Butter so teuer wie nie – was der Rekordpreis für die Hohenloher Molkerei bedeutet
2,39 Euro kostet ein 250-Gramm-Päckchen Butter der Eigenmarken von Supermärkten und Discountern – so viel wie nie zuvor. Steigen die Preise weiter? Die Hohenloher Molkerei äußert sich zur Lage.
Der vor mehr als zwei Jahren aufgestellte Rekordpreis für Butter ist geknackt. Für ein 250-Gramm-Päckchen Deutscher Markenbutter der Eigenmarken zahlen Kunden bei Supermärkten und Discountern seit dieser Woche 2,39 Euro – also 30 Cent mehr als zuvor. "Das ist der höchste Preis, den es in Deutschland jemals gegeben hat", sagte die Bereichsleiterin Milchwirtschaft der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn, Kerstin Keunecke.
Butter kostet damit zehn Cent mehr als im Sommer 2022, als der bisherige Höchstwert erreicht war. Die Regalpreise für Markenprodukte liegen aktuell ebenfalls höher als damals, wie Daten des Preisvergleichsportals Smhaggle zeigen.
Der Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Hans Foldenauer, hält es sogar für möglich, dass die Butterpreise weiter steigen. Ein schwaches Angebot treffe auf eine aufgrund des Weihnachtsgeschäfts rege Nachfrage. Wann und ob die Preise wieder sinken, hänge von der Entwicklung der angelieferten Milchmengen, den Inhaltsstoffen sowie der Nachfrage in den nächsten Monaten ab, so Foldenauer.
Rekordpreis bei Butter erhöht – Weitere Entwicklung bis Jahresende
Kostet ein Päckchen Butter bald vier Euro? Die weitere Preisentwicklung können Betriebe wie die Hohenloher Molkerei mit Sitz in Schwäbisch Hall zwar nicht exakt voraussehen. Prognosen sind aber möglich – und die weichen von obigen Verbandsangaben ab.
"Da es am Blockbuttermarkt zu einer gewissen Beruhigung gekommen ist und auch an der Butterbörse in Kempten nach dem Höchststand ein leichter Preisrückgang zu verzeichnen ist, könnte dies auf eine Beruhigung hindeuten", sagt der Geschäftsführende Vorstand Martin Boschet auf Nachfrage der Heilbronner Stimme. Es komme nun auch auf die Reaktion der Kunden auf die Erhöhung an. "In der Vergangenheit ist es in der Regel immer zu einer gewissen Kaufzurückhaltung gekommen."
Butter so teuer wie nie – Bauern der Hohenloher Molkerei profitieren
Boschet geht nach aktuellem Stand nicht von einer weiteren Verteuerung im laufenden Jahr aus. " Die jetzt gültigen Preise sind als marktgereicht einzuordnen." Und das heißt für ihn: für Verbraucher verkraftbar. Denn er rechnet vor: Die jetzige Preiserhöhung bei Butter macht 2,24 Euro pro Monat für einen Vier-Personen-Haushalt aus.
Der aktuelle Preis trage dazu bei, "dass die heimischen Milcherzeugerbetriebe ein Einkommen erwirtschaften können, welches es ihnen ermöglicht, auch in Zukunft regionale Milch zu erzeugen, die Landschaft zu erhalten und in noch mehr Tierwohl zu investieren". Ende 2024 werde es in Baden-Württemberg noch rund 4500 Milcherzeugerbetriebe geben, im Jahr 2005 waren es noch 13.500. 2030 sinkt die Zahl seiner Einschätzung zufolge auf 3600 Höfe.
Betriebe, deren Milch an die Hohenloher Molkerei geht, profitieren von der aktuellen Lage. Der Milchauszahlungspreis habe sich laut Boschet rückwirkend ab September um zwei Cent/Kilogramm erhöht. "Bei Erreichen der Haltungsform 3, was in der Hohenloher Molkerei mehr als 80 Prozent der Milchmenge ausmacht, kann damit ein Milchpreis von 52 Cent/Kilogramm erzielt werden." Bereits im August habe es eine Erhöhung um einen Cent/Kilogramm gegeben.
Rekordpreise bei Butter: Das sind die Gründe
Dass Butter teurer wird, zeichnete sich bereits ab. Branchenverbände hatten sich Ende August entsprechend geäußert. Die Gründe für den Preisanstieg sind demnach kleinere Milchmengen, die von den Landwirten geliefert werden, und ein geringerer Fettgehalt in der Rohmilch.
Durch eine hohe Nachfrage nach anderen Milchprodukten wie Käse habe weniger Fett für die Herstellung von Butter zur Verfügung gestanden, wie der Milchindustrie-Verband erklärte. Außerdem sei deutlich weniger Butter importiert worden. Boschet nennt zudem die Blauzungenkrankheit, die den Raum Heilbronn erreicht hat, die aber "vor allem in Norddeutschland unter Rindern grassiert und zu deutlich weniger Milch führt".
Bedingt durch Ukrainekrieg und Energiekrise war Butter bereits im Laufe des Jahres 2022 immer teurer geworden. Der Preis für ein Päckchen der Eigenmarken stieg auf das Allzeithoch von 2,29 Euro, im Sommer 2023 fiel er auf 1,39 Euro. Anschließend ging er erneut in die Höhe. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes zahlten Verbraucher im August 2024 für Butter 41 Prozent mehr als 2020.
Zahl der Milchkühe und Milchviehbetriebe sinkt in Deutschland
Die Zahl der Milchkühe und Milchviehbetriebe in Deutschland ist seit Jahren rückläufig. Steigende Kosten etwa bei der Energie fressen auf Höfen den Gewinn auf. 2023 gab es noch 3,7 Millionen Tiere sowie knapp 50.600 Betriebe. Die weitere Tendenz ist klar – trotz aktueller Rekordpreise. "Der Strukturwandel in der Landwirtschaft lässt sich dadurch keinesfalls aufhalten", sagt Boschet.
Dessen Auswirkungen sind größer und folgenreicher als die aktuelle Preisdebatte. "Die regionale Produktion und auch Verarbeitung von Lebensmitteln geht zurück und muss mit Importen aus anderen Regionen Europas oder der Welt ausgeglichen werden." Das sei "nicht erstrebenswert", so Boschet, da eine "über Jahrhunderte funktionierende Kreislaufwirtschaft gerade bei der Milchproduktion verloren geht".