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Zentrum für Naturheilkunde kommt nicht nach Künzelsau

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Die Kurzzeitpflege wurde schon länger gestrichen, der Bau des Hospizes verzögert sich und wird teurer: Das ambulante Gesundheitszentrum bleibt weiter hinter den Erwartungen zurück.

Das alte Krankenhaus in Künzelsau wird teilweise anderweitig genutzt. Später soll der Bettentrakt abgerissen werden. Die Angebote des ambulanten Gesundheitszentrum sind noch kaum erkennbar.
Foto: Reichert
Das alte Krankenhaus in Künzelsau wird teilweise anderweitig genutzt. Später soll der Bettentrakt abgerissen werden. Die Angebote des ambulanten Gesundheitszentrum sind noch kaum erkennbar. Foto: Reichert  Foto: Reichert

Das Krankenhaus in Künzelsau wurde am 15. November 2019 geschlossen. Damit war die stationäre Versorgung in der Kreisstadt Geschichte. Stattdessen sollte dort ein Gesundheitszentrum etabliert werden, das die klinischen Leistungen zwar unmöglich ersetzen konnte, aber doch vielfältige ambulante Angebote schafft und mit dem zentralen Klinik-Standort in Öhringen vernetzt. Große Erwartungen wurden geweckt, zunächst im Dezember 2018, dann noch einmal im November 2019, jeweils in einer Kreistagssitzung von der federführenden BBT-Gruppe, die seit Mai 2018 Mehrheitgesellschafter der Hohenloher Krankenhaus gGmbH ist.

Viele Künzelsauer ärgern sich

Klar war: Das eine kann schneller verwirklicht werden, das andere dauert wohl etwas länger. Doch dass bis Herbst 2022 so wenig umgesetzt wurde, sich einiges verzögert hat und versprochene Angebote sogar ganz gestrichen wurden, hätte keiner gedacht. Das sorgt für viel Unmut bei den Künzelsauern.

Zentrum für Naturheilkunde sollte Leuchtturm werden

Dass die Kurzzeitpflege nicht kommt, ist schon länger klar. Jetzt steht fest: Auch das Zentrum für Naturheilkunde ist vom Tisch. Es sollte ein medizinisches Alleinstellungsmerkmal sein, das es so in der Region Heilbronn-Franken noch nicht gibt und auch weit darüber hinaus als Leuchtturm wirken sollte. Dahinter steht der Ansatz einer "integrativen Medizin", die einen ganzheitlichen Therapieansatz verfolgt. Sie wendet Naturheilverfahren an, deren Wirkung empirisch nachgewiesen sind und die vor allem Schmerz- und Krebspatienten helfen sollen. "Wir haben uns ganz genau angeschaut, inwieweit das vor Ort umsetzbar wäre", sagt Marc Reggentin, Regionalleiter der BBT-Gruppe.


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Ohne direkte stationäre Anbindung geht nichts

Vorbild sein sollte ein ambitioniertes Modellprojekt in Essen, wo Professor Gustav Dobis eine Klinik leitet, in der unter anderem Naturheilverfahren oder Therapien der Traditionellen Chinesischen Medizin zur Anwendung kommen. Dobis gilt in Deutschland als Pionier auf diesem Gebiet. "Dazu braucht man aber eine stationäre Anbindung", sagt Reggentin. Doch die ist in Künzelsau eben nicht mehr gegeben.

"Wenn es nicht in Verbindung mit einer klinischen Versorgung einhergeht, ist das nicht umsetzbar", hätten Experten der BBT-Gruppe geraten. "Solitär gesehen", also als Teil eines ambulanten Gesundheitszentrums, könne es nicht funktionieren, weil "bestimmte fachliche und medizinische Rahmenbedingungen" erfüllt sein müssten, die den Fokus auf "das gesamte Krankheitsbild" richteten. Könnte ein solches Angebot dann in der neuen Öhringer Klinik geschaffen werden? Dazu will Reggentin noch nichts sagen.


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Kurzzeitpflege wurde ebenfalls gestrichen

Die fehlende Verzahnung von ambulanten und stationären Leistungen an einem Standort ist auch der Hauptgrund dafür, dass die Kurzzeitpflege in Künzelsau komplett aus dem Programm genommen wurde. Sie soll stattdessen in den acht bestehenden Seniorenheimen der BBT-Gruppe im Hohenlohekreis gestärkt werden. Nur: In Künzelsau gibt es gar kein BBT-Seniorenzentrum. Bei der sogenannten "solitären Kurzzeitpflege" hätten maximal 30 Plätze in Künzelsau entstehen können. Das Angebot war vor allem für ältere Bürgern gedacht, die dort sechs bis acht Wochen aufgefangen werden sollten, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wurden.

BBT-Gruppe macht strengere Gesetzeslage verantwortlich

Reggentin beteuert, in allen Fällen "umfangreiche Machbarkeits- und Marktanalysen" in Auftrag gegeben zu haben, um am Ende doch immer zu dem Ergebnis zu kommen: Es ist nicht nur unwirtschaftlich, sondern unmöglich, weil sich die Gesetzeslage seit 2018 grundlegend geändert habe. Die Gesundheitspolitik habe an die ambulante Versorgung "extrem hohe Anforderungen" gestellt, die kaum mehr abgesondert vom stationär-klinischen Bereich erbracht werden könnten.

Investitionskosten für Hospiz wohl deutlich gestiegen

Und was ist mit dem Hospiz für sterbenskranke Menschen und deren Angehörige? Die Baugenehmigung war für diesen Herbst in Aussicht gestellt, lässt aber auf sich warten. Während die Finanzierung des laufenden Betriebs in trockenen Tüchern scheint, sind die Investitionskosten nach HZ-Informationen extrem in die Höhe geschossen. Und dies sei nicht nur auf die derzeit üblichen Preissteigerungen zurückzuführen. Vor zwei Jahren hieß es, das Hospiz könnte 2022 in Betrieb gehen. Im April 2022 war von 2023 die Rede. Jetzt könnte es womöglich erst 2024 oder 2025 so weit sein.


Ambulantes Gesundheitszentrum: Das wurde bis jetzt umgesetzt

Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) als Teil des Gesundheitszentrums ist zwar seit Januar 2021 in Betrieb, aber auf die Zukunft ausgelegt, wenn niedergelassene Ärzte aufhören und es einen Versorgungsengpass geben könnte. Aktuell besteht das MVZ nur aus einem Arzt. Verbesserungen im Rettungswesen wurden erfüllt, der Pflegestützpunkt ausgeweitet. Ein zusätzlicher Notfalldienst wurde gestrichen, weil ihn kaum einer nutzte.

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