke, die Kapazitäten zur Unterbringung seien in der Stadt ausgeschöpft, der Zustrom von Flüchtlingen aber weiter ungebremst. Er erinnerte an das Dilemma, dass auch ohne den Zuzug von Geflüchteten in Eppingen Wohnungsknappheit herrsche. Positiv hob er hervor, dass es der Stadt gelungen sei, drei Personalstellen, die mit der Integration von Flüchtlingen befasst sind, wieder vollständig zu besetzen. Darunter befinde sich eine Mitarbeiterin, die neben Deutsch auch fließend Russisch und Ukrainisch spreche.
Was den Ortschaftsrat zur Zustimmung bewogen hat

Laut Steffen Gomer, Ortsvorsteher von Adelshofen, gab es in der entscheidenden Sitzung des Ortschaftsrats eine kontroverse Debatte "mit ein paar Diskussionspunkten". Es habe aber auch viele positive Stimmen gegeben nach dem Motto: "Es wäre schade, wenn die Container ungenutzt bleiben." Den Ortschaftsrat habe letztlich die "überschaubare Zahl" der künftigen Mitbewohner zur Zustimmung bewogen. Adelshofen hat seit der ersten Flüchtlingswelle im Jahr 2015 viel Integrationsarbeit geleistet. Die ersten Menschen waren damals in dem ehemaligen Gasthaus Krone untergebracht worden. 2020 erwarb die Stadt die Immobilie und baute sie für die Anschlussunterbringung um.
Gomer hat Verständnis für Sorgen aus der Bevölkerung, er wirbt aber auch darum, sich in die Flüchtlinge hineinzuversetzen: "Auch diese Menschen habe erst einmal Angst und Vorbehalte, wenn sie zu uns kommen." Gomer selbst hat durchaus positive Erfahrungen mit ehemals Geflüchteten gesammelt. "In unserer Baufirma beschäftigen wir seit 2015 einen Nigerianer." Der Bauarbeiter sei gut integriert und lebe mit seiner Familie längst selbstständig in einer eigenen Wohnung.
Was der OB als "Riesenfehler" bezeichnet
Hartmut Kächele, Fraktionsvorsitzender der SPD, kritisierte, dass die Container-Dörfer in Elsenz, Richen und Rohrbach nach Abebben der ersten Flüchtlingswelle wieder abgebaut wurden. Dem stimmte Holaschke zu. Es sei aus heutiger Sicht "ein Riesenfehler" gewesen. Allerdings seien einschlägige Genehmigungen auf drei Jahre limitiert gewesen.
Kächele dankte dem Adelshofener Ortsvorsteher für dessen Vorarbeit zur Weiternutzung der Containeranlage. Auch die Vorsitzenden der Fraktionen der Grünen und der CDU, Peter Wieser und Klaus Scherer, zollten dem Ortschaftsrat und dessen Vorsitzenden Respekt.
So viele Flüchtlinge hat die Stadt Eppingen schon aufgenommen
Die Aufnahme von Flüchtlingen ist in Baden-Württemberg in drei Stufen geregelt. Für die Erstaufnahme, beziehungsweise den Asylantrag, ist das Land zuständig. Für die vorläufige Unterbringung müssen die Stadt- und Landkreise sorgen. Die Kommunen sind gefordert, wenn es um die Anschlussunterbringung geht. Die Regelung greift nach Abschluss des Asylverfahrens oder spätestens nach 24 Monaten. Die Stadt Eppingen hat mit Stand 15. Juni 397 Flüchtlinge in Anschlussunterbringung. Hinzu kommen 230 Flüchtlinge aus der Ukraine.



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