Psychisch auffälliger Flüchtling aus Kirchardt ist freiwillig nach Syrien ausgereist
Ein 25 Jahre alter Flüchtling aus Syrien hatte in den vergangenen Monaten aufgrund eines psychisch auffälligen Verhaltens seine Nachbarschaft in Kirchardt-Berwangen verängstigt. Seit Freitag befindet er sich nicht mehr im Land.
Im Kirchardter Teilort Berwangen herrscht Erleichterung über die freiwillige Ausreise eines 25 Jahren alten syrischen Flüchtlings. Der Mann hatte sich in den vergangenen Monaten mehrfach psychisch auffällig verhalten und Situationen herbeigeführt, wodurch sich Nachbarn und Bewohner Berwangens bedroht fühlten. Zuletzt wurde ihm sogar ein Betretungsverbot für den Hof der Grundschule ausgesprochen. Eltern wünschten sicher darüber hinaus, dass ein Securitydienst zu Schulzeiten bereitgestellt wird.
Am Freitag geschah nun tatsächlich das, was seit einigen Wochen im Ort im Gespräch war. Der Mann reiste freiwillig nach Syrien aus. „Wir sind froh darüber“, sagt Bürgermeister Gerd Kreiter. „Einfach deshalb, weil wir nicht gewusst hätten, wie es mit ihm im Ort weitergegangen wäre.“
Immer wieder Einsätze der Polizei in Kirchardt-Berwangen wegen Flüchtling
Bis es überhaupt zur freiwilligen Ausreise kommen konnte, waren eine Reihe von Zwischenschritten notwendig. Dem Flüchtling musste gutachterlich eine Flugfähigkeit attestiert werden. Er musste nach Berlin fahren, um sich beim syrischen Konsulat Reisedokumente zu besorgen. Und wenn er sich am Freitag auf dem Weg in den Flieger doch umentschieden hätte, hätte das so hingenommen werden müssen. Bürger in Berwangen brachte all das zur Weißglut – denn, wenn jemand freiwillig ausreisen möchte, wieso ist das nicht kurzfristiger und unbürokratischer möglich, fragten sich zum Beispiel Eltern bei einem außerordentlichen Elternabend kürzlich in der Berwanger Grundschule.
Wie berichtet, hatte der betroffene Flüchtling in den vergangenen Jahren immer wieder die Polizei auf den Plan gerufen. Er lebte seit 2018 in Deutschland, war damals als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling ins Land gekommen. Kurz vor Weihnachten lief er mit einem gezücktem Messer in die Kirche – wie sich herausstellte, wollte er sich aber offenbar nur selbst damit verletzten. Später soll er eine Mutter im Beisein ihres Sohnes bedrängt haben. Auch noch kurz vor seiner Ausreise gab es einen erneuten Polizeieinsatz. Der Mann hatte in seiner Unterkunft randaliert und war anschließend, wie bereits mehrfach, ins Zentrum für Psychiatrie nach Weinsberg gekommen.
Kirchardts Bürgermeister Kreiter: „Brauchen vor allem Lösungen für Flüchtlinge, die nicht ausreisen wollen“
Freiwillige Ausreisen nach Syrien werden vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und vom Land Baden-Württemberg über ein spezielles Programm gefördert. Förderfähig sind Personen, die in den Zuständigkeitsbereich einer Ausländerbehörde in Baden-Württemberg fallen und nicht selbst über die notwendigen Mittel verfügen. So können unter anderem Reise- und Transportkosten sowie Kosten für die Beschaffung von Reisedokumenten erstattet werden.
Auch in diesem Fall wurde nach Angaben des Heilbronner Landratsamts die Reise vom Land finanziert. Das Landratsamt übernahm die sogenannte Rückkehr-Beratung. Die ausreiseinteressierte Person kann in dieser Beratung einen Förderantrag stellen, über den anschließend das Regierungspräsidium Karlsruhe entscheidet. Das Heilbronner Landratsamt machte mit Verweise auf datenschutzrechtliche Regelungen keine Angaben dazu, ob der Syrer aus Berwangen bei seiner Ausreise finanziell unterstützt wurde.
Kirchardts Bürgermeister Kreiter betont, der Staat müsse aber vor allem Lösungen finden für problematische Flüchtlinge, die eben nicht ausreisen wollten.