Extremes Hochwasser: Neuer Damm soll Richen schützen
Sechs Millionen Euro steckt der Zweckverband in einen neuen Hochwasserdamm bei Richen. Als Ausgleich wird die Elsenz im Ort in ihr altes Bett zurückverlegt. Welche Auswirkungen die Baumaßnahme auf Radfahrer und Bahnpendler hat.

Im Elsenztal, südlich von Richen, sind große Baumaschinen im Einsatz. Eine XXL-Bohrmaschine drillt tiefe Löcher in den Boden. Hier werden später mächtige Pfähle aus Stahlbeton hineingegossen. Wo solche Befestigungen im Boden angelegt werden, werden große Kräfte erwartet: Es geht um Wasser, um viel Wasser.
Der Zweckverband Hochwasserschutz Einzugsgebiet Elsenz-Schwarzbach (ZVHWS) rüstet sich mit dem Bau des Hochwasser-Rückhaltebecken (HRB) Richen gegen ein sogenanntes hundertjähriges Hochwasser. Damit bereitet sich der Verband und Eppingen als eine der 23 Trägerkommunen auf künftige Gefahren durch Extremwetter vor. Der Verband war 1997 nach den Überschwemmungen der Jahre 1993 und 1994 gegründet worden.
Wo sich der Damm künftig befindet
Am südlichen Ortsende von Richen, in Sichtweite des Aussiedlerhofs und des Bahnhofs Stebbach, bauen die Spezialisten einen 180 Meter langen und am Fuß bis zu 24 Meter breiten Damm. Das Wasser wird später mit Hilfe eines Auslassbauwerks kontrolliert vom Oberlauf in den Unterlauf abgegeben. Das Bachbett der Elsenz dient dabei zwischen dem Damm und der Höhe der Kläranlage Eppingen als natürlicher Speicher, um die Wassermassen im Falle eines Hochwassers aufzunehmen.
Insgesamt können durch das neue Bauwerk 187.000 Kubikmeter Wasser zwischengepuffert werden. Das gesamte Speichervolumen inklusive der 90.000 Kubikmeter Vorfüllung im Becken beträgt 274.000 Kubikmeter.
Wie riesig das Baufeld ist
Das Baufeld umfasst eine Fläche von zwei Hektar. Um Baufreiheit zu schaffen, ist die Elsenz vorübergehend ein Stück in Richtung Osten verlegt worden. Wegen der notwendigen Eingriffe in die Natur muss der Zweckverband eine Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme vornehmen. Dies geschieht ganz in der Nähe, nämlich in Richen. Dort ist geplant, die Elsenz auf einer Länge von 420 Metern weiter westlich, in die Nähe der Bahntrasse, zu verlegen. Der Fluss wird in Richen dann wieder in seinem ursprünglichen Bett fließen. Hintergrund ist, dass sich das Gewässer bisher durch die ehemalige Mühle zwängt, was es Fischen und anderen Lebewesen erschwert, den Fluss an dieser Stelle zu passieren.
Ziel der Maßnahme sei es, die "ökologische Durchwanderbarkeit der Elsenz in der Ortslage Richen" zu verbessern, heißt es in der Projektbeschreibung des Stuttgarter Ingenieurbüros Wald und Corbe, das seit 1997 mit der Wasserbauplanung des Zweckverbands beauftragt ist.
Wann das Rückhaltebecken fertig wird
Seit Beginn der Bauarbeiten Anfang Mai ist der Elsenztalradweg in Höhe der Baustelle gesperrt. Radfahrer, Landwirtschaftsfahrzeuge und andere Nutzer des Wegs werden mit Hilfe von Schildern um die Baustelle herumgeleitet. Der Radweg wird im Zuge der Bauarbeiten um einen Meter verbreitert. Der Verband rechnet mit einer Bauzeit von zwei Jahren.
"Wir liegen im Zeitplan", versichert Peter Thalmann, Baubürgermeister von Eppingen. Der Radweg werde bereits Ende 2024 wieder freigegeben. In den Sommerferien werde die Bahnlinie zwischen Eppingen und Richen gesperrt, um einen Durchlass für einen Bach zu erweitern, so Thalmann.
Was das Wasserbauwerk komplett kostet
Die Realisierung des HRB kostet inklusive Planung und Grunderwerb sechs Millionen Euro. Davon trägt das Land 70 Prozent. Die restlichen 30 Prozent bezahlt der Verband. "Von der Maßnahme profitieren nicht nur Richen und Ittlingen, die künftig vor Hochwasser besser geschützt sind, sondern alle Kommunen unterhalb davon, bis Neckargemünd", erläutert der Geschäftsführer des ZVHWS, Gerold Werner.
Im Verbandsgebiet befinden sich insgesamt 40 Hochwasser-Rückhaltebecken. Eines der frühesten Exemplare ist im Jahr 2002 in der Nähe der Raußmühle entstanden. "Das ist ein vergleichbares Bauwerk", so Jochen Müller vom Ingenieurbüro Wald und Corbe.



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