Verkehrslärm in Waldenburg ist gesundheitskritisch – Tempolimit auf A6 gefordert
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In Waldenburg soll der Verkehrslärm reduziert werden. Der Gemeinderat diskutiert nicht nur über Tempo 30 in der Ortsdurchfahrt, sondern auch über ein Tempolimit auf der A6.
In der Altstadt ist der Verkehr für die Anlieger zu laut. Deshalb soll hier, wenn es nach dem Gemeinderat geht, Tempo 30 kommen.
Foto: Draskovits, Katrin
Es ist laut in Waldenburg. Und zwar so laut, dass die Stadt einen Lärmaktionsplan beauftragen musste. Hauptgrund ist die A6, auf der täglich deutlich mehr als 8200 Fahrzeuge fahren – ab diesem Verkehrsaufkommen auf der Hauptverkehrsstraße einer Kommune muss ein Lärmaktionsplan erstellt werden.
Da die eigentliche Hauptstraße durch den Waldenburger Ortskern täglich ebenfalls von über 4000 Fahrzeugen genutzt wird, machte die Stadt – freiwillig – die Lärmuntersuchung hier auch gleich mit. Und diese zeigte: Ja, es ist zu laut für die Anwohner. Bei der jüngsten Ratssitzung wird diskutiert, was die Konsequenzen sind.
Lärmaktionsplan für Waldenburg: Kommt Tempo 30 für Ortsdurchfahrt?
Wolfgang Wahl vom Planungsbüro Rapp AG stellt zunächst den Lärmaktionsplan nochmals vor. Diesen zu erstellen wurde bereits im Oktober vergangenen Jahres im Rat beschlossen. Die Stadt ist verpflichtet, den Plan zu erstellen und ihn alle fünf Jahre fortzuschreiben. Mit diesem Plan könnte die Stadt den schon länger gehegten Wunsch, in der Waldenburger Ortsdurchfahrt Tempo 30 einzuführen, durchsetzen. Denn: „Man kann nicht überall Tempo 30 machen, wo die Bevölkerung es will“, stellt Wahl klar. Zunächst müsse man nachweisen, dass durch den Lärm eine Gefahrenlage verursacht wird. Und das ist bei der im Lärmaktionsplan untersuchten L1045, also der Hauptstraße, die durch den Ort führt, an einigen Stellen durchaus der Fall.
Verkehrslärm in Waldenburg ist gesundheitskritisch
Wenn der Verkehr mehr als 65 Dezibel verursacht (siehe Infobox), befinde sich die Lautstärke im gesundheitskritischen Bereich. In der Nacht, zwischen 22 und 6 Uhr, genügen dafür 55 Dezibel. In Waldenburg, so zeigt Wahl auf, liegt der Geräuschpegel für einige Anrainer der L1046 in der Nacht bei 58 und tags bei 68 Dezibel. Tagsüber seien in der Stadt somit 31 Wohngebäude mit 117 Einwohnern von mehr als 65 Dezibel betroffen. Für die von der A6 betroffene Bahnhofsiedlung läge der Pegel sogar bei bis zu 73 Dezibel am Tag und 71 Dezibel in der Nacht. „In der Summe haben wir in der Nacht über 402 betroffene Bewohner mit über 55 Dezibel in Waldenburg“, sagt Wahl.
Maßeinheit Dezibel
Lautstärke wird in der Regel in Dezibel (dB) angegeben. Das ist eine Einheit, die den Schalldruckpegel misst. Die Einheit dB(A) hingegen, die für den Lärmaktionsplan genutzt wird, misst den Schalldruckpegel unter Berücksichtigung der Empfindlichkeit des menschlichen Ohres, denn das ist für bestimmte Frequenzen empfindlicher als für andere. Diese sogenannte A-Bewertung wird meist für besonders belastende Geräusche genutzt, wie etwa Straßenverkehr oder laute Musik. So kann sich ein Schalldruckpegel von 70 dB(A) lauter anfühlen, als ein Schalldruckpegel von 80 dB.
Das Konzept, das Wahl daraus entwickelt: „In der ganzen Ortsdurchfahrt, also von Ortsschild zu Ortsschild, sollten 30 Kilometer pro Stunde gelten.“ Er rät davon ab, nur in einem Teil der Ortsdurchfahrt, etwa der besonders betroffenen Altstadt, auf Tempo 30 zu reduzieren. Ein Schilderwald sei die Konsequenz, an den sich die Autofahrer im Zweifel nicht mehr halten. Nachteile einer Temporeduzierung, also ein Zeitverlust für Autofahrer oder ÖPNV, sei kaum gegeben, rechnet der Planer vor. Dafür viele Vorteile: „Eine erhöhte Aufenthaltsqualität und mehr Verkehrssicherheit, denn sie haben hier Bushaltestellen und Schülerverkehr.“ Zudem schlägt er vor, vor dem südwestlichen Ortseingang aus Richtung Obersteinbach ein Tempolimit von 70 km/h einzuführen, „damit man nicht von Tempo 100 auf 30 bremsen muss“.
Tempo 60 auf der A6 für Lkw
Auch für die A6-Situation bringt Wahl Ideen mit. Denn: Sollte diese, wie geplant, ausgebaut werden,käme ein Lärmschutz. „Aber es weiß keiner, wann es so weit ist.“ Ziel des Lärmaktionsplans sei aber, zeitnah etwas zu tun. Eine dieser Sofortmaßnahmen für die A6 wäre eine Beschränkung auf Tempo 100 für Autos und Tempo 60 für Lkw, „das würde zu einer Lärmminderung von 4,5 Dezibel führen“, führt Wahl aus. Die Gemeinde Kupferzell hatte dasselbe für ihren A6-Abschnitt bereits im Jahr 2023 in ihren Aktionsplan aufgenommen, berichtet er. „Wir könnten das auch machen, dann wäre es auch ein Lückenschluss, mit einer durchgängigen Geschwindigkeitsreduzierung“, so Wahl. „Es ist zwar eine geringe Aussicht auf Umsetzung, auch in Kupferzell, aber wir sollten es mit aufnehmen.“
Dass Kupferzell vergangenes Jahr bereits eineAbsage von der Autobahn GmbH bekam weiß bei der jüngsten Sitzung weder der Waldenburger Rat noch der Planer. Und so wird lange diskutiert. Am Ende entscheiden sich die Räte einhellig für ein ganztägiges und durchgängiges Tempo 30 im Ort sowie für Tempo 70 am Ortseingang. Vier der Räte sind gegen die Temporeduzierung auf der A6. Als nächstes wird der Lärmaktionsplan öffentlich ausgelegt und im zweiten Quartal des Jahres beschlossen.
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